Der Genfer Bankenplatz versank zuletzt in einer regelrechten Depression – Bankier Yves Mirabaud forderte gar Elektroschocks, um die Kollegen zu motivieren. Jetzt kommt er auf sein Diktum zurück.

Der wiedergefundene Optimismus der Banken in der Calvinstadt sorgt derzeit weltweit für Schlagzeilen. Diverse Agenturen berichteten von der (gestrigen) Konferenz der Finanzplatz-Organisation Fondation Genève Place Financière, wo Branchenexponenten eifrig Frühlingsgefühle verbreiteten.

So zeigte sich Fondation-Präsident Yves Mirabaud, der auch die gleichnamige Genfer Privatbank präsidiert, überraschend zuversichtlich für die Zukunft: Sowohl Genf wie Zürich sind im weltweiten Finanzplatz-Ranking vom vergangenen September nach oben gerutscht. Die Rhonemetropole befindet sich immerhin wieder auf Platz 15.

2018 Stellen schaffen

Mirabaud ist zudem sicher, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit für die Banquiers am Genfersee nun abgeschlossen ist.

Die traditionelle Umfrage unter den Finanzintermediären stützt den Befund: Demnach sieht die Mehrzahl der befragten Institute positiv in die Zukunft. Die Bilanzen haben sich stabilisiert, und die verwalteten Vermögen sind gestiegen.

Zudem möchten die meisten Banken im Jahr 2018 Stellen schaffen – im Genfer Finanzsektor sind derzeit 35'600 Personen tätig. Die Arbeitslosigkeit wird als stabil angegeben.

Fintech und Nachhaltigkeit als Treiber

Wie anders klang es doch noch vor einem Jahr. Damals forderte derselbe Mirabaud Elektroschocks für seine Kollegen, um sie aus ihrer Lethargie zu rütteln. 2016 hatten die Genfer Banken Hunderte Stellen abgebaut, nicht wenige Institute warfen das Handtuch. Die Banquiers schienen in der Abwärtsspirale gefangen.

Nun soll es also nur noch aufwärts gehen, ist den Finanzplatzvertretern zu glauben. Insbesondere setzt der Finanzplatz dabei auf seine Internationalität und Innovationskraft, sowie auf die Initiativen in den Bereichen Fintech und nachhaltige Investments, wie es weiter hiess.

«Sehr viel Dünger» gefordert

Von Politik und Behörden fordern die Genfer Banken dazu eine Regulation nach Mass, einen besseren Markzugang zum Ausland und eine vorhersehbare Steuerpolitik.

Statt Psychiatrie-Methoden aus dem vorletzten Jahrhundert verlangt Mirabaud für seine Branche jetzt, was auch ein Weinbauer an den Hängen des Léman zu schätzen weiss: Einen fruchtbaren Boden und «sehr viel Dünger».

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