Ein Verwaltungsrats-Posten bei der UBS ist ein lukratives Amt. Doch superreich wird man damit nicht. Jedenfalls nicht so reich, dass man sich für eine Rekordsumme eine Villa in Hongkong kaufen könnte, wie es Fred Hu gerade getan hat.

«Neue Luxus-Immobilien in Hongkong zu Verkaufspreisen von 600 Millionen Dollar», frohlockte das Branchenportal «Mansion Global» vor zwei Jahren, als die sieben Villen im «Mansion Style» fertiggestellt waren.

Die Hoffnungen waren leicht übertrieben. Soeben ging das Haus Nummer 3 an der Tai Tam Road für 428 Millionen Hongkong-Dollar über den Tisch. Das sind 55 Millionen Dollar – und annähernd ein Rekord für Hongkong, wo für einen Quadratmeter Wohnfläche der Durchschnittspreis bei rund 6'000 Dollar liegt, was mit Abstand Weltrekord ist.

Steuerliche Vorteile

In Haus Nummer 3 kostet der Quadratmeter rund 12'000 Dollar, wie die «South China Morning Post» vorrechnete. Das sei annähernd ein Rekord. Erst diesen Februar war ein Apartment an der Borrett Road für 459 Millionen Hongkong Dollar gekauft worden, ebenfalls von einem Chinesen, das sind knapp 60 Millionen Dollar.

Tai tam

Ist der Preis dieser Mansion, die am südöstlichen Ende von Hongkong Island (für Kenner zwischen dem American Club und Turtle Cove Beach) hoch über dem südchinesischen Meer liegt, schon eine Meldung wert, so ist es der Käufer erst recht.

Es ist Fred Hu (Bild unten), der seit dem Jahr 2018 im Verwaltungsrat der UBS sitzt. Hu hat zum ersten Mal eine Immobilie in Hongkong gekauft und musste darum auch eine einmalige Steuer von gut 2,4 Millionen Dollar bezahlen.

Boom auch Ergebnis einer Kapitalflucht

Als Gegenwert erhält Hu so viel Luxus, wie sich in 444 Quadratmeter Wohnfläche packen lassen – inklusive vergoldeter Badezimmer-Armaturen und Klopapier-Halter.

Fred Hu

(Bild: Screenshot Bloomberg)

Der Hongkonger Immobilienmarkt boomt – obwohl in der asiatischen Metropole ein politisches Klima der Unsicherheit herrscht. Die Käufer sind vor allem reiche Festland-Chinesen, die so ihr Kapital ausser Landes schaffen.

Gemäss einem in dem Zeitungartikel zitierten Immobilienmakler betreiben diese Käufer auch eine Art Arbitrage. Wer in Hongkong registriert ist, was auf Fred Hu zutrifft, geniesst als Immobilienkäufer auch steuerliche Vorteile, was solche Investments sehr attraktiv mache.

Private Equity in Tech

Hu hat während seiner Karriere so viel Geld verdient, dass die 55 Millionen Dollar für die Luxus-Mansion wohl eine Diversifikation seiner Vermögens-Allokation darstellen. Denn der bald 58-Jährige arbeitete 13 Jahre lang für Goldman Sachs in leitender Position auf dem chinesischen Festland, bis er im Jahr 2010 realisierte, dass mit Private Equity in China noch viel mehr Geld zu verdienen ist.

Hu gründete Primavera Capital, eine auf chinesische Tech-Firmen spezialisierte Investmentfirma. Primavera war früh in einigen der bekanntesten und wertvollsten Tech-Firmen investiert, wie in dem 100-Milliarden-Startup Bytedance oder in der Ant Group, die Fintech-Tochter von Jack Mas Alibaba Group.

Ausgekauft, neu verpackt und an die Börse gebracht

Hu gilt als Technologie-Kenner und vor allem auch als Türöffner für die UBS in China, doch zog er auch eher konventionelle Deals durch, die aber nicht minder lukrativ waren. So kaufte er 2016 die Fastfood-Ketten KFC und Pizza Hut aus der chinesischen Yum! Brands heraus, packte sie in Yum China Holdings zusammen und brachte sie in Hongkong und in New York an die Börse.

Hu ist ein echtes «Heavyweight», der hervorragend vernetzt ist und in den wichtigen Gremien sitzt. So berät er sowohl die chinesische Regierung als auch die in Hongkong, er sitzt auch im Advisory Committee der Securities und Futures Commission, der Hongkonger Finanzaufsicht.

Als UBS-Verwaltungsrat verdient Hu jährlich 600'000 Franken, 50 Prozent davon erhält er in Aktien. Hu sitzt auch im Compensation Committee und ist damit für die Bonus-Zuteilungen im Top-Management der Schweizer Grossbank mitverantwortlich.