Die schwedische Zentralbank wird am Donnerstag höchstwahrscheinlich ihren Negativzins nach knapp fünf Jahren wieder aufheben. Trotz der vielen Unterschiede zwischen Schweden und der Schweiz sind die Hintergründe auch für hiesige Beobachter bemerkenswert.

Die Riksbanken, Schwedens Zentralbank, wird voraussichtlich am Donnerstag den Leitzins um einen Viertelpunkt auf Null anheben. Dies hatte sie schon im Oktober angedeutet (das Statement in schwedischer Sprache). Damit wird eine Episode zu Ende gehen, die im Februar 2015 ihren Anfang nahm, kurz nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Zinssenkung auf minus 0.75 Prozent bekanntgegeben hatte.

Die Entscheidung mag aus Schweizer Sicht überraschen – hierzulande gehen die Auguren (und die SNB) davon aus, dass die Negativzinsen noch für längere Zeit bestehen bleiben werden. Was machen die Schweden denn anders?

Kronenschwäche führt zu Inflation

Da wäre mal die Inflation. Während die Schweiz seit Jahren mit einer ultra-tiefen Inflation zu kämpfen hat, entwickelt sich die Preise im grössten skandinavischen Land seit geraumer Zeit energischer – mit 1.7 Prozent blieb der Landes-Index der Konsumentenpreise auch im November nur relativ knapp unter dem 2 Prozent-Ziel der Riksbanken.

Die Zentralbank führt die etwas andere Preisentwicklung in Schweden primär auf die Schwäche der Schwedenkrone zurück. Seit Jahren entwickelt sich der Kurs gegenüber der wichtigsten Handelswährung, dem Euro, zurück und erst mit der Ankündigung von Zentralbankchef Stefan Ingves im Oktober hat einen kleinen Rebound der Krone ausgelöst.

Schweizer Wechselkurspolitik

Damit ist auch schon der wichtigste Unterschied zwischen der Schweiz und Schweden angesprochen: Anders als die Krone ist der Franken eine Fluchtwährung. Schweden ist mindestens so exportorientiert wie die Schweiz und hatte deshalb immer ein grosses Interesse daran, dass die Krone nicht zu stark wird.

Als Thomas Jordan am vergangenen Donnerstag an der vierteljährlichen Medienkonferenz in Bern gefragt wurde, wie er den Ausstieg der Schweden aus den Negativzinsen bewerte, legte der SNB Chef deshalb auch seinen Finger auf diesen Punkt. Die SNB betreibt seit Jahren eine Zinspolitik, die sich vornehmlich am Wechselkurs orientiert. Die SNB hält ihren Leitzins unter demjenigen der Eurozone, damit Investoren möglichst von weiteren Frankenkäufen abgeschreckt werden.

Negative Landzeiteffekte

In der Bankenwelt hat diese Politik der SNB im laufenden Jahr zu einiger Kritik geführt und die Bankiervereinigung hatte im Herbst die Nationalbank aufgefordert, den Negativzins aufzuheben, weil er mehr Schaden anrichte als Nutzen generiere. Die Autoren könnten sich von den Äusserungen der Riksbanken bestätigt fühlen.

«Wenn der negative Nominalzins als permanenter Zustand aufgefasst wird, kann dies das Verhalten der Akteure verändern und sich negative Effekte einstellen», so die Riksbanken.

Wenn also die Riksbanken mitten in einer Konjunkturabkühlung den Negativzins aufhebt, tut sie dies vermutlich vor allem deshalb, weil der Zweck der Zinspolitik nicht mehr erreicht wird und allfälliger Schaden durch die Aufhebung nicht gravierend erscheint.

Die Schweiz – ein Sonderfall

In einem Interview mit finews.ch hat der ehemalige SNB Zentralbanker Jean-Pierre Danthine angetönt, wie bedauerlich es sei, dass die Zentralbanken nicht noch viel tiefere Zinsen, dafür aber nur für kurze Perioden, durchsetzen können. Damit würde das Ziel viel schneller erreicht. Der Nutzen von leicht negativen Zinsen über lange Zeiten hingegen stellte er in Frage.

Natürlich war auch für den Professor der EPFL klar, dass der Schweizer eben ein Sonderfall bleibt, weil die Zinsdifferenz zum Euroraum bestehen soll. Gleichwohl muss zu denken geben, wenn die älteste Zentralbank der Welt, die Riksbanken, den möglichen Schaden von Negativzinsen in deutlichen Worten benennt und auch gewillt ist, danach zu handeln.

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