«Buy Now, Pay Later» verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Schweizer Onlinehandel. Zuletzt wurde es etwas ruhiger um das Fintech-Thema – doch nur nach aussen hin, wie sich zeigt.

Das Bezahl-Konzept von «Buy Now, Pay Later» (BNPL), also der Kauf auf Rechnung, war bis vor wenigen Jahren mit dem Aufstieg von Fintechs wie dem schwedischen Branchenführer Klarna noch ein ganz heisses Thema. Mit der Zinswende ist der Hype verflogen – doch hinter den Kulissen gingen die Arbeiten an solche Angeboten mit hohem Tempo weiter.

«Heute ist BNPL hochgradig in den Onlineprozess integriert in Form eines sogenannten Seamless-Checkout-Prozesses. Das macht seine Nutzung deutlich komfortabler und schneller», sagt Stephan Lohnert von der internationalen Beratungsfirma Capco im Gespräch mit finews.ch. Und die Schweiz erweist sich als attraktiver Markt. 

Schweiz als attraktiver Markt

«Die Ausfallraten hierzulande sind sehr niedrig, was die Profitabilität erhöht», sagt der Fachmann. BNPL sei auch aus strategischer Sicht für die Finanzbranche ein spannendes Thema. Es handle sich nicht um ein Transaktionsgeschäft, da kontinuierliche Zinseinnahmen verbucht würden. «Dies verleiht den Cashflows der Anbieter Stabilität», so Lohnert.

Hinzu kommt das Potenzial, das sich aus der wachsenden Zahl von jüngeren Konsumenten der «Generation Z» ergibt. «BNPL zielt auf jüngere Generationen ab, die eher wenig finanzielle Stabilität haben».

Cembra als Vorreiter

Trotzdem gibt es auch Faktoren, die dem Wachstum solcher Angebot in der Schweiz im Weg sind. Im Bezahlgeschäft von BNPL nehmen Kunden de facto einen kurzfristigen Kredit auf. Das kommt nicht überall an. «Die Schweizer und Schweizerinnen sind weniger kreditaffin», erklärt der Experte.

Diverse Firmen im Schweizer Markt haben die Chancen des BNPL-Geschäfts schon erkannt und dementsprechende Produkte eingeführt. Die Firma Cembra hat Byjuno Ende September 2022 für 60 Millionen gekauft und mit ihrer bestehenden Tochter Swissbilling per Ende 2023 zum gemeinsamen Geschäftsfeld Cembra Pay für BNPL zusammengelegt.

Twint will sich diversifizieren

Darüber hinaus bietet Swissbilling in Partnerschaft mit der Helvetischen Bezahl-App Twint seit dem vergangenen Jahr BNPL-Dienstleistungen an. Damit will Twint das Angebot ausweiten und sich breiter abstützen. «Twint hat BNPL eingeführt, um sich zu diversifizieren», betont Lohnert.

«Wir möchten unseren über 5 Millionen Nutzerinnen und Nutzern damit mehr Flexibilität beim Bezahlen bieten», sagte eine Twint-Sprecherin gegenüber finews.ch. «Im Laufe der nächsten Monate wird die Funktion bei immer mehr Online-Shops nutzbar sein, wodurch das Kundenerlebnis flexibler werde.»

Zu hohes Risiko für Grossbanken

Es gibt aber auch einige Anbieter im aufstrebenden Business, die weniger sichtbar sind, weil sie im Hintergrund des Zahlungsprozess ausführen. So etwa Bobfinance, eine Tochter der Kiosk-Betreiberin Valora, und MF Group.

Bobfinance kooperiert unter anderem mit der Luxusboutique Gübelin, der Postfinance und der Versicherung Helvetia. Die MF Group aus St. Gallen arbeitet etwa mit der Fluggesellschaft Swiss und dem IT-Händler Media Markt zusammen.

Hingegen macht es den Anschein, dass das BNPL-Bezahl-Geschäft nicht so recht ins Angebot einer traditionellen Grossbank passt. «Die UBS, die frühere Credit Suisse sowie auch die Zürcher Kantonalbank sind nicht so aktiv im Konsumkreditgeschäft und grenzen sich aufgrund des Risikos von Reputationsschäden und Kapazitätsproblemen eher von dem Thema ab» beobachtet Lohnert.

Marktbereinigung triff kleine Anbieter

Das Zinsumfeld ist ausschlaggebend für das BNPL-Geschäft, da die Anbieter und Händler die höheren Zinsen auffangen oder an die Kunden und Kundinnen weiterreichen müssen. Das könnte zu einem Nachfragerückgang führen. «Aufgrund der Zinswende gab es eine Marktbereinigung, da die kleineren Startups gelitten haben. Die Zinsen sind momentan leicht rückläufig, und der Markt ist profitabel, solange man das BNPL-Geschäft richtig aufbaut», so der Marktexperte weiter.

Manchen gelingt dies. Im ersten Halbjahr 2023 hatte Cembra das BNPL-Geschäft auf 446 Millionen Franken fast verdoppelt. Neben der Konsolidierung von Byjuno wurde dabei auch ein gutes organisches Wachstum verbucht.