Die Zahl der Family Offices in der Schweiz lässt sich nicht abschätzen, doch sie steigt rasant. Das hat auch Auswirkungen auf die Perspektiven der hiesigen Banken, wie das Beispiel der Credit Suisse zeigt.

Im Unterschied zu herkömmlichen Vermögensverwaltern oder Unternehmen scheuen die meisten Family Offices die Öffentlichkeit. Deshalb ist das Ausmass einer wichtigen Entwicklung auf dem Schweizer Finanzplatz nicht auf den ersten Blick ersichtlich: Es gib immer mehr von diesen Vehikeln.

Seit 2010 hat sich die Zahl der Family Offices in der Schweiz verzehnfacht, sagte Felix Baumgartner (Bild unten). Als Head Premium Clients der Credit Suisse (CS) Schweiz ist er dort für die Betreuung sehr wohlhabender Kunden zuständig, die häufig nicht mehr persönlich mit der Bank kommunizieren, sondern über hochprofessionelle Berater. 

Grosses Wachstumspotenzial

«Es ist nach wie vor sehr viel Relocation im Gang», sagte Baumgartner an einer Informationsveranstaltung, an welcher es mehrheitlich um das Investmentbanking der CS Schweiz ging. «Die Schweiz ist ein attraktiver Platz für die sehr vermögenden Kunden, aber auch für Family Offices.»

Felix Baumgartner

Das Wachstumspotenzial bei den Superreichen mit einem Vermögen von mindestens 50 Millionen Franken schätzt die Bank dementsprechend hoch ein: Jährlich soll dieser Bereich um 5 Prozent zulegen. 

Exodus nach Süden

Dabei spielen die Qualitäten der Schweiz eine Rolle: Die guten Universitäten, die stabile Währung und Politik sowie der bereits vorhandene Reichtum machen das Land für das Geld wohlhabender Ausländer attraktiv.

Wie finews.ch auch von anderen Kennern der Szene weiss, findet zum Beispiel unter reichen Deutschen ein wahrer Exodus nach Süden statt. Sie profitieren hier von einem Ökosystem, welches neben Privatbanken auch aus Experten für Steuern, Stiftungen oder Erbrecht besteht. 

Preismacht der Reichen

Den Banken bringt dieser Trend zwar Wachstum, er ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden. In seiner Präsentation vom Mittwoch bezeichnete Baumgartner die Family Offices als «Private Institutional Clients», welche zwar komplexe Dienstleistungen beziehen, dafür allerdings auch bessere Preise durchsetzen können.

Dafür machen Synergien mit der Investmentbank diese Nachteile zum Teil wieder wett: So beteiligen sich Baumgartners reiche Kunden gern an Börsengängen, sagte Jens Haas, der diesen Bereich in der Schweiz leitet. 

Magere Erträge

Das Beispiel der Hauptkonkurrentin UBS zeigt derweil, dass das Wachstum im obersten Vermögenssegment kein Allheilmittel ist. Dort liess sich das Wachstum der Vermögen nicht im erforderlichen Mass in zusätzliche Erträge ummünzen, nun wurde der Bereich umgebaut. 

Wie finews.ch bereits letzten Monat aufzeigte, nutzen die Wohlhabenden und ihre Family Offices die Banken zunehmend als Aufbewahrer des Geldes und machen die komplexeren – lukrativeren – Geschäfte selbst.

Bessere Profitabilität

Die Credit Suisse zeigte in ihrer Präsentation derweil noch ein zweites Segment sehr reicher Kunden. Die «Wealthy Families», bei welchen die Bank auch heute noch mit den eigentlichen Eigentümern des Vermögens zu tun hat, sind weniger auf den Preis fixiert. 

«Wir sind keine Transaktionsbank, kein Produkthaus, für uns steht immer die Kundenbeziehung im Vordergrund», sagte Haas. «Und wie immer, wenn Sie eine Beziehung haben, ist vielleicht die Profitabilität etwas besser, weil Sie nicht bei jedem Produkt mit 27 andern im Wettbewerb stehen.»

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