In einem hochpolitischen Interview schaut der Chef des französischen Versicherungskonzern Axa auf die anstehende Präsidentschaftswahl in Frankreich – und vertraut den Fakten der Realität.

Thomas Buberl ist einer der jüngsten Firmenchefs der CAC40-Unternehmen und kennt als deutscher Manager die beiden grössten Länder der EU sehr gut. Im Gespräch mit dem deutschen «Handelsblatt» beleuchtet er mögliche Konsequenzen, sollte Amtsinhaber Emmanuel Macron seiner stärksten Herausforderin Marine Le Pen unterliegen.

«Macron ist eine verlässliche Grösse, ihn kann man nach den vergangenen fünf Jahren gut einschätzen. Bei einer neuen Präsidentin Le Pen würde es viel Unsicherheit geben», so Buberl.

Erste Runde am Sonntag

Die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich findet am kommenden Sonntag statt, zwei Wochen später folgt eine Stichwahl, in der sich die beiden bestplatzierten Kandidaten des ersten Wahlgangs gegenüberstehen. Umfragen zufolge dürften dies – wie beim letzten Wahlgang 2017 – der nun amtierende Staatschef Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen sein. Zuletzt hatte die Chefin des Rassemblement National ihren Rückstand auf Macron klar verringert.

Dass der Wahlkampf eng sein werde, sei bereits seit mindestens zwei Wochen klar. Von den Märkten und dem Ausland werde dies aber erst jetzt so wahrgenommen, sagt Buberl.

Europa werde noch vor einigen Prüfungen stehen, bei denen Einheit gefragt sei. «Frankreich ist eine tragende Säule in Europa, und das ist sehr stark mit der Person von Emmanuel Macron verknüpft», betont der Axa-Chef im Interview.

Fakten der Realität

Bei einem Le-Pen-Sieg drohe aber kein irreparabler Schaden für die EU, meint Buberl. «Jeder Politiker, jede Politikerin wird nach dem Wahlkampf konfrontiert mit den Fakten der Realität.» Aber: «Ein Sieg von Le Pen würde jedoch eine Phase der Ungewissheit eröffnen, für Frankreich und für Europa.»

Und mit Blick auf den Ukrainekrieg rechnet der Axa-Chef mit weiter grossen internationalen Problemen: Energieversorgung, Lieferkettenprobleme und drohende Hungersnöte nennt er als Stichpunkte.

Viele dunkle Wolken am Himmel

In der öffentlichen Wahrnehmung sei die Corona-Pandemie vom Krieg verdrängt worden. Und auch hier nehme das Interesse bereits wieder ab. «Wenn Sie sehen, dass die Börsen in den USA jetzt wieder auf dem Niveau von Ende 2021 sind, muss man sich fragen: Was ist eigentlich passiert? Denn es gibt noch sehr viele dunkle Wolken am Himmel.»

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