Die grösste Bank des zentralasiatischen Staates muss umschulden. Das wirft auch ein Schlaglicht auf die Credit Suisse, die in der International Bank of Azerbaijan eine gute Kundin hatte, wie Recherchen zeigen.

Wenn eine Bank eine Kernkapitalquote von minus 4,7 Prozent ausweist, dann darf angenommen werden: dem Institut geht es nicht so gut. Die Kennzahl stammt von der staatlichen International Bank of Azerbaijan (IBA) – und die befindet sich tatsächlich in so schweren Nöten, dass die internationale Finanzgemeinde hellhörig wird.

So schreibt unter anderem die britische «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig), dass die IBA nicht weniger als 3,4 Milliarden Dollar an ausstehenden Schulden restrukturieren muss. Anfang Mai hatte die grösste Bank der ölreichen ehemaligen Sowjetrepublik Zinszahlungen auf ihren Anleihen ausgesetzt.

Opfer des Ölpreises

Das Staatsinstitut ist Opfer des fallenden Ölpreises, welcher der Wirtschaft Aserbaidschans hart zusetzt und schon zu einer Abwertung der Landeswährung Manat um 50 Prozent geführt hat. Fällt die erste Bank des Landes, wären die Folgen für die angeschlagene Volkswirtschaft verheerend.

Beim nun von der IBA vorgeschlagenen Umschuldungsplan müssen die Gläubiger bluten. Den Eignern von ausstehenden Eurobonds wird unter anderem ein Umtausch in neue Papiere angeboten, allerdings mit einer Wertminderung von 20 Prozent. Nachrangigen Krediten droht gar ein «Haircut» von 50 Prozent, wie berichtete wurde.

Schon einmal gerettet

Ein Schock für die Kreditgeber, musste die IBA doch schon 2015 vom Staat rekapitalisiert werden. Damals schaltete sich sogar der Internationale Währungsfonds (IMF) ein und forderte Massnahmen von aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev. Nun droht das Institut zum schwarzen Loch zu werden.

Das kann auch der Credit Suisse (CS) nicht gefallen. Noch Ende 2016 war die CS-Investmentbank in London Co-Leadmanagerin eines syndizierten 200-Millionen-Dollar-Kredits für die IBA. Mit von der Partie waren auch die amerikanischen Finanzinstitute Citibank und J.P. Morgan sowie Emirates NBD Capital, wie die Agentur «Reuters» berichtete.

Citibank im Risiko

Traditionellerweise nehmen Leadbanken ein Teil der Schulden aufs eigene Buch; auf Anfrage von finews.ch wollte sich die CS nicht zu einem eventuellen «Exposure» bei der IBA äussern. Im aktuellen Geschäftsbericht der Grossbank sind keine ausstehend Kredite an die aserbaidschanische Bank gelistet.

Wie das Branchenmagazin «BNE Intellinews» berichtete, zählt aber zumindest die Syndikatspartnerin Citibank zu den grössten ausländischen Gläubigern der IBA.

Indes, schon vor 2016 war die nun gestrauchelte Staatsbank eine gute Kundin der CS. 2010 konnte sich die IBA über eine Finanzierung von über 300 Millionen Dollar freuen – 145 Millionen Dollar wurden damals allein über die Kanäle der CS aufgebracht.

Ein historischer Moment

Die Adelung durch eine noble Schweizer Grossbank erfüllte die Aserbaidschaner offensichtlich mit Stolz. «Der Kredit von der Credit Suisse International ist einzigartig, da in der Geschichte des Landes schon lange keine so grossen Summen auf einmal angezogen werden konnten», freute sich der damalige Bankpräsident Jahangir Hajiyev.

Jene goldenen Tage sind für die IBA und ihre Gläubiger längst verstrichen. Am 13. Juli müssen die Kreditgeber über den Umschuldungsplan abstimmen. Die Schuldenrestrukturierung soll dann Mitte August abgeschlossen sein.

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