Der Umsatz mit Strukturierten Produkten war 2020 so hoch wie noch nie. Das Überraschende ist: Die Käufer wussten auch in den grössten Turbulenzen, was sie tun, wie der «Struki»-Verband feststellte. In dessen Vorstand kam es auch zu zwei personellen Wechseln.

Der Umsatz mit Strukturierten Produkten wuchs in der Schweiz im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf 368 Milliarden Franken an. Der Anstieg war aber in keiner Weise linear, sondern folgte einer gewissen Marktlogik, wie aus der Präsentation der Swiss Structured Products Association (SSPA) am Dienstag hervorging.

Im ersten Quartal 2020 war der Umsatzanstieg mit plus 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr am steilsten. Auch im zweiten Quartal zeigte sich noch ein Wachstum. Die Entwicklung im dritten und vierten Quartal war dann aber klar schwächer als 2019, wie SSPA-Vorstandsmitglied Thomas Wicki ausführte.

Hebelprodukte wieder beliebter

SSPA-Präsident Markus Pfister gab dafür mehrere Gründe an: Erstens war die Umsatzentwicklung im guten Börsenjahr 2019 bereits sehr stark gewesen; gesamthaft war der Markt damals um 6 Prozent gewachsen. Zweitens hätten die Anleger gerade in den Phasen mit der höchsten Volatilität klug mit Renditeoptimierungs- und vor allem wieder vermehrt mit Hebelprodukten investiert. Drittens hätten sich die Anleger vor den US-Wahlen abwartend verhalten, was sich in einem vergleichsweise schwachen Oktober geäussert habe.

«Es scheint, die Anleger hätten die Produkte verstanden und richtig eingesetzt», sagte Pfister, der dem Verband seit einem Jahr vorsteht. Die Arbeit der SSPA der vergangenen Jahre, sie hiess vor Jahresfrist noch SVSP, also Schweizerischer Verband für Strukturierte Produkte, scheint sich demnach bezahlt zu machen.

Operation geglückt

Der Verband hatte sich 2014 neu gesammelt, um den Ruf dieser Finanzprodukte wieder herzustellen. Dieser war nach der Finanzkrise stark beschädigt gewesen, nachdem Retail-Anleger mit Strukturierten Produkten hohe Verluste und im Fall des Emittenten Lehman Brothers gar Totalausfälle zu beklagen hatten. Banken hatten in den Boom-Jahren vor der Finanzkrise alle Arten solcher Derivate in die Kundenportfolios gelegt und hohe Provisionen kassiert.

Der SVSP, nun die SSPA, hat sich in den letzten Jahren stark bemüht, einerseits die Transparenz zu diesen Produkten zu erhöhen und andererseits, auch die Marktteilnehmer und Verkäufer zu schulen und zu sensibilisieren. Dies scheint gelungen. Beschwerden, so Pfister, seien ihm und dem Verband im vergangenen Jahr keine zu Ohren gekommen.

Viele Barrieren gerissen

Obwohl sich der Markt nicht von seiner besten Seite gezeigt hat. Es liess sich beobachten, so Pfister, das bei sehr vielen Produkten die Barrieren «gerissen» worden seien. Das heisst: Bei der beliebten Kategorie der Barrier Reverse Convertibles, die für einen Korb von Aktien einen Coupon versprechen, wurden häufig die Aktien anstatt der Coupons ausgeliefert, weil die entsprechenden Aktienkurse durch die Barriere gecrasht waren.

In volatilen Märkten muss das nicht unbedingt einen Verlust bedeuten, da sich die Aktienkurse wieder erholen und der Anleger direkt am Kursanstieg partizipieren kann.

Zwei personelle Wechsel

Pfister zeigte sich denn auch sehr zufrieden über die Arbeit und Entwicklung der SSPA, die zudem zwei neue Mitglieder im Vorstand hat: Willi Bucher von Raiffeisen und Michael Vonmoos von der Credit Suisse ersetzen Valentin VonderMühll und David Schmid, die im vergangenen Jahr ihre Arbeitgeber Pictet respektive Leonteq verlassen haben.

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