Jedes zweite Stelleninserat fordert inzwischen IT-Kompetenzen. Das zeigt: die Finanzbranche ist mit der händeringenden Suche nach Tech-Talenten längst nicht mehr alleine.

Wer über besonders nachgefragte Digital-Kenntnisse verfügt, dem stehen hierzulande viele Türen offen: Das ist eine Schlussfolgerung des Stellenvermittlers Adecco, der am Dienstag den gemeinsam mit der Universität Zürich erhobenen Swiss Job Market Index veröffentlichte.

Ohne Grundkenntnisse geht wenig

Demnach hat sich die Zahl der Schweizer Stelleninserate im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent erhöht. Ein Rekord, wie Adecco festhält. Arbeitskräfte haben folglich auf dem hiesigen Arbeitsmarkt so gute Chancen wie schon lange nicht mehr. Doch erst recht gefragt sind Informatikerinnen und Informatiker: Mit Blick auf die vergangenen sieben Jahre fragen nun 49 Prozents aller Inserate digitale Kompetenzen nach.

Jedes dritte Inserat fordert dabei Grundkenntnisse; besonders gesucht sind im Weiteren Fähigkeiten im Content Management sowie im Umgang mit Daten, Netzwerken uns Systemen. «Digitale Technologien sind bereits in fast allen Berufen Standard», stellte Adecco am Dienstag fest. Das Auftreten der Pandemie könne nun den digitalen Wandel in den meisten Wirtschaftsbereichen nochmals beschleunigen.

Kultur der Ingenieure

Der Befund trifft auch auf die Schweizer Finanzbranche zu. Die IT ist einer der wenigen Bereiche, wo etwa Banken noch Stellen schaffen, wie auch finews.ch berichtete. Allerdings finden sich die Finanzbranche im Wettbewerb mit den meisten anderen Branchen wieder – und werden nun neuerdings auch bei den Löhnen ausgestochen. Wie Stellenvermittler verschiedentlich berichten, zahlen insbesondere die Pharma-Multis in Basel und die Schweizer Ableger von Tech-Riesen wie Google deutlich mehr für Talente, wenn es darauf ankommt.

Auch deshalb müssen sich die Rekrutierter im Swiss Banking Alternativen einfallen lassen, um diese Kräfte anzusprechen. Bei Marktführerin UBS versucht CEO Ralph Hamers etwa, eine «Kultur der Ingenieure» heranzuziehen und so die nötigen Kräfte für den Digitalisierungs-Schub bei der Grossbank anzulocken. Auch die Erzrivalin Credit Suisse sucht unter diesem Motto nach Tech-Talent.

Bünder bilden selber aus

Derweil präsentiert sich die Privatbank Julius Bär seit Neuestem auf der Videospiel-Plattform Roblox, um beim Nachwuchs in diesem Feld auf sich aufmerksam zu machen.

Bei der Graubündner Kantonalbank ist man derweil dazu übergegangen, die Digital-Kompetenzen im Personal gleich selber heranzuziehen. Rund 500 Angestellte waren dort Ende 2021 vorgemerkt für einen entsprechenden Zertifikats-Lehrgang, den die Staatsbank zusammen mit der Fachhochschule Graubünden entwickelt hat.