Bike-Spirit pur beim Andermatt Freedom Ride

Mit Harley-Davidson in das Alpenpass-Eldorado der Schweiz. So könnte man den Event beschreiben, den der traditionsreiche amerikanische Motorradhersteller am vergangenen Wochenende in Andermatt im Kanton Uri auf die Beine gestellt hat. finews-Redaktor York Runne hat sich auf eine Pan America ST geschwungen. 

Schon die Anfahrt nach Andermatt ist ein Traum für jeden Motorradfan. Während sich auf der Autobahn am ersten richtigen Ferienwochenende die Autokolonne vor dem Gotthard-Nordportal kilometerweit staute, ging es über die Serpentinen der Reuss-Schlucht an der Teufelsbrücke vorbei.

Am «Andermatt Freedom Ride» kamen vom 11. bis zum 13. Juli hunderte Motorrad- und insbesondere Harley-Davidson-Fans in dem Urner Hochtal zusammen. An dem von Harley-Davidson DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) organisierten Treffen nahmen rund 2’000 Besucherinnen und Besucher teil.

Insbesondere am Samstag war der Parkplatz voll mit den charakteristischen tiefliegenden chromblitzenden Maschinen der Bike-Schmiede aus Milwaukee. Aber auch die Fahrerinnen und Fahrer anderer Marken waren herzlich willkommen, gleich ob BMW, KTM, Honda oder Yamaha – gelebte Bike-Inklusion sozusagen.

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(Bild: Harley-Davidson)

Freiheit, Gemeinschaft und Fahrfreude

Denn wenn es bei dem Freedom Ride um ein zentrales Thema gehen sollte, dann ist das der Spirit der Motorrad-Community und die Kameradschaft unter den Fahrerinnen und Fahrern. «Es geht vor allem um Freiheit, Gemeinschaft und Fahrfreude», erklärte Schweiz-Chef Iwan Steiner. Und das gelte für die Biker-Szene insgesamt, ganz gleich auf was für einer Maschine man sitzt. «Wir wollen die Leidenschaft für das Motorradfahren, das Entdecken und das Vernetzen in den Mittelpunkt stellen.»

Das Programm bot dabei reichlich Gelegenheit, um selbst aktiv zu werden. Eine ganze Flotte von Test-Maschinen der neusten Modellreihen hatte Harley-Davidson bereitgestellt, die kostenfrei für Ausritte gebucht werden konnten. Die Strecken konnten entweder individuell, selbstgeführt mit digitalem Guide oder in begleiteten Gruppen mit Harley-Davidson Guides gefahren werden. Auch Offroad-Fahrten auf ansonsten nicht öffentlich zugänglichen Naturstrecken wurden angeboten.

Atemberaubende Passstrassen

Und von seiner Lage ist Andermatt selbst in der Schweiz einzigartig. Gleich in welche Richtung man aufbricht, überall wartet atemberaubendes alpines Fahrvergnügen: Gotthard-, Furka- und Oberalppass liegen direkt vor der Tür, und dann, je ein Tal oder Berg weiter, auch noch Grimsel- und Sustenpass.

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Oberalppass (Bild: Almut Schindler)

Alles rund ums Bike

Auf dem Festgelände zeigten Aussteller und die Schweizer Harley-Davidson-Händler Neues aus der Welt des Motorrad- und Reiseequipments. Zudem konnten die Fahrerinnen und Fahrer ihre Geschicklichkeit in einem Fahrtechnik-Parcours unter Beweis stellen. Neben weiteren Fahr-Challenges gab es Präsentationen zu Technik, Sicherheit und Touring-Tipps.

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(Bild: Harley-Davidson)

Mit Livemusik, DJ’s und Streetfood-Ständen war auch für den geselligen Teil des Treffens gesorgt. Optisch überwogen klar schwarzes Leder und der traditionelle Harley-Davidson-Look der Gäste. Gefeiert wurde ausgiebig, ob am Lagefeuer oder auf dem Tanzparkett der Sportsbar.

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(Bild: Harley-Davidson)

Harley-Davidson bietet aktuell rund 20 verschiedene Modelle an, die sich in verschiedene Familien und Kategorien unterteilen. Das reicht von Touring-, Cruiser-, Adventure Touring-, Sport-Motorrädern bis zu Trikes. Zusätzlich gibt es noch die limitierten Sondermodelle der CVO-Reihe (Custom Vehicle Operations).

Eindrücklich war insbesondere die Testfahrt auf den Maschinen der Pan American. Mit den Adventure Touring Bikes hatte sich der Hersteller 2022 in ein völlig neues Segment vorgewagt und es mit den Platzhirschen BMW GS Adventure, Triumph Tiger Explorer, KTM Adventure oder Honda Africa Twin aufgenommen.

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Testfahrt der Pan America ST (Bild: Harley-Davidson)

Und der Einstieg klappte überraschend gut, auch wenn einige Traditionalisten anfangs Zweifel geäussert hatten. Bei den «Pan-Am’s» hat Harley-Davidson seine Hausaufgaben gemacht und bietet überzeugende Leistung, Technik und Optik. Die Kraftentfaltung und das Drehmomentspektrum des Zweizylinder-V-Motors mit 1'250 Kubikzentimetern Hubraum und 152 PS ist eindrücklich, auch wenn man auf den engen Serpentinen des Furka- oder Oberalppasses eher zurückhaltend mit dem Gasgriff umgehen sollte.

Drei verschiedene Modelle der Baureihe gibt es: Special, ST und die CVO-Ausgabe, die gleich mit dem passenden Koffer-Set daherkommt. Alle bieten eine ganze Palette von elektronischen Fahrassistenz-Systemen, Fahr-Modi und Konnektivität. Die ST-Version zeigt dabei durch kleinere Räder und eine tiefere Sitzposition eine sportlichere Abstimmung.

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(Bild: Harley-Davidson)

Insbesondere mit Blick auf den von US-Präsident Donald Trump begonnenen Zollstreit ziehen aber auch für Harley-Davidson dunkle Wolken auf. Vergeltungszölle der EU könnten die Marktposition schwächen. Doch von Händlerseite zeigte man sich nicht allzu beunruhigt. «Das hatten wir ja alles schon einmal», hiess es. Die Lager in der EU dürften voll sein, um sich für entsprechende Preisschwankungen zu wappnen.

Aber auch schon vor der Zolldiskussion hatte Harley-Davidson – und auch der Motorradmarkt insgesamt – Schwäche gezeigt. Nach dem massiven Nachfrageschub während der Covid-19-Pandemie gab es einen schweren Einbruch. Zudem geht der Trend bei den Käuferinnen und Käufern derzeit klar zur Klasse der kleineren Motorräder deutlich unter der Ein-Liter-Marke beim Hubraum.

2024 hatte das US-Unternehmen einen Umsatzrückgang um 11 Prozent auf 5,19 Milliarden Dollar verbucht, während der Nettogewinn um 36 Prozent auf 455,4 Millionen Dollar zurück gegangen war.