Trotz Crash und Katerstimmung in der Krypto-Industrie fliessen weiterhin Milliarden in den Blockchain-Sektor. Auch renommierte Finanzhäuser verstärken im Bärenmarkt ihr Krypto-Engagement.

Der Krypto-Winter hat sich über die Blockchain-Branche gelegt. Ungeachtet des eisigen Marktumfelds sind Risikokapitalgeber aber weiterhin heiss auf Krypto-Unternehmen. Von Krise bislang offenbar keine Spur, wie ein Blick auf den Markt für Venture Capital (VC) zeigt.

Nach Daten der auf Wagniskapital spezialisierten Plattform «Pitch Book» ist die Risikokapitalbranche im Krypto-Sektor trotz der harschen Marktkorrektur auf dem besten Weg, ihr bisher grösstes Fundraising-Jahr zu verzeichnen. So haben VC-Fonds im ersten Halbjahr 17,5 Milliarden Dollar eingesammelt, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» schreibt.

Auf bestem Weg

Diese Summe liegt nicht weit entfernt von den rekordhohen 26,9 Milliarden Dollar im Gesamtjahr 2021, als Bitcoin & Co. ihre bisherigen Allzeithöchst verzeichnet hatten. Seit dem vergangenen Herbst ist die Gesamtmarkt-Kapitalisierung der Krypto-Währungen indes um etwa zwei Drittel auf derzeit rund 1 Billion Dollar gefallen.

Nordamerika, seit langem der Hotspot für VC-Geschäfte, stand mit rund 11,4 Milliarden Dollar im ersten Semester gegenüber 15,6 Milliarden Dollar im gesamten letzten Jahr erneut im Mittelpunkt der Aktivitäten. Auch in Europa war die Aktivität mit 2,2 Milliarden Dollar an VC-Investitionen in der ersten Jahreshälfte hoch.

Blockchain für die Vermögensverwaltung

Für traditionelle Finanzhäuser wird die Blockchain-Technologie ebenfalls ein zunehmend wichtiges Thema, wie einige aktuelle Unternehmensmeldungen zeigen. So hat etwa der britische Vermögensverwalter Schroders vor kurzem eine Minderheitsbeteiligung an dem in New York ansässigen Krypto-Unternehmen Forteus erworben, um die Forschung im Blockchain-Sektor auszubauen. Forteus ist der Asset-Management-Zweig der in der Schweiz ansässigen Numeus Group, eines diversifizierten Investment-Unternehmens für digitale Vermögenswerte.

Schroders-CEO Peter Harrison betonte dabei die Rolle der Blockchain-Technologie in der Vermögensverwaltung: «Sie wird ein Katalysator für grundlegende Veränderungen in der Vermögensverwaltung, bei Finanzdienstleistungen im Allgemeinen und in vielen anderen Branchen im weiteren Sinne sein.» Die Blockchain habe nicht nur das Potenzial, die Effizienz bestehender Lösungen zu verändern, sondern werde auch die Demokratisierung von Privatvermögen vorantreiben, erklärte Harrison und konstatierte, dass «sie eine neue Grenze der technologischen und finanziellen Innovation darstellt.»

Barclays beteiligt sich an Finanzierungsrunde

Während die Krypto-Industrie weiterhin mit Insolvenzen kämpft, will auch die britische Grossbank Barclays ihr Engagement im Bereich der digitalen Vermögenswerte verstärken. Wie «Sky News» zu Wochenbeginn berichtete, gehört der Bankenriese zu den neuen Investoren, die sich an einer Finanzierungsrunde für das Digital-Asset-Unternehmen Copper beteiligen. Unter dessen Beratern rangiert auch der ehemalige britische Schatzkanzler Lord Philip Hammond. Die von Dmitry Tokarev 2018 gegründete Copper bietet institutionellen Anlegern, die Geld in Krypto-Anlagen investieren, Verwahrungs-, Prime-Broking- und Abwicklungsdienste an.

Perfekter Einstiegszeitpunkt

Die amerikanische Investmentbank Moelis & Co wiederum hat dieser Tage eine Global Blockchain Group ins Leben gerufen, die Beratungsdienste für Blockchain- und Kryptounternehmen anbieten wird. An der Spitze der Investmentbank steht der ehemalige UBS-Dealmaker und Milliardär Ken Moelis als Chairman und CEO.

Die neue Einheit wird von Mitbegründer John Momtazee geleitet und von einem Team von Senior-Bankern unterstützt, die über umfangreiche Erfahrungen in der Beratung von Blockchain-Unternehmen verfügen. Der in Los Angeles ansässige Momtazee war vor seinem Wechsel zu Moelis Managing Director in der Global Media Group und Head of Broadcasting Investment Banking bei der UBS Investment Bank. 

In einem Interview mit «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) betonte Momtazee, dass der Einstieg in Blockchain und Krypto während eines Bärenmarktes der perfekte Zeitpunkt sei, um mit der Beratung von Unternehmen zu beginnen. Obwohl es bisher noch nicht viele grosse Transaktionen gab, setzt Moelis darauf, dass die Blockchain-Unternehmen weiter wachsen und grössere Geschäfte nach sich ziehen werden. Es sei vergleichbar mit der Zeit nach dem Dot-Com-Crash, als es zwar Geschäfte gab, diese aber aufgrund der Grösse der Unternehmen kleiner waren, befand der frühere UBS-Banker.

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