Die Liechtensteiner Finanzaufsicht setzt eine zwangsweise Konsolidierung bei den strukturierten Lebensversicherungen durch. Auch in der Schweiz weckt das ungute Erinnerungen ans Boom-Geschäft von einst.

Skandia Leben übernimmt zwei grosse Lebensversicherungs-Bestände, wie aus einer Mitteilung des Liechtensteiner Lebensversicherers vom Mittwoch hervorgeht. Wie es heisst, strebt Skandia Leben darüber hinaus ein Rebranding an und will sich neu ausrichten.

Die Konsolidierung geschieht nicht freiwillig. Die Übernahme der Bestände der Anbieter Valorlife und Wealth-Assurance erfolgte vielmehr zwangsweise und auf Verfügung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) hin. Dies zum Schutz der Versicherten und der Reputation des Finanzmarktes, wie die Behörde ihrerseits mitteilte.

Ex-Vaudoise-Tochter betroffen

Bei den beiden Portfolios handelt es sich um so genannte PPLI-Policen (Private Placement Life Insurance) von rund 3'000 Versicherten mit einem Vermögenswert von rund 3,6 Milliarden Franken. Mit den Beständen wechseln auch insgesamt 30 Mitarbeitende zu Skandia Leben.

Sinnigerweise war Valorlife einst die PPLI-Tochterfirma der Schweizer Allversichererin Vaudoise, die das Unternehmen 2014 an die Beteiligungsfirma Wealth-Assurance im «Ländle» verkaufte. Nun erfolgte ein weiterer Besitzerwechsel und damit der vorläufig letzte Akt eines vormaligen Boom-Geschäfts.

Im Visier der US-Justiz

Denn die im Jargon «insurance wrapper» genannten PPLI-Policen waren einst en vogue, um Vermögen in Versicherungsmäntel zu packen und damit Steuern zu sparen. In den Nullerjahren erlebte die durchaus legale Optimierungs-Praxis eine Blütezeit, während der sich Liechtenstein rasch zum internationalen Hub mauserte. Aber auch die Schweizer Assekuranz und das Banking taten eifrig mit, allen voran der grösste Lebensversicherer des Landes, die Swiss Life.

Allerdings benutzten manche Kunden die Policen, um Steuern zu hinterziehen. Daher gerieten auch die insurance wrapper nach der Finanzkrise ins Visier ausländischer Steuerfahnder. 2012 kam es deswegen zu einer grossen Razzia bei der Credit Suisse in Frankfurt; 2017 musste die Swiss Life ihrerseits mitteilen, dass das gefürchtete US-Justizdepartement die Untersuchung eines Portfolios mit US-Kunden bei der Swiss Life Liechtenstein und der Swiss Life Singapur aufgenommen hatte, dessen Volumen sich damals auf 250 Millionen Franken belief. Die Angelegenheit ist immer noch hängig.

Neue Heimat für Bestände auch aus der Schweiz

In Liechtenstein hat derweil die Versicherungsgruppe, zu der auch Skandia Leben gehört, seit 2013 fünf Lebensversicherungs-Bestände aus der Schweiz und dem Fürstentum übernommen und «administriert» diese seither. Bei dieser Gruppe handelt es sich um die Inlife Holding Schweiz, an der auch die Hannover Rück, der drittgrösste Rückversicherer der Welt, beteiligt ist. Offensichtlich wird Skandia Leben vom Regulator zugetraut, auch die neuen Portfolios zu führen, dank denen die verwalteten Vermögen des Versicherers auf 5,6 Milliarden Franken klettern.

Nach dem Rebranding will das Unternehmen am umstrittenen Business festhalten. Ziel sei es, so die Mitteilung, «im auf individuelle Kundenbedürfnisse zugeschnittenen PPLI-Geschäft, wo Steuereffizienz und Nachfolgeplanung eine zentrale Rolle spielen, organisch zu wachsen».

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