Die neue IT-Plattform ist ein wichtiges Element der Wachstumsstrategie von Julius Bär. finews.ch hat mit Finanzchef Dieter Enkelmann über den Stand des millionenteuren Projekts gesprochen. 

Vor rund drei Jahren hat die Julius Bär ein Mammutprojekt auf den Weg gebracht. Es geht um nichts Geringeres als die Erneuerung der IT-Plattform. Zu diesem Zweck hat Julius Bär Ende 2015 die Commerzbank in Luxemburg übernommen, die bereits mit der IT-Plattform T24 aus der Genfer Softwareschmiede Temenos operierte.

Derweil die neue Plattform am Standort in Luxembourg, wo Julius Bär die europäischen Kunden gebucht hat, bereits läuft, sind in der Schweiz und Asien noch die alten IT-Systeme in Betrieb. Allerdings läuft in Asien bereits die Testphase, wie Bernhard Hodler an der Bilanzmedienkonferenz erklärte. Vorgesehen ist, dass bis Mitte des laufenden Jahres die neue Plattform betriebsbereit ist.

Deutlich zurück liegt hingegen der Heimmarkt Schweiz, was auch der grossen Anzahl der gebuchten Kunden geschuldet ist. Die ersten Integrations-Schritte sind auf Ende 2018 geplant. Vollständig migriert ist die Schweiz voraussichtlich um 2020/21, wie Bär-Finanzchef Dieter Enkelmann (Bild oben), gegenüber finews.ch sagte.

Immense Kosten

Dieses Mammutprojekt verschlingt enorme Ressourcen. Dem Vernehmen nach sind es rund 400 Millionen Franken. Zum Vergleich: Der Austausch der IT kostet die Postfinance geschätzte 150 Millionen Franken und bei der UBS ist von weit über einer Milliarde Franken die Rede.

Doch die hohen Initialkosten sollen sich rechnen. Denn einmal ausgerollt, lassen sich Anlageprodukte und Dienstleistungen kosteneffizient in die einzelnen Märkte vertreiben unter gleichzeitiger Berücksichtigung der nationalen Regulierungen. Bislang erfolgt dies noch für jeden einzelnen Markt separat.

Auch technologische Weiterentwicklungen, wie beispielsweise ein neues E-Banking oder Mobilebanking, lassen sich über eine einheitliche Plattform für einen Bruchteil der Kosten für die einzelnen Märkte replizieren.

Digitalisierung gegen Margenschwund

In diesem Kontext hat Julius Bär vor rund einem Jahr seinen Kundenberatern in der Schweiz einen digitalen Handlanger an die Seite gestellt, wie auch finews.ch damals berichtete. Dieser unterstützt die Berater beispielsweise in Regulierungsfragen oder durch eine Reihe von Handlungsempfehlungen für das Rebalancing der Kundenportfolios.

Der digitale Helfer soll den Beratern Zeit freischaufeln, die sie dann für ihre angestammte Tätigkeit, das Beratungsgeschäft, nutzen können.

Die gewonnene Effizienz soll den unter Druck stehenden Margen im Vermögensverwaltungs-Geschäft helfen. Diese sind im Vorjahresvergleich um einen auf 90 Basispunkte zurückgekommen.

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

In Sachen Digitalisierung und Fintech-Kooperationen war Julius Bär im Vergleich zu anderen Banken lange im Hintertreffen. In jüngster Vergangenheit haben die «Bären» aber einen Zacken zugelegt.

So hat die Bank in der zweiten Jahreshälfte 2017 die Funktion eines Chief Digital Officer geschaffen und mit Christoph Hartgens besetzt, wie auch finews.ch berichtete. Zu seinen Aufgaben gehört es, Digitalisierungsinitiativen in der gesamten Bär-Gruppe zu integrieren und für Kunden zugänglich zu machen.

Vor diesem Hintergrund hat sich Julius Bär vor gut einem Jahr dem Schweizer Fintech-Akkzelerator F10 der Finanzdienstleisterin SIX angeschlossen. Derzeit unterstützten die Bären drei Pilotprojekte von drei FinTech-Start-ups. «Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen uns dabei, die Integration von Fintech-Lösungen in unsere Wertschöpfungskette zu evaluieren», schreibt Julius Bär im Geschäftsbericht 2017. 

Darüber hinaus ist Julius Bär im vergangenen Jahr bei der digitalen Vermögensverwalter-Plattform Nectar als Investor eingestiegen.

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