Der Frühling ruft. Doch der Corona-Frust sitzt immer tiefer. Ein Ende der Einschränkungen ist vorläufig nicht abzusehen. Da hilft nur ein guter Tropfen. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller hat zehn beschwingte, feine Weine ausgewählt, welche die Stimmung heben und glänzend zur Jahreszeit passen.

Mit dem Frühling werden die wintermüden Lebensgeister geweckt. Wäre da nicht die Corona-Pandemie, die zunehmend mehr Leute frustriert. Wie gerne würde man wieder einmal ein Restaurant besuchen und so richtig schlemmen.

Vorläufig bleiben lediglich die eigenen vier Wände als Ausweichmöglichkeit übrig. Auch dort kann es sich der Geniesser bequem machen und schöne Weine kredenzen.

Wir haben zehn elegante, nicht zu schwere Beispiele aus europäischen Ländern ausgewählt, die perfekt zum Frühlingsanfang passen. Möge die subjektive Auswahl von zuverlässigen Spitzenweingütern in jedem Fall die Stimmung heben.

1. Riesling Schiefer Lorcher Burgweg 2019, Weingut Weiler, Rheingau (D)

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An Riesling führt kein Weg vorbei. Die weisse Weltklasse-Sorte liefert frische, leichte, elegante, feingliedrige und animierende Weine, wie dieser erstmals in der Schweiz erhältliche, trockene Cru beweist. Das kleine Weingut besitzt lediglich vier Hektaren (Preis: 18 Franken).

2. Riesling-Silvaner Schiefer 2019, Weingut Obrecht, Bündner Herrschaft (CH)

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Der Wein aus dem Jeninser Spitzenbetrieb ist eine der spannendsten Entdeckungen seit längerer Zeit. Er ist unglaublich straff, finessenreich, mineralisch und leicht, aber nicht dünn. In jeder Beziehung ein geradezu perfekter, frühlingshafter Apéro (Preis: 24 Franken).

3. Chasselas Brez Grand Cru 2019, Domaine La Colombe, Waadt (CH)

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Chasselas-Weine sind nie schwer oder üppig, auch wenn manchmal etwas die Säure fehlt. In diesem Fall sieht es anders aus: Das Lagengewächs bietet dank seinen Merkmalen ein tolles Genuss-Erlebnis: dynamisch, mineralisch, geradlinig und harmonisch (Preis: 17 Franken).

4. Sauvignon blanc Winkl 2019, Cantina Terlan, Südtirol (I)

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Die beliebte Rebsorte bringt aromatische Weisse hervor. In diesem Fall sind Geruch und Geschmack erfreulich dezent: schöne, gelbe Fruchtnoten, saftig, elegant, mittelschwer, gute Länge, vielseitig einsetzbar, vom Apéritif bis zu leichten Fischgerichten (Preis: 23.90 Franken).

5. St. Aubin Village Le Banc 2018, Domaine Colin-Morey, Burgund (F)

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Wenn immer Weine dieses Guts auf einer Weinkarte zu finden sind, heisst es zuschlagen. Dieser Orts-Cru aus Chardonnay brilliert vom ersten Schluck an: vielschichtiges Bouquet von Zitrus- und würzigen Noten, im Gaumen trocken, reichhaltig, mittelschwer, gut integriertes Holz, reife Säure, elegant und langes Finale (Preis: 48 Franken).

6. Pinot noir Buurehöf 2018, Weingut Steiner, Bielersee (CH)

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Dieser Wein aus einer Einzellage stammt aus einem heissen Jahr. Trotzdem wirkt er überhaupt nicht überladen oder opulent. Dies ist einer schönen Säure zu verdanken. Ebenso gekonnt ist der Ausbau im Barrique: Das Holz ist gut integriert (Preis: 32 Franken).

7. Zweigelt 2017, Rennersistas, Burgenland (A)

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Die drei Renner-Geschwister schwören auf biologisch produzierte Naturweine mit möglichst wenig Interventionen und Schwefel. Dieser Zweigelt ist indessen kein extremes Beispiel. Im Gegenteil: eher kühle Aromatik, schöne Frucht, elegant, mittelschwer, sehr guter Trinkfluss, leicht und beschwingt (Preis: 27 Franken).

8. Chianti Classico Gran Selezione San Lorenzo 2015, Castello di Ama, Toskana

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Das Weingut gehört zur schmalen Spitze in diesem berühmten Anbaugebiet. Ein sehr gelungenes Beispiel für die einheimische Sorte Sangiovese: nicht zu extraktreich, aber mit dichtem Körper, feinen Tanninen und gut integrierter Säure, lang und ausgewogen (Preis: 37 Franken).

9. Territorio Vivo Tinto 2017, Filipa Pato, Bairrada (P)

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Wohl keine andere Winzerin zaubert so leichtfüssige, aber gehaltvolle Weine in die Flasche wie Filipa Pato. Wer auf Finesse statt auf pure Kraft setzt, ist hier bestens aufgehoben. Schon fast burgundische Dimension. Gekeltert wird der Wein aus der einheimischen Sorte Baga (Preis: 32 Franken).

10. Crozes-Hermitage 2018, Domaine Combier, Rhônetal (F)

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Die Rhône ist der Massstab für hochwertige Syrah-Weine. Der Cru stammt zwar aus einer etwas weniger renommierten Appellation. Dies tut aber der Qualität keinen Abbruch. Grosses Trinkvergnügen dank intensiver, fruchtig-pfeffriger Aromatik, feinen Gerbstoffen, guter Säure und seidiger Statur. Perfekt zu Rind oder Lamm (Preis: 28 Franken).


 Peter Keller ist Weinakademiker und auch Weinredaktor der «NZZ am Sonntag».