Anleger sollten 2018 ihr Augenmerk auf die Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken richten. Denn da biete sich Zündstoff für einige Überraschungen, ist Franz Wenzel von Axa Investment Managers, überzeugt.

Franz Wenzel ist Anlagestratege für institutionelle Kunden bei AXA Investment Managers. Er schreibt monatlich abwechselnd mit Richard Mooser eine Kolumne für finews.ch.

Anfang 2018 wird Jerome Powell als neuer Chef der US-Notenbank eingeschworen. Man wird davon ausgehen können, dass der Führungswechsel an der Spitze der mächtigsten Zentralbank nicht mit einer substantiellen Veränderung verbunden ist.

Vielmehr wird der neue Notenbankchef die eingeschlagene Richtung auf absehbare Zeit beibehalten. Noch im Dezember steht bereits der nächste Zinsschritt ins Haus. Angesichts der Vollbeschäftigung – die Arbeitslosenquote liegt um die 4 Prozent – kann es kaum überraschen, wenn sich Lohnsteigerungen und in deren Folge auch Inflation bemerkbar macht.

Was sagt Mario Draghi?

Insofern ist der neue Notenbankchef gut beraten, die Zinsen auch 2018 weiter anzuheben und damit die Geldpolitik weiter zu normalisieren. Das reale Potentialwachstum liegt wohl zwischen 1,5 Prozent und 2 Prozent, aber die realen Notenbankzinsen sind nach wie vor negativ. Die Geldpolitik ist damit sicherlich noch immer als sehr expansiv zu qualifizieren. Weitere drei bis vier Zinsschritte in den kommenden zwölf Monaten sind sehr wahrscheinlich. Gleichzeitig wird die US-Notenbank ihre Bilanz reduzieren und parallel zu den Zinserhöhungen die Zentralbankliquidität trimmen.

Mitte 2018 wird sich das Augenmerk verstärkt auf die Europäische Zentralbank (EZB) und die Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi richten. Bis September 2018 wird die EZB ihr Kaufprogramm fortführen und monatlich 30 Milliarden Euro an Staats- und Unternehmensanleihen erwerben. Und dann?

SNB im Kielwasser der EZB

In ihrer Kommunikation hat die EZB keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihr Kaufprogramm Ende September nicht abrupt, sondern schrittweise zurückfahren wird. Zinsschritte sind daher frühestens Ende 2019 diskutierbar, zumal die Inflationserwartungen auf Sicht von fünf Jahren bei lediglich bei 1,7 Prozent.

Die Schweizerische Nationalbank bewegt sich weiter im Kielwasser der EZB. Die aktuelle Frankenschwäche kommt ihr sehr entgegen, war sie doch über Jahre hinweg bemüht, den Aufwertungsdruck mit massiven Aufkäufen von ausländischen Assets abzufedern. Zinsänderungen sind im Moment nicht absehbar. Allerdings wird die Frage nach dem Verkauf von ausländischen Vermögenswerten in den kommenden Quartalen immer wieder die Runde machen.

Wachstumsampeln auf Grün

Gleichwohl wird man aber feststellen müssen, dass 2018 die globale zentralbankinduzierte Liquiditätsflut ihren Zenit erreichen respektive überschreiten wird. Damit zeichnet sich auch das langsame Ende der ultraniedrigen Volatilität ab. Auch wenn die Liquidität nicht von heute auf morgen versiegt, sind Investoren gut beraten, sich über kurz oder lang auf höhere Volatilität einzustellen.

Glücklicherweise stehen die Wachstumsampeln auf Grün. Wir erwarten ein synchrones Wachstum zwischen 3,5 Prozent und 4 Prozent, getragen sowohl von Industrie- als auch Schwellenländern.

US-Wachstum erreicht Zenit

Wir gehen davon aus, dass das US-Wachstum 2018 seinen Zenit erreichen wird. Es sind keine substanziellen wirtschaftspolitischen Stimuli zu erwarten, und der Konsument wird infolge leicht steigender Inflation an Kaufkraft einbüssen, zumal sich die Arbeitsmarktdynamik in den kommenden Quartalen eher abschwächen sollte.

Das Relais muss auf Lohnsteigerungen umschalten, um den privaten Konsum auf Niveau zu halten. Ferner wird den Investitionen, die in den zurückliegenden Jahren eher ein Mauerblümchendasein führten, als Wachstumsmotor eine zentrale Rolle zukommen. Die Unternehmensgewinne, eine notwendige Voraussetzung für Investitionen, wachsen wieder zweistellig und die Produktivität amerikanischer Unternehmen hat mangels nachhaltiger Investitionen gelitten.

Positive Überraschungen

In der Eurozone und auch in der Schweiz kommt dem privaten Verbrauch eine Schlüsselrolle zu. Er wird insbesondere in der gemeinsamen Währungszone von einer sich bessernden Beschäftigung getragen. Echte Investitionsentscheidungen stehen noch aus.

Allerdings zeigt die Vergangenheit auch, dass synchrones Wachstum durchaus Zündstoff für positive Überraschungen birgt und Risikoanlagen ein Fundament bietet. Denn attraktiv bewertet ist kaum eine Vermögensklasse.


wenzel franz 134 192Franz Wenzel gehört seit Oktober 2016 dem Team ‹Multi Asset Client Solutions› von Axa Investment Managers an. Seit Mai 2012 koordinierte er als Chefstratege die Abteilungen makroökonomische Forschung und Investment-Strategie. Zwischen 2005 und 2010 war er stellvertretender Direktor der Abteilung Research & Investment. Wenzel stiess Ende 1997 als Senior Investment Strategist zu Axa IM und war verantwortlich für die makroökonomische Analyse der Eurozone und daran angrenzender Länder. Ab 2000 beschäftigte er sich schwerpunktmässig mit dem weltweiten Aktienmarkt und Rohstoffen als Anlageklasse.

Zuvor hatte er drei Jahre als Chief Investment Officer für das Bankhaus Metzler in Frankfurt/Main gearbeitet. Zu Beginn seiner Karriere war er als Marktstratege und Produktentwickler bei der Commerzbank in Frankfurt/Main tätig gewesen. Von 1985 bis 1988 hatte er einen Lehrauftrag im Fach Banking and Finance an der Universität Würzburg, Deutschland, wo er 1989 in Betriebswirtschaft promovierte.

 

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