CO2-Abbau und -Speicherung sind essentiell, wenn die Welt ihr Ziel von netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050 erreichen will. Dabei kommt auch der Versicherungswirtschaft eine tragende Rolle zu, heisst es in einer Swiss Re-Studie.

Wenn es gelingen soll, die globale Erwärmung langfristig auf einem sicheren Niveau zu halten, braucht es den massiven Einsatz von Technologien und Aktivitäten zur Kohlendioxid-Entfernung (CO2) aus der Atmosphäre, wie es in einem Bericht des Rückversicherers Swiss Re heisst. Die angestrebte Verdoppelung der Emissionsreduzierung allein reiche nicht aus.

Zusätzlich sei der Aufbau einer Industrie zum CO2-Abbau erforderlich. Diese müsse in der Lage sein, innerhalb von drei Jahrzehnten negative Emissionen in der Grössenordnung von 10 bis 20 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr zu erreichen.

Zwei Wege zum CO2-Abbau

Es gibt zwei Wege um Kohlendioxid aus der Luft zu entfernen. Der eine ist die natürliche Umwandlung, bei der bindet Kohlenstoff in Wäldern, Feuchtgebieten, Ozeanen und Böden gebunden wird. Die Analysten beschreiben diese Lösungen als anfällig für Umkehrungen durch Ereignisse wie Brände, Überschwemmungen und/oder vom Menschen verursachte Bedrohungen.

Der andere Weg ist technologisch. Kohlenstoff kann durch Anlagen aus der Atmosphäre gefiltert und als Handelsgut in Produkten wie Beton oder in synthetischen Treibstoffen verwendet werden. Oder er kann in unterirdischen Gesteinsschichten, einschliesslich erschöpfter Öl- und Gasreservoirs, eingeschlossen und mineralisiert werden.

«Die Implementierungskosten dieser Lösungen sind höher als bei naturbasierten Ansätzen. Bestehende Lösungen werden zu wenig genutzt und neue zu wenig entwickelt. Ausschlaggebend ist jedoch, dass das Risiko einer Umkehrung geringer ist», so die Studie.

Wirtschaftliche Anreize

Eines der Haupthindernisse für den Aufbau einer entsprechenden «Carbon-Capture»- Industrie sei das Fehlen eines wirtschaftlichen Anreizes, Emissionen zu reduzieren, zu sammeln und zu entsorgen. In jüngster Zeit habe es jedoch Initiativen gegeben, um Kohlenstoffentfernung zu kommerzialisieren, so die Analysten von Swiss Re.

Marktmechanismen

Dazu gehört etwa der freiwillige Markt für Kohlenstoffkompensationen, an dem Swiss Re teilnimmt. Darüber können Unternehmen Dienstleistungen zum CO2-Abbau kaufen. Die Käufer erwerben dabei Bescheinigungen, dass die Dienstleistung eine bestimmte Menge an Kohlenstoff aus der Atmosphäre einfängt und speichert.

Kontrovers diskutiert

Allerdings werden solche Lösungen kontrovers diskutiert. Die Analysten von Swiss Re verweisen auf das Risiko des «moral hazard», da der Eindruck entsteht, dass diese Kompensation andere Massnahmen zur Emissionsreduzierung behindern könnte.

Andere Experten verweisen auf fehlende Standards und die mangelnde Transparenz des Marktes. Laut Louis Redshaw, CEO und Gründer der Londoner Firma Redshaw Advisors, mache der freiwillige Kohlenstoffmarkt «mehr kaputt, als dass er bahnbrechend», wie er in einem Beitrag für das Fachblatt «Carbon Pulse» schrieb.

Man könne nicht genau messen, ob das Einbringen einer Tonne CO2 in die Atmosphäre verhindert wird, oder ob sie wieder entfernt wird. Das sei jedoch nötig, um entsprechende Emissionsgutscheine ausstellen zu können. «In der Praxis bedeutet dies, dass es keinen einheitlichen, transparenten Preis für das gibt, was im Grunde genommen dasselbe ist - eine Kohlenstoffgutschrift», fügte er hinzu.

Die Rolle der Versicherungsindustrie

Die Analysten von Swiss Re sind der Ansicht, dass die Versicherungsindustrie auf drei Arten dabei helfen könnte, Kohlenstoffabbau zu unterstützen. Erstens könnten Versicherer die Finanzierbarkeit von Klimaschutzprojekten verbessern, indem sie im Falle von widrigen Ereignissen eine Entschädigung für Verluste anbieten. Das sei durch Anlagen- und Sachversicherungen möglich - auch für Schäden durch Naturkatastrophen und Schäden an natürlichen Werten wie Wäldern.

Zweitens könnten Versicherer als institutionelle Investoren Finanzierungen für Projekte und Infrastruktur bereitstellen. Laut der Studie ist die Kohlenstoffabscheidung eine langfristige Investitionsmöglichkeit, durch die Versicherer ihre langfristigen Verbindlichkeiten ausgleichen und eine Portfolio-Strategie mit Netto-Null-Emissionen betreiben könnten.

Drittens könnten Versicherer als frühe Käufer von Emissionsminderungszertifikaten fungieren, um ihren eigenen betrieblichen Fussabdruck auf diesem Weg zu Netto-Null-Emissionen auszugleichen. So könnten Versicherer starke Partner für die CO2-Abbauindustrie sein und gleichzeitig Zugang zu neuen Risikopools und Anlageklassen erhalten, so die Analysten.

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