An der US-Börse boomen die «Spacs». Dabei handelt es sich um kotierte Mantelgesellschaften. Hinter den Kulissen laufen jetzt auch Abklärungen in der Schweiz, um die begehrten «Blankoscheck-Firmen» ins Land zu holen.

Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti macht mit, Credit-Suisse-Verwaltungsrat Michael Klein ebenfalls: Die Rede ist von Spacs, kurz für Special Purpose Acquisition Companies. Sie haben zumindest in den USA dafür gesorgt, dass das Corona-Jahr 2020 zu einem Rekord-Jahrgang für Börsengänge avanciert.

Die Mantelfirmen werden quasi auf Vorrat gelistet, um private Unternehmen zu kaufen, die in den Mantel eingebracht werden. Allein bis zum dritten Quartal gingen in den Staaten 95 solche «Blankoscheck-Firmen» an die Börse und sammelten Investorengeldern in der Höhe von 37 Milliarden Dollar ein.

Gesetzliche Hürden

Nun schwappt der Trend von der Wall Street auf Europa und die Schweiz über. Nick Bossart, Schweiz-Chef der grössten amerikanischen Bank J.P. Morgan, sagte der Agentur «Reuters», US-Spacs schauten sich auch hierzulande nach Zielen um. Von möglichem Interesse seien Divisionen, die Schweizer Multis abstossen wollten.

Ebenfalls planten Banken zusammen mit reichen Unternehmen, selber Blankoscheck-Firmen an die Schweizer Börse SIX zu bringen. «Das steht bei vielen für 2021 auf der Agenda», so Bossart.

Das Problem dabei: Rein von der Regulation her ist es in der Schweiz und in vielen europäischen Ländern noch gar nicht möglich, Spacs kotieren zu lassen. Eine Hürde ist etwa, dass die SIX von Börsendebutanten verlangt, Finanzzahlen der letzten drei Jahre offenzulegen. Das ist für die Spezialvehikel, die nicht operativ tätig sind, schlicht nicht möglich.

Lösungen finden

Allerdings ist anzunehmen, dass die Börsenbetreiberin, die sich ja als Finanzmarkt-Infrastruktur-Dienstleisterin begreift, auch Spacs zulassen dürfte, sofern der Rahmen dafür geschaffen werden kann. Auf Anfrage von finews.ch wollte sich die SIX dazu nicht weiter äussern.

Aus der Branche ist jedoch zu vernehmen, dass verschiedene Akteure hierzulande prüften, wie Spacs in die Schweiz geholt werden könnten. J.P.-Morgan-Banker Bossart zeigte sich gegenüber «Reuters» zuversichtlich, dass dies bald geschehen dürfte: «Ich gehe davon aus, dass da Lösungen gefunden werden.»

Bombengeschäft für die Sponsoren

Die Mantelgesellschaften schaffen im Tiefzinsumfeld neue Anlagemöglichkeiten für Profiinvestoren; vor allem aber sind sie für die so genannten Sponsoren, die das Geld bei den Anlegern einsammeln, ein sehr lukratives Geschäft. Für sie springen in der Regel 20 Prozent der Aktien oder der Warrants auf den jeweiligen Spac heraus.

Für die Investoren ist die Sache weniger klar. Die Grossbank UBS errechnete, dass die durchschnittliche Rendite auf Spacs nach einem Merger enttäuschend sei. Doch vereinzelt lasse sich eben auch sehr gutes Geld verdienen.

Eine Aussicht, die den Vehikeln hierzulande den Weg ebnen dürfte.

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