In der ganzen Fintech-Euphorie geht etwas vergessen: Gerade die lukrativsten Beratungsprozesse Private Banking lassen sich kaum digitalisieren.

Lassen sich die Beratungsprozesse in der Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatpersonen digitalisieren? Dieser Frage ging der Schweizer Finanzprofessor Teodoro D. Cocca mit einer Umfrage unter so genannten High-Net-Worth-Individuals (HNWI) nach – und kam dabei zu einem ernüchternden Fazit.

Zwar sei die Klientel durchaus bereit, einen kleinen Anteil ihres Vermögens online anzulegen. Doch den Grossteil ihres Vermögens belassen sie trotz allem in der Obhut von Kundenberatern aus «Fleisch und Blut».

Der Grund dafür ist klar: Je komplexer die Beratungsleistung, desto schwieriger lässt sie sich in ein digitales Angebot übertragen, so Cocca, der als Professor für Asset und Wealth Management an der Johannes Kepler Universität Linz lehrt.

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In seiner Erhebung «Potential and Limitations of Virtual Advice in Wealth Management», über die auch das deutsche «Private Banking Magazin» berichtet hat, befragte Cocca 369 Privatpersonen in der Schweiz, Deutschland und Österreich mit einem Anlagevermögen von mindestens 500’000 Euro respektive 900’000 Schweizer Franken.

Hybride Beratungsmodelle

Für den Schweizer Finanzprofessor ist klar, dass sich viele Beratungs- und Geschäftsprozesse schlicht nicht digitalisieren lassen. Sie sind zu komplex und zwar vor allem deswegen, weil in der Beratung von sehr reichen Privatpersonen heute eine so genannt ganzheitliche Betrachtungsweise der Vermögensverhältnisse überwiegt.

Vor diesem Hintergrund kommt Cocca zum Schluss, dass hybride Beratungsmodelle über das grösste Potenzial im gehobenen Kundensegment verfügen. Trotz zunehmender Nutzung digitaler Angebote sei der persönliche Kontakt mit dem Berater für wohlhabende Kunden weiterhin enorm wichtig, sagte er gegenüber dem «Private Banking Magazin».

Vielfältige Beratungsangebote im Private Banking

Vorlage gut

Der Übergang vom klassischen Kundenberater zum digitalen Angebot ist fliessend.

Unter diesen Prämissen wird sich auch im Private Banking der Zukunft die Spreu vom Weizen trennen: «Entweder gehen die Vermögensverwalter neue Wege, um auch umfassende Finanzdienstleistungen digital umzusetzen. Oder sie verändern die Struktur solcher Angebote, so dass sich diese einfacher digitalisieren lassen», folgert Cocca.

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