Ray Dalio rechnet mit Schulden-Infarkt der USA
Kritik aus der amerikanischen Wirtschaft an der Politik von US-Präsident Donald Trump ist selten geworden. Jetzt äussert sich der Hedgefonds-Manager Ray Dalio deutlich zur Haushaltspolitik und der Unabhängigkeit des Fed und macht zunehmend autokratische Tendenzen aus.
Ray Dalio zeichnet in einem Interview mit der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) ein düsteres Zukunftsbild für die amerikanische Wirtschaft. Der haushaltspolitische Kurs der Trump-Regierung sei nicht nachhaltig und werde in ein paar Jahren zu einem Kollaps führen.
Schuld an der hohen Verschuldung seien aber auch die Vorgängerregierungen. Für die Schuldenpolitik der vergangenen Jahre seien die «Präsidenten beider Parteien» verantwortlich. «Die grossen Exzesse, die nun als Folge des neuen Haushaltsplans prognostiziert werden, werden wahrscheinlich in relativ naher Zukunft zu einem schuldenbedingten Herzinfarkt führen», sagte der Gründer von Bridgewater Associates. «Ich würde sagen, in drei Jahren – plus/minus ein oder zwei Jahre.»
Massive neue Anleiheemissionen
Der Staat gebe jährlich etwa sieben Billionen Dollar aus. Die Einnahmen beliefen sich jedoch nur auf fünf Billionen Dollar. Das sei ein Ungleichgewicht, das massive neue Anleiheemissionen erzwingen werde: «Gerade jetzt, wo Investoren sich fragen, ob Staatsanleihen noch gute Vermögenswerte sind.»
Auch der politische Druck auf die Federal Reserve, wie zum Beispiel durch die Entlassung von Gouverneurin Lisa Cook, beunruhigt Dalio. Eine politisch geschwächte Zentralbank, die unter Druck stehe, die Zinsen niedrig zu halten, «würde das Vertrauen in die Fed als Verteidigerin des Geldwertes untergraben und das Halten von auf Dollar lautenden Schuldtiteln weniger attraktiv machen.» Darin sieht er auch einen der Gründe für das Umschichten von internationalen Investoren von Anleihen in Gold.
Druck auf Dollar
Wenn der Markt an der fiskalischen Glaubwürdigkeit der USA zweifelt, bringe das die Geldpolitik in eine Zwickmühle. »Entweder man lässt die Zinsen steigen und riskiert eine Schuldenkrise, oder man druckt Geld und kauft die Schulden, die andere nicht kaufen wollen». Beides würden den Dollar abwerten lassen, sagte er.
«Ich beschreibe lediglich die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, die das Geschehen bestimmen«, sagte der Manager. «Übrigens schweigen die meisten Menschen in solchen Zeiten, weil sie Angst vor Vergeltungsmassnahmen haben, wenn sie Kritik üben.» Das treffe auch auf die Wirtschaftsmanager zu. Aus Angst vor dem Präsidenten würden sie sich allenfalls noch privat kritisch äussern würden.
Extremistischer Kurs
Laut Dalio würden die USA unter Trump in eine autokratische Politik im Stil der Dreissigerjahre abdriften. Die ungleiche Verteilung von Vermögen und die Polarisierung der Gesellschaft hätten dem extremistischen Kurs der Trump-Regierung Vorschub geleistet. Dalio nennt das «gaps in wealth», «gaps in values» und den Zusammenbruch des Vertrauens. «Ich denke, dass die aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen analog zu den Ereignissen verlaufen, die sich in den 1930er- und 40er-Jahren weltweit zugetragen haben.»
Der populistische Führungsstil von Trump habe das Ziel, die Kontrolle über die finanzielle und wirtschaftliche Lage zu übernehmen. Dazu würden auch die Eingriffe in den privaten Sektor zählen, wie etwa die Beteiligung an Intel.