Das Geschäft der Londoner City mit der EU ist nach dem Brexit überraschend gut angelaufen. Haben die Banken an der Themse auf Vorrat schwarz gemalt?

Vor dem endgültigen Vollzug des Brexit per Ende 2020 hatte es in der Londoner Finanzindustrie düstere Warnungen gegeben. Doch die offiziellen Zahlen zum Geschäft der britischen Finanzhäuse mit der EU waren im ersten Quartal diesen Jahres sogar positiv.

Statt des befürchteten Einbruchs weisen die Exporte von Finanzdienstleistungen in die EU laut dem nationalen Statistikamt (Office for National Statistics) sogar einen Anstieg um 1,4 Prozent aus, wie das britische Branchen-Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. In umgekehrte Richtung jedoch gingen die Importe von Services aus der EU nach Grossbritannien um 35 Prozent zurück.

Kein Anlass für Jubel

Auffällig sei, dass die Zahlen von den Brexit-Befürwortern nicht als Anlass für lautes Jubelgeschrei genutzt würden. Offenbar seien sie sich ihrer Sache noch nicht sicher. Dass die Entwicklung nur sehr zurückhaltend kommentiert wird, deute darauf hin, dass sie den Sieg noch nicht für sich beanspruchen wollen.

Die Zahlen für den Handel mit Dienstleistungen seien immer sehr schwankend, heisst es weiter. Zu Teil liessen sie sich zudem mit den Auswirkungen der Reisebeschränkungen für Privatkunden erklären.

Bexit-Vorbereitung und Schlupflöcher

Zudem habe sich ein grosser Teil der Institute im Vorfeld auf einen «No-Deal-Brexit» vorbereitet. Viele Firmen würden die nationalen Marktzugangs-Regeln der EU-Länder nutzen, die derzeit noch sehr unterschiedlich seien. So seien beispielsweise Vertriebs- und Handelsdienstleistungen im Investmentbanking in Irland weitgehend uneingeschränkt möglich, nicht aber in Frankreich.

Auch eine Reihe von Umgehungsmöglichkeiten würden genutzt, wie die «umgekehrte Anwerbung» (reverse solicitation), um von London aus weiterhin Kunden in der EU zu bedienen. Auch ist es EU-Firmen weiter möglich, Dienstleistungen im Vereinigten Königreich anzubieten, ohne dort voll kapitalisierte Tochtergesellschaften gründen zu müssen.

Noch kein klares Bild

Die Zahlen der kommenden Quartale könnten jedoch ein anderes Bild zeichnen, wenn die dämpfenden Effekte abnehmen. So arbeite die EU daran, die Schlupflöcher zu stopfen und die Zugangsregeln zu harmonisieren. Bereits zwischen Dezember und Januar habe sich ein grosser Teil des Aktienhandels von London nach Amsterdam verlagert.

Laut der Beratungsfirma EY haben 95 von 222 britischen Finanzfirmen angekündigt Aktivitäten in die EU zu verlagern. Seit dem Referendum seien rund 7'600 Arbeitsplätze von London in die EU verlagert worden, so die Schätzung aus dem Frühjahr. Die Assets, die dabei von Grossbritannien in die EU wanderten, wurden auf 1,3 Billionen Pfund veranschlagt.

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