Blackrock will das aktive Fondsmanagement mit Hilfe von Algorithmen in die Zukunft führen. In der Schweiz lanciert der Asset Manager nun sechs Fonds aus seiner Spezialeinheit, wie finews.ch erfahren hat.

Als Blackrock im Jahr 2009 das Ishares-Geschäft von der kriselnden britischen Bank Barclays übernahm, galt dies als der grösste und beste Deal, der einem Asset Manager bislang gelungen war.

Denn mit Ishares katapultierte sich Blackrock an die Weltspitze der Vermögensverwalter und sorgte anschliessend, zusammen mit den Konkurrenten Vanguard und State Street, für den unaufhaltsamen Siegeszug des ETF.

Im Barclays-Deal war eine versteckte Perle

Was damals kaum jemand wahrnahm: Mit Ishares kaufte Blackrock auch eine kleine Investment-Boutique, die Barclays in San Francisco aufgebaut hatte: Systematic Active Equity (SAE).

Dort verfolgte eine verschworene Truppe von Computer-Nerds quantitative Investmentstrategien. Das heisst, mit dem Einsatz von Hochleistungsrechnern, Daten und Algorithmen suchte das Team im globalen Aktienuniversum nach Renditeperlen.

SAE soll das aktive Fondsmanagement voranbringen

Heute ist das SAE-Team der wohl grösste Hoffnungsträger im aktiven Fondsmanagement von Blackrock. Die auf 80 Leute angewachsene Einheit hat inzwischen auch in London eine Präsenz und managt inzwischen deutlich über 100 Milliarden Dollar Kundengelder.

Im vergangenen Jahr erhielt SAE quasi den Ritterschlag von Blackrock-Chef Larry Fink, als er im schlecht laufenden aktiven Aktienfonds-Geschäft sieben Manager entliess und deren Kundengelder an die SAE übergab.

Sechs Fonds für die Schweiz

Aus der SAE-Küche kommen nun sechs Fonds, die Blackrock in den nächsten Tagen in der Schweiz lancieren wird, wie finews.ch erfahren hat.

Andre Bantli 522

 

André Bantli (Bild), Vertriebschef für das Retailgeschäft in Kontinentaleuropa und in der Schweiz, bestätigte am Montag gegenüber finews.ch, Blackrock werde mit der sogenannten Advantage-Serie das Spektrum von aktiv gemanagten Aktienfonds verstärken.

Die Welt hat sich verändert

Um systematisches Investieren, quantitative Investmentstrategien und den Einsatz von Algorithmen und Big Data im Asset Management wird derzeit viel Aufhebens gemacht. Hintergrund ist einerseits der unaufhaltsame Vormarsch des passiven Index-Investierens zu immer tieferen Kosten, während aktive Fondsmanager immer mehr Mühe bekunden mit Hilfe traditioneller Research-Ansätze die hohen Produktekosten mit einer Überrendite zu rechtfertigen.

Anderseits hat sich die Welt verändert. Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche produziert eine Datenflut, die – richtig ausgewertet – Informationen zu den Entwicklungen der Makrokonjunktur wie auch von Unternehmen liefern kann.

Das Smartphone wird geortet

Dort setzt SAE an. Big Data bedeutet bei diesem Team mit über 20 promovierten Wissenschaftern die Auswertung einer immer grösser werdenden Zahl von Datenquellen: Neben orthodoxen Fundamentaldaten können dies Satellitenauswertungen, Suchanfragen im Internet oder die Ortung von Smartphones sein.

Aus diesem Datenwust identifiziert SAE Signale, die dann gegebenenfalls zu einem Investmententscheid führen. Computermodelle lernen aus den Daten, erkennen Muster und die für die Beurteilung neuer Daten relevant werden. So wollen die Fondsmanager einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz herausholen, die sich im Research noch auf Konjunkturdaten aus dem letzten Quartal abstützt.

Big Data hat erst begonnen

Blackrock folgt damit nicht bloss einem Mode-Trend in der Investmentwelt. Big Data hat erst begonnen. Das Wachstum von Daten verläuft exponentiell. Der IT-Konzern IBM schätzt, dass rund 90 Prozent der heute verfügbaren Daten innerhalb der vergangenen zwei Jahre geschaffen wurde.

Die Advantage-Fondsserie setzt im Zeitalter der Echtzeit-Information also auf einen Informationsvorsprung durch den Einsatz von Maschine und Mensch. Die Aktienfonds – Global, USA, Schwellenländer, Gesamteuropa, Europa ohne Grossbritannien sowie Asien ohne Japan – berücksichtigen dabei nach den gängigen ESG-Kriterien auch gesellschaftliche und ökologische Kriterien.

Und mit den Gebühren für die aktiv gemanagten Fonds begibt sich Blackrock schon fast auf das Terrain passiver Produkte. Bei der Advantage-Serie sollen die Verwaltungsgebühren 30 bis 60 Basispunkte betragen.

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