Negativzinsen: UBS-Ökonomen wecken Hoffnung

Die UBS-Ökonomen rechnen nicht mit einer Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am 28. September. Es gebe keine zwingenden Gründe für eine weitere Senkung und das werde sich auch auf absehbare Zeit wohl nicht ändern. Mit Blick auf die US-Zölle wäre eine Senkung kein probates Mittel, um dem entgegenzuwirken.

«Die Schweizerische Nationalbank steht vor einem Dilemma: Einerseits trägt der starke Franken dazu bei, die Inflation niedrig zu halten. Andererseits schränkt sein Status als Zufluchtswährung die Flexibilität der Geldpolitik ein und erfordert unkonventionelle Massnahmen», sagt UBS-Chefökonom Daniel Kalt. «Der Status des Franken als "sicherer Hafen" stellt daher für die Schweiz ein zweischneidiges Schwert dar.»

Nach der Senkung auf 0 Prozent im Juni habe die Inflation im Mai einen leichten Anstieg verzeichnet. «Wir erwarten einen weiteren allmählichen Anstieg bis zum Jahresende. Die Inflation dürfte gemäss unserer Prognose jedoch in der unteren Hälfte des SNB-Zielbandes von 0 bis 2 Prozent bleiben», heisst es in der am Dienstag vorgelegten Prognose.

Das BIP-Wachstum der Schweiz werde durch die Erhöhung der US-Zölle am 7. August von 10 auf 39 Prozent auf etwa die Hälfte der importierten Schweizer Waren belastet. Laut UBS sei eine Zinssenkung in den negativen Bereich jedoch keine angemessene Reaktion darauf.

Damit könne zwar der Aufwertungsdruck verringert werden. Eine wesentliche Abwertung, die Schweizer Exporteure spürbar von den höheren US-Zöllen entlasten könnte, sei jedoch nicht zu erwarteten.

Zollschock gravierender als Frankenschock

Verglichen mit dem Frankenschock sei der Zollschock gravierender. Die Zölle von 39 Prozent plus der Dollar-Abwertung würde die Schweizer Waren in den USA um rund 50 Prozent verteuern. Bei der Franken-Aufwertung 2015 habe der Anstieg rund 10 Prozent betragen.

Duch die Ausnahme für die Pharma-Branche sei jedoch ein deutlich geringeres Exportvolumen betroffen. «Wir gehen von einem Rückgang der Exportvolumen um 25 Prozent aus, sagte der Chefökonom. Bei der Beschäftigung rechnet die UBS mit einem Rückgang um 10'000 bis 15'000 Stellen oder rund 0,3 Prozent. Beim Frankenschock habe es einen Rückgang um 25'000 gegeben.

Eine Verlagerung der Pharmaproduktion könnte dafür sorgen, dass der Nettoexportüberschuss längerfristig verschwindet. Das könne zu mehr Exporten in den Rest der Welt führen und einer Stagnation der Produktion. Das wäre aber ein längerfristiger Prozess und mit Sicht auf 5 Jahre könnte damit ein Viertel des BIP Wachstums verlorengehen.

Franken hat auch real aufgewertet

Der Franken habe in den vergangenen Jahren auch real und inflationsbereinigt aufgewertet, betonte Alessandro Bee. Das habe in der Schweiz zu einem niedrigen Zinsniveau gesorgt. Das entspreche einem Wert von rund 2 Prozent und habe für Einsparungen bei Unternehmen und Privathaushalten im Volumen von rund 28 Milliarden Franken gesorgt und für den Staat von rund 5 Milliarden.

Die Nachteile seien der geringere geldpolitische Handelsspielraum der SNB und die tieferen Gewinnmargen der Exporteure. Das belaste die Wettbewerbsfähigkeit, da die niedrigeren Inputpreise die niedrigere Exportpreise nicht ausgleichen.

«Die relative Geldpolitik der Notenbanken werden die Entwicklung in den kommenden Monaten bestimmen», sagte Bee weiter. Die Fed wird die Zinsen senken und bei der EZB wird noch ein Zinsschritt nach unten erwartet. «Das wird die SNB nicht zwingen die Zinsen zu senken.»

Für das kommende Jahr rechnet die UBS in der Schweiz mit einem BIP-Wachstum (Event bereinigt) von 0,9 Prozent, nach 1,3 Prozent im laufenden. Wenn die US-Zölle bei 39 Prozent bleiben, dürfte das o,4 Prozentpunkte an Wachstum kosten.

Die Inflation wird in diesem Jahr bei 0,2 Prozent erwartet und 2026 bei 0,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit wird für das laufende Jahr bei 3,0 Prozent und dann bei 3,2 Prozent gesehen.

Globale Konjunktur wächst langsamer

Mit Blick auf die globale Konjunktur rechnet Kalt mit einer Verlangsamung der Weltwirtschaft, aber nicht mit einer Rezession. In ihrem Basis-Szenario geht die UBS von einem durchschnittlichen Zollsatz der US-Importe von 15 Prozent aus. Im kommenden Jahr wird das Wirtschaftswachstum der Eurozone knapp unter 1 Prozent erwartet, in den USA eine Abschwächung auf rund 1,5 Prozent und in China auf unter 4 Prozent. Mit Blick auf die Inflation wird Inflation in der Eurozone mit einem Rückgang, den USA mit einem Anstieg und in China mit einer deflationären Lage gerechnet.