Antoine Martin: Schweizer Kreditmarkt trotz Veränderungen resilient

«Es ist bemerkenswert, wie gut sich das Schweizer Bankwesen an diesen massiven Schock für das System angepasst hat», sagte Antoine Martin, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Branchentalk Banken am Donnerstagabend in Zürich.

Die Veränderungen hätten dabei gleich auf mehreren Ebenen stattgefunden. «Durch die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat sich viel verändert. Das hatte Auswirkungen auf Unternehmen, Banken und Konsumenten», betonte der SNB-Vize. «Es gibt in der Schweiz nur noch eine global tätige Bank und die Kunden haben neue Beziehungen aufgebaut.» Das sei einmal aus Gründen der Diversifizierung erfolgt, aber auch aufgrund von veränderten Kreditkonditionen für ehemalige CS-Kunden. Insgesamt sei die Kreditvergabe der UBS/CS klar gesunken.

Komfortable Situation

«Das Wachstum bei den Inlandsbanken hat den Rückgang bei den Grossbanken mehr als ausgeglichen.» Aggregiert betrachtet habe der Liquiditätsüberschüsse der Banken stabil über den Kapitalüberschüssen gelegen. «Insgesamt sehen wir bei den Schweizer Banken eine komfortable Situation», sagte Martin in einem Referat am «Branchentalk Banken» von «schweizeraktien.net». Der Markt sei jederzeit in der Lage gewesen, die Nachfrage zu befriedigen.

Einen Einfluss hatten auch die Leitzinsanhebungen der SNB und die dann folgenden Senkungen auf nun wieder 0 Prozent. Das Wachstum der Kreditsumme hat sich mit den höheren Zinsen zeitweise verlangsamt.

Auch die Einführung von Basel III final habe die Bedingungen am Kreditmarkt verändert. Das habe eine Veränderung der Risikogewichtung bedeutet, insbesondere bei der Finanzierung von Wohnrenditeliegenschaften.

Höhere Speads auch durch externe Faktoren

Die höheren Finanzierungskosten hätten auch mit der internationalen Entwicklung zu tun. Die steigende Staatsverschuldung in wichtigen Volkswirtschaften habe ab 2023 zu steigenden Spreads geführt. Durch die Zinsarbritage wirke das auch auf den Schweizer Markt. Doch das betreffe nur einen kleinen Teil der Refinanzierung der Banken. Sie seien zudem heterogen und nicht alle im gleichen Masse betroffen.

«Es ist noch unklar, wie die Internationale Entwicklung und die Veränderungen in der Schweiz wirken werden», sagte er.

Banken selektiver bei der Kreditvergabe

Auch in der anschliessenden Panel-Diskussion mit Matthias Pfeifer, dem CEO der Bank WIR und Christian Egli, dem CFO der Clientis Gruppe ging es um die veränderten Bedingungen am Kreditmarkt. «Die Banken müssen die Risikogewichtung ernster nehmen und Kapital effektiver einsetzen», sagte Egli zu den Folgen der Basel-III-Regeln.

branchentalk Banken panel

Antoine Martin, Matthias Pfeifer, Christian Egli und Dominik Buholzer (Bild: finews.ch)

«Einfach nur auf Wachstum setzen funktioniert nicht mehr, es muss nachhaltig sein. Es ist für die Kunden nicht einfacher geworden, an Kredite zu kommen. Die Mittel sind endlich, und die Banken wissen, was sie machen wollen und was nicht.»

Laut Bank-Wir-Chef Pfeifer hätten die Banken bereits frühzeitig begonnen ihre Gewichtungen zu bereinigen und anzupassen. «Aber gerade im Immobilienbereich mit den langen Laufzeiten ist das ein langwieriger Prozess. Wir hatten noch nie so viele Anfragen und müssen viele absagen.»

Egli kritisierte, dass die Regulierung nicht mehr prinzipienbasiert sei und die Kriterien viel zu detailliert festgelegt würden. Das erhöhe die Kosten bei den Banken.

Der SNB-Vize Antoine Martin betonte, dass es nicht Ziel der Regulierung sei, das Wachstum per se zu dämpfen. Die Absicht sei vielmehr unnötiges Risiko zu vermeiden und nachhaltiges Wachstum zu stützen.

Die Panel-Diskussion wurde von finews.ch-Chefredaktor Dominik Buholzer geleitet.