Kann die Schweiz im internationalen Wealth-Management-Wettbewerb noch mithalten? Gegenüber finews.tv sagt Pascal Gentinetta, Head Public Affairs bei Julius Bär klar: Ja, sie kann. Doch zurücklehnen dürfe sie sich nicht.

Die Schweiz ist Weltmeisterin in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung, 25 Prozent beträgt ihr globaler Marktanteil. 

Damit das so bleibt, muss die Schweiz um ihre guten Rahmenbedingungen kämpfen, sagt Pascal Gentinetta, Head Public Affairs der Privatbank Julius Bär und CEO der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken im Interview mit finews.tv. 

Die Schweiz sei effektiv im Wettbewerb, zum Beispiel mit Luxemburg oder auch London, zumindest wenn es um den europäischen Markt geht.

Tauziehen mit der EU

In der Schweiz warten die verschiedenen Finanzinstitute schon lange auf den uneingeschränkten Marktzugang in die Europäische Union (EU). Gentinetta ist zuversichtlich: «Man muss hartnäckig bleiben. Es ist ein grundsätzliches Kernanliegen der Vermögensverwaltungsbranche, einen aktiven Markzugang zu haben.» Europäische Kunden dürften heute meist nur passiv bedient werden, also auf ihre eigene Initiative.

Im Vergleich mit der Industrie, geht es zum Beispiel um Uhren oder Maschinen, seien der Finanzindustrie enorme Restriktionen auferlegt: «Da zählen wir wirklich darauf, dass der Bundesrat dieses Anliegen ernst nimmt», so Gentinetta.

Rahmenabkommen als Schlüsselrolle

Bei solchen Fragen geht es ganz schnell um die bilateralen Verhältnisse zur EU, die laut ihm stabil und vorhersehbar bleiben müssen. Er findet: «Da spielt natürlich auch ein institutionelles Rahmenabkommen eine Schlüsselrolle als Voraussetzung für Verbesserungen des Marktzugangs.»

Die beiden Themen hängen zwar direkt nicht wirklich zusammen. Aber: «Wenn man es 'politrealistisch' betrachtet, ist es eine Voraussetzung, dass man in diesem Feld überhaupt Verbesserungen schaffen kann.»

Instabilität als Chance

Läuft es zuhause stabiler, beginnt man, in die Nachbarschaft zu blicken. Einer der grossen Konkurrenten des Schweizer Finanzplatzes ist London. Doch für Gentinetta ist das kein Grund, Interesse an einem ungeregelten Austritt Grossbritanniens aus der EU zu haben und kein Grund für Schadenfreude: «Man muss erstens feststellen, dass Europa im Soge der Brexit-Diskussion generell ihre Politik gegenüber Drittländern verschärft hat, das bekommt auch die Schweiz zu Spüren.»

In dieser Hinsicht sei es für die EU sinnvoll, gute Beziehungen und gute Verhältnisse mit ihren Nachbarn findet, sowohl mit Grossbritannien als auch mit der Schweiz. Für Gentinetta ist zwar klar, London ein Konkurrent ist, doch das gemeinsame Interesse an offenen Märkten sei höher zu gewichten: «Da können wir uns auch eine Zusammenarbeit vorstellen.»

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