Das Ende des Bankgeheimnisses hat viele deutsche Kunden aus dem Swiss Banking vertrieben. Doch die reichsten Deutschen mögen die Schweiz nach wie vor. Das Ergebnis ist ein deutscher Family-Office-Cluster.


Von Gastautor David Bain


Sehr reiche deutsche Familien, die Industrie-, Retail oder Nahrungsmittelkonzerne besitzen, wie die Thyssens, die Beisheims, die Schmidt-Ruthenbecks, die Bechtolsheimer-Kipps und die Müllers – sie alle (und Dutzende mehr) haben ihre Family Offices in der Schweiz angesiedelt und nutzen die hiesige Finanzinfrastruktur.

«Family Capital», eine Online-Nachrichtenseite mit Fokus auf Familienunternehmen, hat eine Liste der 50 grössten Family Offices (Artikel bezahlpflichtig) in der Schweiz erstellt. Davon sind 29 ausländischen Ursprungs. Von diesen sind, obwohl inzwischen einige Familienoberhäupter die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen haben, 14 Family Offices deutschen Ursprungs.

Pharma-Milliardäre

Andere kommen beispielsweise aus Italien. Fünf der reichsten Familien des südlichen Nachbarlandes der Schweiz führen ihre Anlageentscheide aus der Schweiz heraus aus, wie beispielsweise die De Benedettis, eine Industriellen- und Verlegerfamilie.

Unter den Schweizern stechen die bekannten Pharma-Milliardärs-Familien heraus wie die Hoffmanns (Roche), die Sandoz' (Sandoz gehört längst zu Novartis) oder die Bertarellis (Serono, seit längerem Merck). Hansjörg Wyss, der frühere Grossaktionär des Medtech-Unternehmens Synthes, unterhält ebenfalls ein Family Office in der Schweiz.

Eines der grössten Family Offices der Schweiz unterhält die schwedische Familie Rausing, welche den Nahrungsmittelkonzern Tetra Laval kontrolliert.

Anlagetrends gesetzt

Family Offices dienten ursprünglich dazu, die Vermögen der Unternehmerfamilie zu managen sowie die Steuerangelegenheiten zu regeln, doch haben sie in den letzten Jahren auch einen Anlagetrend gesetzt und investieren ihr Geld zunehmend auch im Privatmarkt. Die Nebenerscheinung davon ist, dass Family Offices etwas transparenter geworden sind.

Der Finanznabel der Schweiz, Zürich, ist auch für Family Offices die Metropole. Über 19 der grössten Family Offices sind im «Greater Zurich Area» angesiedelt. Die Kantone Zug und Schwyz sind wegen ihrer steuerlichen Vorteile weiterhin populär.

Zürich, Genf, aber auch kleine Ortschaften

Genf und die nähere Umgebung nennen 15 der grössten Family Offices ihr Zuhause. Überraschend viele Family Offices wählen aber auch kleinere Ortschaften abseits der Finanzplätze als ihren Sitz. Dies dürfte einerseits an den unterschiedlichen kantonalen Steuergesetzen liegen – andererseits auch an den insgesamt kürzeren Verkehrswegen in der Schweiz und ihrer hervorragenden internationalen Anbindung.

Die hohe Attraktivität der Schweiz für Unternehmerfamilien aus dem Ausland konterkariert etwas die internationale Wahrnehmung, dass die neue Steuertransparenz die Reichen vertreiben würde. Doch die Grundwerte der Schweiz wie ihre hohe Rechtssicherheit, politische Stabilität gepaart mit dem soliden Franken und einem starken Finanzsektor zählen offenbar mehr als das löchrig gewordene Bankgeheimnis.


David Bain führt die Nachrichtenseite «Family Capital», die sich auf Family Offices, Familienunternehmen und deren Relevanz für die globale Wirtschaft fokussiert hat.

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