Die noble Privatbank Lombard Odier ist ein Fusionsprodukt – an dem zahlreiche grosse Namen des Genfer Banking beteiligt waren. Eine andere Banker-Dynastie stellte Forderungen. Nun hat das Bundesgericht entschieden.

Hinter der vornehmen Zurückhaltung der Genfer Bankier-Kaste kann es zuweilen brodeln. Das zeigt ein Schiedsverfahren, über das mit dem Bundesgericht die höchste juristische Instanz im Land entscheiden musste – und das nun erstmals das Westschweizer Enthüllungsportal «Gotham City» (Artikel bezahlpflichtig) öffentlich gemacht hat.

Hohe Forderungen

Das Verfahren ist dabei so prominent besetzt wie potent in seinen Forderungen: Carl Hentsch und Henri Hentsch, Mitglieder der achten Generation der Bankierdynastie Hentsch, verlangten eine angemessene Vertretung im Führungsgremium oder aber den Gegenwert eines Anteils von bis zu 25 Prozent an der einstigen Hentsch & Cie – und dehnten diese Forderungen auf die heutige Lombard Odier und dort aktive Banker wie Senior Partner Patrick Odier aus.

Das Schiedsverfahren war bereits 2016 von den beiden Hentsch-Brüdern vor ein Genfer Gericht getragen worden. Dieses erklärte sich 2019 für teilweise zuständig, wonach die Gegenparteien beim Bundesgericht rekurrierten. Letzteres gelangte vergangenen Dezember zum Schluss, dass es nur im Falle früherer Hentsch-Teilhaber eine Zuständigkeit gebe.

Die Bank kommentierte gegenüber finews.ch: «Lombard Odier und ihre geschäftsführenden Teilhaber sind von diesem Schiedsverfahren absolut nicht betroffen, welches sich ausschliesslich auf ehemalige Gesellschafter der Bank Hentsch & Cie bezieht, die vor über drei Jahrzehnten aufgehört hat, zu existieren.»

Nicht zum Zug gekommen

Es bleiben Erinnerungen an die Zeit, als das Genfer Banking fest im Griff einiger Dynastien ruhte und Familienbande über Teilhaberschaft und Posten entschieden. Der Ursprung der Auseinandersetzung liegt Jahrzehnte zurück und lässt damit die wendungsreiche Entstehungsgeschichte der heutigen Privatbank Lombard Odier aufleben. 1991 ging die Privatbank Hentsch & Cie in der Konkurrentin Darier & Cie auf, die sich 2002 zu Lombard Odier Darier Hentsch zusammenschloss und ab 2009 kürzer unter Lombard Odier firmierte.

2013 wandelte sich die Teilhaber-Bank in eine Kommandit-Aktiengesellschaft und damit in ihre heutige Rechtsform als Lombard Odier.

Die Forderungen der beiden Hentsch-Brüder entzündeten sich bereits an der Fusion von 1991. Beide hatten sie es nicht in den Teilhaberkreis von Darier Hentsch gebracht, obwohl sie den Namen Hentsch tragen. Dies im Gegensatz etwa zu Bénédict Hentsch, der 2004 das Institut verliess und seine eigene Bank gründete.

Brief des Urgrossvaters gefunden

Das wollten sie nicht auf sich sitzen lassen, zumal sie einen Brief ihres Urgrossvaters Gustave Hentsch aus dem Jahr 1982 gefunden hatten. In diesem Schreiben wurde auf einen Vertrag der Teilhaber von Hentsch & Cie hingewiesen, dem zufolge Nachfahren von Gustave Hentsch ein gewisses Recht hätten, bei der Bank zu arbeiten und an derem Goodwill beteiligt zu werden, wenn es ihre Fähigkeiten denn zuliessen.

Mit diesem Dokument beschritten die beiden Brüder vor acht Jahren den Rechtsweg – und dehnten die Forderungen weit über die einstige Hentsch & Cie aus. Die Gegenseite machte dabei stets geltend, dass mit der Fusion von 1991 alle «alten» Rechte aufgehoben worden seien. Mehr als 30 Jahre später hat das Bundesgericht nun einen Punkt hinter die Familiensaga gesetzt.

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