Russland wendet sich inmitten von Sanktionen der chinesischen Währung zu und wird zu einem der grössten Offshore-Handelszentren für den Yuan. Doch die Verlagerung hat Folgen.

Die chinesische Währung hält in Russland schon seit Jahren allmählich Einzug. Doch die Verwendung des Yuan hat sich seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs beschleunigt. Wie aus einer Auswertung der Agentur «Reuters» hervorgeht, belief sich der Yuan-Rubel-Handel im Oktober auf 185 Milliarden Yuan. Das ist mehr als 80 Mal so viel wie im vergangenen Februar, als Russland gegen Ende des Monats in die Ukraine einmarschierte und die westliche Welt mit wirtschaftlichen und Finanz-Sanktion reagierte.

Seit dem Jahresbeginn ist der Anteil des Yuan am Devisenmarkt von weniger als 1 Prozent auf fast 45 Prozent hochgeschnellt. Demgegenüber sind die Dollar-Rubel-Transaktionen, die im Januar noch mehr als 80 Prozent des Handelsvolumens auf dem russischen Markt ausmachten, nach Angaben der Börse und der Zentralbank im Oktober auf etwa 40 Prozent gesunken.

Russland wird zur Drehscheibe

Gemäss Marktteilnehmern wurde es sehr riskant und teuer, traditionelle Währungen wie Dollar, Euro oder Pfund zu halten. Es bestehe die Gefahr, dass eine russische Bank, die Fremdwährungs-Einlagen hält, sanktioniert wird.

Ein ähnlicher Trend entwickelt sich bei den internationalen Geldströmen. Bis im April stand Russland nicht einmal auf der Top-15-Liste der Länder, die den Yuan ausserhalb Chinas verwenden, wie Daten des globalen Finanzdaten-Netzwerks Swift illustrieren. Inzwischen ist das Land auf Platz 4 vorgerückt und liegt damit nur noch hinter Hongkong, Grossbritannien und Singapur.

Allerdings bleiben der Dollar und der Euro immer noch die bei weitem dominierenden Währungen, auf die im September dieses Jahres nach Berechnungen von «Reuters» mehr als 42 Prozent respektive 35 Prozent der Handelsströme entfielen. Der Yuan hat sich von weniger als 2 Prozent zwei Jahre zuvor auf fast 2,5 Prozent erhöht.

Gegengewicht zum Dollar

Die finanzielle Verlagerung Russlands nach Osten könnte den grenzüberschreitenden Handel ankurbeln, ein wachsendes wirtschaftliches Gegengewicht zum Dollar darstellen und die Bemühungen des Westens, Moskau mit wirtschaftlichen Mitteln unter Druck zu setzen, einschränken.

Es sind nicht nur chinesische Unternehmen oder kleine Firmen, die auf den Yuan-Zug aufspringen. Auch sieben russische Grosskonzerne, darunter Rusal, Rosneft und Polyus, haben gemäss der Nachrichtenagentur insgesamt 42 Milliarden Yuan in Anleihen auf dem russischen Markt aufgenommen.

Anlehnung an Jinping

Zwar ist Russlands Präsident Wladimir Putin seit langem bestrebt, die Abhängigkeit Russlands vom Dollar zu verringern. Doch die Geopolitik hat diesen Trend im Jahr 2022 beschleunigt. So besiegelten Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping im Februar eine «grenzenlose» Partnerschaft – nur Wochen, bevor Moskau in der Ukraine einmarschierte. China, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, beteiligt sich nicht an den Wirtschaftssanktionen gegen Russland.

Der Yuan machte 2021 etwa 19 Prozent der russischen Handelsabrechnungen mit China aus, während der Anteil des Dollars bei 49 Prozent lag, wie Andrej Melnikow, stellvertretender Direktor der Abteilung für internationale Zusammenarbeit bei der russischen Zentralbank, im vergangenen September erklärte.

«Yuanisierung» der Bilanzen

Die Gouverneurin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, verfolgt das Wachstum und sagte in diesem Monat vor Gesetzgebern, der Zustrom von Yuan zeige eine Veränderung der Währungszusammensetzung der russischen Wirtschaft.

Die Regulierungsbehörden sind sich auch potenzieller Gefahren bewusst, darunter einer Diskrepanz zwischen einer wachsenden Zahl von Yuan-Girokonten und Einlagen in der Währung, wobei sich die Kreditvergabe in Yuan erst zu entwickeln beginnt.

Zentralbank macht Politik

Die Zentralbank erklärte, dass Kreditgeber versuchen sollten, das wachsende Risiko einer «Yuanisierung» ihrer Bilanzen zu verringern, indem sie vermehrt Yuan-Zahlungen für Importe leisten, in Yuan-denominierte Wertpapiere investieren oder Yuan für Handelsgeschäfte mit anderen Ländern verwenden.

Die Aufsichtsbehörden planen indes nicht, die Verwendung des Yuan zu begrenzen. Im Gegenteil: Gemäss Elizaveta Danilova, Direktorin der Abteilung für Finanzstabilität der russischen Zentralbank, könnte die Notenbank die Rückstellungsanforderungen für die Währung lockern, während sie sie für Dollar und Euro verschärfen.

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