Der Chef der grössten europäischen Börsenbetreiberin Euronext sieht London als Finanzplatz auf einem absteigenden Ast. Die britische Hauptstadt sei nur noch der grösste Markt Grossbritanniens, nicht mehr Europas.

«Früher war London das grösste Finanzzentrum der Europäischen Union, und jeder fand das gut», sagte Euronext-CEO Stéphane Boujnah in einem Interview mit «Bloomberg TV». «Heute ist London das grösste Finanzzentrum des Vereinigten Königreichs.» Der Grund dafür sei eindeutig der Brexit.

Im vergangenen Monat hatte die kombinierte Marktkapitalisierung der Primärnotierungen in Paris, ohne ETFs und ADRs, diejenigen in Grossbritannien zeitweise überholt. Während in London täglich mehr Geld den Besitzer wechselt als in Paris, ist der Umsatz an allen Euronext-Börsen doppelt so hoch wie in London, sagte Boujnah. Neben Paris gehören auch die Börsen in Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand und Oslo zu Euronext.

Neue Normalität ausserhalb Londons

Börsennotierungen ausserhalb Londons seien die neue Normalität, sagte Roujnah weiter und verwies auf die Fluggesellschaft Ryanair, die den Handel in Dublin, dem in London vorzog. Auch die Universal Music Group und die Allfunds Group hätten sich für einen Börsengang in Amsterdam statt in der britischen Hauptstadt entschieden.

«Unternehmen, die unter normalen Umständen in London an die Börse gegangen wären, werden jetzt ausserhalb von London kotiert», so Boujnah.

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