Nick_HayekSwatch-Chef Nick Hayek will den Einfluss der Finanzbranche bremsen. Seine Forderung: Die Börsenorganisationen sollen den Banken entwunden werden.

Nick Hayek nimmt Stellung in der Regulierungsdebatte. In einem Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit» fordert der CEO der Swatch Group, dass die Industrieunternehmen vom Zwang zu kurzfristigen Resultaten befreit werden. Ein wichtiger Schritt dazu wäre, die Börsenorganisationen den Banken zu entwinden. Die anderen Unternehmen sollten die Mehrheit übernehmen.

Dass sich die Gesamtwirtschaft zu einer enorm kurzfristigen Perspektive hinreissen liess, sein ein Kernproblem unserer Gesellschaft, so Hayek. Dieses Kurzfrist-Denken nütze bloss «denen, die spielen». Und ausgerechnet diese Kräfte hätten an der Börse das Sagen.

Wichtige Industrieunternehmen stehen bereit

«Eigentlich ist die Börse nichts Negatives, im Gegenteil», sagt der Uhrenunternehmer: «Sie war ursprünglich und prioritär ein Vehikel, über das Unternehmen unabhängig von den Banken Kapital aufnehmen konnten. Und zwar, um damit langfristig zu arbeiten. Heute aber ist die Börse ein Casino, auf das verschiedene Kräfte Einfluss nehmen: die Fonds, die Börsenorganisation, die oft auch an der Börse kotiert ist, die Banken, die Ratingagenturen, die Medien und Investoren. Dieses Gemenge beeinflusst die Aktienkurse tagtäglich und fördert letztlich das kurzfristige Denken.»

Im Grunde sei eine absurde Situation entstanden: Dass die Börse im Besitz der Finanzinstitute sei, erinnere an «ein Casino, in dem der Casinobetreiber selber als Spieler am Roulettetisch sitzt und dort auch noch die Regeln vorschreiben kann».

Diesen Zustand erachtet Nick Hayek als unhaltbar: «Die wichtigsten Industrieunternehmen sollten die Mehrheit an der Börse besitzen und damit zur bestimmenden Kraft in den Börsenorganisationen werden. Ich weiß, dass wichtige Industriefirmen dazu bereit wären. Das Interesse am langfristigen Denken würde sich so eher durchsetzen, und wer spekulieren will, könnte das trotzdem noch tun.»

Wetterfrösche sind zuverlässiger als Finanzanalysten

Die Schweizer Börsenorganisation Six Group ist fast vollständig im Besitz der Banken – beispielsweise halten die Grossbanken 30 Prozent, die Auslandsbanken 20 Prozent, die übrigen Geschäfts- und Investmentbanken 15 Prozent, die Kantonalbanken 14 Prozent.

Weiter wünscht sich der Swatch-Chef, dass man weniger auf die Analysten höre. Es sei absurd, dass die Zuschauer in den Fernsehnachrichten mit Einschätzungen von Analysten konfrontiert seien; diese würden die Ergebnisse einer Firma danach beurteilen, ob sie über oder unter den Erwartungen gelegen hätten – und zwar der Erwartungen der Analysten selber.

Es sei insgsamt wohl zuverlässiger, sich auf die Voraussagen der Wetteransager zu verlassen als auf die der Analysten.

 

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