Embedded Insurance – Skalieren statt Improvisieren
Von Dominic Keller und Christian Maeder, Senior Manager bei Finalix
Von der Elektronikversicherung fürs neue Smartphone bis zur Garantieverlängerung für den Smart – wenn Kundinnen und Kunden direkt beim Kauf des neuen Lieblingsstücks eine passende Versicherung abschliessen können, spricht man von «B2B2C» oder «Embedded Insurance».
Die Helvetia konnte ihr Angebot in diesem Bereich im paneuropäischen Raum stark ausbauen. Doch der Erfolg brachte neue Herausforderungen mit sich.
Die Herausforderung
Embedded Insurance ist geprägt durch viele Abschlüsse mit tiefen Prämien und stark auf den Verkaufspunkt des Primärprodukts ausgerichtete Versicherungslösungen und Prozesse – ein starker Kontrast zu klassischen Versicherungsmodellen.
Im Rahmen von Embedded Insurance werden europaweit Daten angeliefert, die validiert und verbucht werden müssen. Bestehende Systeme, die auf geringere Volumina sowie beratungsorientierte Abläufe und Angebote ausgerichtet sind, stossen schnell an ihre Grenzen.
Auch eine eigens entwickelte interne Datenbank, die anfangs eine semi-automatische Verarbeitung ermöglichte, wurde mit wachsendem Volumen zunehmend wartungsintensiv und konnte den Anforderungen nicht mehr gerecht werden.
Die Lösung
«Ein profitables Wachstum erfordert eine skalierbare Systemlandschaft, die hohe Datenvolumina automatisiert entgegennehmen und prozessieren kann», sagt Emanuel Bolter, Head Business Transformation Non Life bei der Helvetia. «Ein gemischtes Team aus internen und externen Expertinnen und Experten stellte die Implementierung und Integration mehrerer Standardsysteme zu einem End-to-End-Prozess sicher.»
Finalix war für die Aufnahme der Fachanforderungen und die fachliche Lösungskonzeption entlang des Gesamtprozesses zuständig – von der Transformation und Aggregation der Verkaufs- und Schadendaten im Bordereaux-Management-System über die Integration in das Bestands- und Rückversicherungssystem (SAP FS-RI), die Nebenbücher (SAP FS-CD und SAP FPSL für IFRS 17) bis hin zum Hauptbuch (SAP FI) und dem Data Warehouse. Zudem unterstützte Finalix die Migration.
Die Erfolgsfaktoren
Ziel war es, die Themenvielfalt in Storys zu schneiden und tragfähige fachliche Lösungen zeitnah zu definieren, ohne den Gesamtprozess aus dem Blick zu verlieren.
«Das Vorgehen und die Erfolgsfaktoren bei der Fachkonzeption waren trotz vielseitiger, komplexer Themen stets ähnlich», erinnert sich Dominic Keller, Senior Manager bei Finalix. Dazu gehörten folgende Punkte:
- IST - Analyse – Automatisierung von Massenprozessen Das Embedded-Insurance-Geschäft ist geprägt von vielfältigen Konstellationen und Spezialitäten. Um zu verstehen, welche Varianten es gibt und wie sie zu priorisieren sind, wurde jeweils in maximal einem Sprint der Status quo analysiert. Darauf aufbauend konnten z.B. automatisierbare Standardfälle identifiziert und von manuell handhabbaren Ausnahmen abgegrenzt werden.
- Zielbilder – Anforderungen visualisieren
Alter Wein schmeckt auch in neuen Schläuchen nicht – ebenso wenig dürfen alte Standards unreflektiert in neue Systeme übertragen werden. Daher wurden mit dem Fach in kurzer Zeit neue Zielbilder und Standards in Form von Detailanforderungen und/oder klickbaren Mockups entwickelt – etwa eine neu gestaltete Prämienabrechnung in Excel, die zugleich als Testbasis diente.
- Systemlogik – Auf dem Standard aufbauen
Um nicht bei null zu starten, wurden die Funktionsweisen und Standards der Zielsysteme analysiert. Wo verschiedene Konfigurations- und Lösungswege existierten, wurden die Grundlagen für Variantenentscheide vorbereitet.
- Lösungsdesign – Kosten-Nutzen, Pragmatismus und Kollaboration
Die Verabschiedung der Ziellösung erfolgte in Workshops, in denen Fach- und Systemexpertinnen und -experten an einem Strick zogen – und das in dieselbe Richtung. Nicht nur die Systeme, sondern auch einzelne Anforderungen, die mit vertretbarem Aufwand nicht realisierbar waren, wurden angepasst. Dank dieses pragmatischen, kollaborativen Spirits entstanden kosteneffiziente, praktikable Lösungen.
Das Ergebnis
Die neue Embedded-Insurance-Systemlandschaft erlaubt es der Helvetia, das bestehende Geschäft effizient zu skalieren und zukünftig weitere Bereiche anzubinden. Tobias Struchen, Head Partnerbusiness & Innovation, bringt es auf den Punkt: «Die neue Systemlandschaft legt den Grundstein für nachhaltiges Wachstum und operative Effizienz – nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Partnern.»
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Finalix begleitet seit über 20 Jahren Versicherungen und Banken in Projekten und Veränderungsprozessen. Dominic Keller unterstützt Versicherungskunden bei der erfolgreichen Umsetzung neuer Geschäftsmodelle.