Die Schweizer Blockchain-Branche expandiert schnell. Doch das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften ist begrenzt. Um die wachsende Zahl von offenen Stellen zu besetzen, braucht es Uni-Absolventinnen und Absolventen mit entsprechenden Kenntnissen.

Die Schweizer Universitäten reagieren auf die wachsende Nachfrage an Nachwuchs auf dem Gebiet Blockchain und bieten Studiengänge rund um dezentralisierte Finanzen an, wie die Nachrichtenagentur «Swissinfo» am Dienstag berichtete.

Die Zahl der Krypto-Unternehmen in der Schweiz stieg von 300 im Jahr 2017 auf zuletzt rund 1’200, die hierzulande mehr als 6'000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Pläne der Stadt Lugano, zum Krypto-Standort zu werden, wurden durch den Arbeitskräftemangel gebremst. «Denn Blockchain-Unternehmen brauchen qualifizierte Arbeitskräfte. Derzeit übersteigt die Nachfrage in diesem Sektor das Angebot bei weitem», sagte Pietro Poretti, der Direktor für Wirtschaftsentwicklung in Lugano.

«Wir haben Mühe, talentierte Entwickler, Kundenbetreuer, Compliance-Beauftragte und Marketingexperten zu finden», sagte auch Paolo Ardoino, Chief Technology Officer von Tether und der Kryptowährungsbörse Bitfinex. Man habe jüngst viele neue Stellen geschaffen und suche Dutzende bis Hunderte von neuen Leuten.

Spezialkurse zum Thema Blockchain

Die Stadt und die Unternehmen haben sich mit den Hochschulen in Lugano abgestimmt und wollen bis zu 500 Stipendien bereitstellen. Auch an anderen Schweizer Universitäten seien eine Reihe von Spezialkursen zum Thema Blockchain und Krypto entstanden, heisst es weiter.

Ein Vorreiter bei Blockchain-Kursen ist die Universität Basel. Seit den Anfängen im Jahr 2017 gibt es dort bereits elf Angebote auf Bachelor- und Doktorantenstufe, die ein breites Spektrum von Finanz- und Rechtswissenschaften bis hin zum Projektmanagement abdecken.

Laut Alexander Bechtel, Dozent an der Universität St. Gallen sowie Head of Digital Assets bei der Deutschen Bank, herrscht ein harter Wettbewerb um die besten Talente zwischen Banken, Fintech-Start-ups und anderen Technologieunternehmen. «Es existieren nur sehr wenige gute Studiengänge an europäischen Universitäten, die auf eine Tätigkeit in der Kryptowelt vorbereiten», so Bechtel.

«Es gibt eine Nachfrage sowohl von Seiten der Studierenden als auch des Arbeitsmarktes», ergänzt der St. Galler Finanzprofessor Angelo Ranaldo. «Es gibt einige Kurse, die die Studierenden mit dem Konzept der Blockchain vertraut machen, aber nur wenige integrierte Programme, die ihnen beibringen, wie sie diese Theorie anwenden können.»

Internationale Kooperationen

Die Universität Zürich verfügt über ein eigenes Blockchain-Kompetenzzentrum, das in Forschungsprojekten mit der Blockchain-Stiftung Cardano und Universitäten in Kanada, Japan und Indien zusammenarbeitet. Dabei werden die Studierenden ebenfalls ermutigt, den Blockchain-Hype kritisch zu bewerten. «Es ist wichtig, dass die Studenten lernen, Erzählungen von der Realität zu trennen», sagt der Vorsitzende des Blockchain Center, Claudio Tessone.

Auch an der Hochschule Luzern (HSLU) werden CAS-Kurse zu Crypto Finance und Cryptocurrencies angeboten. Gemeinsam mit Universitäten aus London, Frankfurt, Mailand und Hyderabad wurde das DEC Institute gegründet, mit dem Ziel die Blockchain-Forschung und -Ausbildung zu fördern.

Die Blockchain ziemlich gut verstehen

Bei der Eidgenössischen Technische Hochschule Lausanne (EPFL) hat Blockchain einen weniger gesonderten Stellenwert. «Blockchain ist als technisches Konzept nicht sehr schwierig», sagt James Larus, EPFL-Dekan für Informatik und Kommunikationswissenschaften. «So gut wie alle unsere Studierenden, die einen Master-Abschluss haben, sollten genügend Kurse belegt haben, um Blockchain ziemlich gut zu verstehen.»

Eine ganz andere Frage sei jedoch, wie viele der Uni-Absolventen ihre Karriere in der volatilen Krypto-Welt beginnen wollten. «Ein guter Teil der Studenten möchte für ein grosses, stabiles Unternehmen arbeiten und eine langfristige Karriere haben», sagt Larus. «Ich versuche, sie davon zu überzeugen, dass sie in dieser Phase ihres Lebens für ein interessantes Start-up arbeiten sollten. Manche hören auf mich, andere nicht.»

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