Der US-Stardesigner Karim Rashid gilt als «Popstar der Designerwelt» und gestaltet neben Autos, Möbeln und Kleidern auch Luxushotels. In Bern entwirft er nun aber erstmals ein Budgethotel.


Herr Rashid, wie gefällt Ihnen die Schweiz?

Als New Yorker bin ich von der Beschaulichkeit in Städten wie Zürich oder Bern fasziniert. Ich befinde mich hier in einer anderen Welt. Alles geht hier viel langsamer. Das ist eine tolle Abwechslung, wäre aber für mich auf Dauer nichts.

Brauchen Sie den permanenten Rummel von New York?

New York ist eine tolle Stadt, in der ich mich zu Hause fühle. Aber von permanent kann keine Rede sein. Ich lebe in Wochenabschnitten in New York und bin sonst permanent auf der ganzen Welt unterwegs, weil es überall so aufregende Projekte gibt, an denen ich arbeite.

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In Bern gestalten Sie das Interieur des ersten Schweizer Hauses der deutschen Hotelkette Prizeotel, das 2019 eröffnet werden soll. Passt Ihr Stil, der weltweit für Top-Luxus steht, zu einem Budgethotel?

Natürlich, denn Luxus hat rein gar nichts mit einem Übernachtungspreis zu tun. Luxus und Stil haben mit Atmosphäre zu tun, mit Gefühlen und Erlebnissen. Das ist meine Auffassung und Mission, die ich für Prizeotel schon in mehreren Betrieben umsetzen durfte.

Wie drückt sich diese Auffassung in Ihren Werken aus?

Alle meine Kollektionen, egal ob Stühle, Möbel, Bilder oder Hotel-Designs, sind niemals ein Abbild von irgendetwas Bestehendem. Sie sind niemals irgendeine Kopie von Dingen aus vergangenen Zeiten. Das Wort Nostalgie ist für mich inexistent. Stattdessen will ich permanent etwas Neues, Zukunftorientiertes erschaffen.

Gibt es nicht viele Menschen, für die Nostalgie ein Stück Heimat bedeutet?

Absolut und das respektiere ich auch. Aber diese Menschen sind nicht mein Zielpublikum. Ich möchte den Leuten immer und überall etwas ganz Neues bieten, das sie noch nicht gesehen haben und sie zum Denken anregt.

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Ist dieser Anspruch nicht gerade in der Hotellerie sehr schwierig umsetzbar?

Einfache Aufgaben reizen mich nicht. Und trotzdem ist es gerade die Einfachheit, die ich anstrebe. Warum sollen Hotelgäste immer mit einem lästigen Zimmerschlüssel rumrennen, wenn sie ihr Türschloss ganz einfach per codierten Fingerabdruck öffnen können?

Und weshalb soll ein Hotelgast die Bilder in seinem Zimmer nicht schon bei der Buchung auswählen dürfen? Mit digitalen Techniken lässt sich jedes gewünschte Bild via Knopfdruck in jedem Zimmer gestochen scharf in der gewünschten Grösse auf die Wand projizieren. Solche Dinge repräsentieren aus meiner Sicht die Zukunft. Materie verschwindet, Erlebnisse bleiben.

Das Interview führte Robert Wildi.


Der 56-järhige Karim Rashid ist ägyptisch-englischer Abstammung und wuchs in Kanada auf. Er studierte Industriedesign an der Carleton University in Ottawa. Er betreibt seit 1993 in New York City und Rotterdam eigene Designstudios und ist weltweit tätig. Er zehn Jahre lang Professor für Industriedesign. Seine Arbeiten sind mittlerweile in vielen bedeutenden Museen der Welt ausgestellt, wie im Museum of Modern Art (MoMa) in New York, im San Francisco Museum of Modern Art und im Pariser Centre Georges Pompidou.

Die Firma Prizeotel wurde 2008 unter anderem vom deutschen Hotelier Marco Nussbaum gegründet. Das Unternehmen führt gegenwärtig drei Betriebe, in Hamburg, Bremen und Hannover. In Bern wird 2019 das erste Prizeotel in der Schweiz eröffnet.