Der Rückversicherer Swiss Re baut am Zürcher Mythenquai an seinem Campus. Von den Mitarbeitern wird nach dem Bezug mehr Flexibilität verlangt – und keine Scheu vor «Big Brother»-Technologie.

Es werden Arbeitsplätze für die Privilegierten: Der Rückversicherer Swiss Re baut derzeit am Mythenquai in Zürich mit Aussicht auf Zürichsee und Rentenwiese einen Campus, auf dem künftig bis zu 3'400 Angestellte beschäftigt sein werden. Die Swiss Re wird mit der Fertigstellung der verschiedenen Bauetappen die Mitarbeitenden aus Adliswil ZH schrittweise zurück ans Zürichseeufer holen.

«Ein solcher Komplex zeugt vom Zukunftsglauben eines Unternehmens», sagt Thomas Wellauer zur «NZZ». Der COO der Swiss Re, er war früher auch einmal CEO von Credit Suisse Financial Services gewesen, hat Erfahrung im Campus-Bau gesammelt, als er noch Leiter Corporate Affairs beim Pharmakonzern Novartis war.

Kosten sparen

Der Zusammenzug der Swiss-Re-Arbeitsplätze am Mythenquai ist in Zeiten hoher Büromietpreise in Innenstädten ungewöhnlich. Doch Wellauer sagt, ein solches Umfeld biete Vorteile bei der Rekrutierung von Spezialisten aus aller Welt.

Allerdings kann die Swiss Re mit dem Neubau auch Kosten sparen. Der Konzern wird den Mitarbeitern weniger Fläche zur Verfügung stellen. Jene Spezialisten aus aller Welt werden mit einer Arbeitsweise konfrontiert, die sich in den letzten Jahren bei zahlreichen Grossunternehmen durchgesetzt hat: Es wird keine fixen Arbeitsplätze mehr geben.

«Thin Desks»

Mitarbeiter müssen sich jeden Morgen mit ihrem Laptop ein anderes freies Pult suchen. Der Versicherer Zurich verlangt dies bereits von ihren Angestellten, die Grossbank UBS hat dieses Prinzip nicht nur hierzulande, sondern auch in ihrer neuen Niederlassung an der Broadgate in London eingeführt. Kein Pult, kein Telefon, kein Desktop-Computer, heisst es dort.

Manche Unternehmen preisen diese Arbeitsweise als «Workplace of the Future» an, andere als «Thin Desks», was es wohl eher trifft. Denn zu diesem Prinzip gehört, dass es weniger Arbeitsplätze als Angestellte geben wird.

0,8 Arbeitsplätze pro Mitarbeiter

So bei der Swiss Re: Gemäss «NZZ» plant Wellauer 0,8 Arbeitsplätze pro Mitarbeiter, was sich auf die Betriebskosten deutlich auswirken wird. Dass künftig Swiss-Re-Mitarbeiter bei der morgendlichen Suche nach einem freien Arbeitsplatz Zeit vertrödeln und sich ärgern werden, befürchtet Wellauer nicht. Das Bürokonzept sei an einigen ausländischen Standorten bereits umgesetzt und finde bei den Mitarbeitern viel Zuspruch.

Swiss Re wird in den verschiedenen Campus-Gebäuden Territorien mit Pulten, Arbeitsplätzen und Sitzungsziemmern für jeweils 30 bis 40 Anstellte einrichten, sodass die Suche nach freiem Platz etwas eingeschränkt sein wird.

App mit Ortungsfunktion

Im neuen Arbeitsumfeld des Rückversicherers steckt auch viel Technik. Mitarbeiter können ständig miteinander ortsungebunden über einen Chat kommunizieren. Eine App wurde entwickelt, über welche sich beispielsweise Sitzungszimmer reservieren lassen. Eine Folge der digitalen Aufrüstung am Arbeitsplatz ist: Die Angestellten werden «gläserner».

Die App erlaubt es nämlich, jeden Mitarbeiter über sein Smartphone zu orten. Was möglicherweise in Zeiten flexibler Arbeitsplätze hilfreich sein kann, ist so auch ein Überwachungsinstrument.

Wärme- und Bewegungssensoren

Konzerne, die solche Systeme eingerichtet haben, wollen sie zwar nicht zur Überwachung nutzen, wie es offiziell heisst. Vielmehr geht es darum, Daten als Grundlage für die Gestaltung des flexiblen Arbeitsumfeldes zu sammeln.

Die Grossbank Barclays nutzt dafür beispielsweise ein Gerät, das mit Wärme- und Bewegungssensoren ausgestattet ist. Ziel solcher Messungen ist es, das Arbeitsumfeld weiter anzupassen, um Betriebskosten noch weiter zu senken.

 

 

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