Compliance-Spezialistin Lamara von Albertini sagt im Interview mit finews.ch-TV, Bankmanager seien fehl am Platz, wenn sie die eigenen Richtlinien brechen. Leider hielten sich nicht alle daran.

Lamara von Albertini ist mit ihrem Compliance-Beratungsunternehmen eine scharfe Beobachterin der gegenwärtigen Entwicklungen im Banking. Im Interview mit finews.ch-TV räumt von Albertini ein, Compliance habe teilweise innerhalb der Banken ein schlechtes Image. «Compliance wird oft als interne Bankenpolizei wahrgenommen», sagt sie.

Das Problem liege dabei nicht an der Compliance selber, sondern an der Unternehmenskultur innerhalb einer Bank. Der Wert von Compliance werde zu wenig erkannt, wenn intern schlecht kommuniziert werde und Werte und Regeln nicht vorgelebt würden.

Überbringer schlechter Nachrichten

Ein weiterer Grund liege vielfach beim Management von Banken. «Delegiert ein Manager unangenehme Entscheide an den Compliance Officer,  wird er zum Überbringer schlechter Nachrichten», so von Albertini, die zuvor bei der Liechtensteiner Union Bank als Head Legal & Compliance tätig war.

Offenbar hat sie dies in ihrer Karriere selber erlebt. Über ihre persönlichen Erfahrungen erzählt von Albertini, sie habe mit Führungskräften zusammengearbeitet, die sich selber nicht an die Compliance-Richtlinien gehalten hätten. «Dabei sollten sie ein Vorbild sein und Unternehmenswerte und -inhalte vorleben. Tun sie das nicht, sind sie meiner Meinung nach fehl am Platz», sagt sie.

Finanzindustrie hat viel erreicht

Den eher schlechten Ruf der Compliance innerhalb der Finanzbranche hält sie für ungerechtfertigt. Dank schärferer Regeln und ihrer Einhaltung habe die Finanzindustrie viel erreicht – entgegen des Eindrucks, es gebe noch mehr Betrugsfälle und Skandale. Es sei wie in allen Bereichen des Lebens: «Absolute Sicherheit gibt es trotz mehr Compliance nicht.»

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