Die Nachfrage nach Sammlerstücken steigt in dem Masse, wie der Appetit auf rezessionssichere Investments wächst. Jetzt werden auch Profiinvestoren hellhörig.

Angesichts des unsicheren Marktumfelds und rekordhoher Inflation drängen Anleger zunehmend in Nischenanlagen wie Wein, Baseballkarten, Turnschuhe und Diamanten. Dazu hat auch der Reality-TV-Star Kim Kardashian beigetragen,  wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt.

Denn die Influencerin sorgte mit einem Original-Kleid der Hollywood-Ikone Marilyn Monroe für den Höhepunkt der diesjährigen Met-Gala in New York. Kardashian hüllte sich in das berühmte Glitzerdress, das Monroe im Mai 1962 bei ihrem Geburtstagsauftritt für den damaligen Präsidenten John F. Kennedy trug. Normalerweise wird das Kleid in einer Ausstellung aufbewahrt.

Der modische Auftritt hat die Wall Street darauf aufmerksam gemacht, wie schnell das Kleid in den letzten Jahrzehnten an Wert zugelegt hat. Zwischen dem Verkauf 1999 für 1,26 Millionen Dollar und 2016 für 4,8 Millionen Dollar verteuerte sich das Kleidungsstück um 300 Prozent. Das US-Leitbarometer S&P 500 legte im gleichen Zeitraum um vergleichsweise magere 138 Prozent zu.

Hedgefonds auf der Käuferseite

Das Interesse von Investment-Gesellschaften habe sich in den letzten sechs Monaten grundlegend geändert, erklärt Darren Julien, der Gründer des Auktionshauses Julien's, das die zweite Monroe-Versteigerung abwickelte. «Jetzt investieren Hedge-Fonds und professionelle Anleger ihr Geld vermehrt in Sammlerstücke.» Investmentfirmen machen etwa ein Drittel der Käufer von Sammlerstücken aus, sagt der Auktionsprofi, ein Trend, der sich angesichts der hohen US-Inflation noch beschleunige. In diesem Herbst rechnet Julien mit einer Rekordsaison.

In den vergangenen Jahren haben sich Sammlerstücke lukrativ entwickelt. Laut der Handelsplattform Livetrade Bordeaux Index verzeichnete Whisky in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche Wachstumsrate von 19 Prozent. Ein Index, der Baseballkarten abbildet, ist allein seit 2021 um 1’000 Prozent gestiegen.

Ein weiteres berühmtes Kleid, das Monroe trug, war ein rosafarbenes Kleid in dem Film «Gentlemen Prefer Blondes», in dem sie den berühmten Song sang: «Diamonds are a girl's best friend». Anscheinend hatte sie damit Recht. Pinkfarbene Diamanten haben im Durchschnitt eine jährliche Wachstumsrate von mehr als 11 Prozent; sie haben laut FCR Research seit 2008 um mehr als 300 Prozent zugelegt.

Weinanlagen besonders beliebt

Für Kleinanleger wird der Sammlermarkt immer zugänglicher. In einigen Marktbereichen bleibt die Liquidität aber ein Problem. Fonds wiederum, die Sammlerstücke für Privatanleger bündeln, befinden sich noch im Anfangsstadium, auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich der Markt ausweitet.

Valt, ein Start-up-Unternehmen für alternative Anlagen, bündelt beispielsweise Sammlerstücke für Anleger, die Anteile an Babe-Ruth-Baseballkarten und Bordeaux besitzen möchten. Wein erfreut sich bei Privatanlegern wie bei institutionellen Anlegern grosser Beliebtheit. Nach Angaben von Maklern machen Family Offices fast die Hälfte des Marktes aus.