Eine Hürde für Schweizer Vermögensverwalter, die reiche US-Bürger steuerkonform bedienen wollen, soll bald fallen, wie finews.ch erfahren hat. Das könnte Bewegung in ein Geschäft bringen, das immer wieder als grosser Hoffnungsträger im Swiss Banking gilt.

Das Ende des Moratoriums der amerikanischen Börsenaufsicht (SEC) ist in der Schweiz in Griffweite. Zu diesem Schluss gelangt Anne Liebgott, die mit ihrer Plattform Americanswelcome Switzerland Dienstleistungen für hiesige Vermögensverwalter im Umgang mit US-Expats berät.

Damit winkt dem Swiss Private Banking mit reichen Amerikanern ein neuer Frühling: Aufgrund offener Fragen beim Datenschutz hatte die SEC Schweizer Vermögensverwaltern keine neue Lizenzen für dieses Business mehr ausgestellt.

Vermögensverwalter wollen Lizenzen

Wie Liebgott nun zu berichten weiss, stehen der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) und die SEC schon länger im Austausch über die Art und Weise, wie das Moratorium aufgehoben werden könnte; aktuell sind offenbar nur noch Details zu klären.

Gelingt dies, könnte sich der Weg für Interessenten nach langen Monaten wieder öffnen. «Ich bin in Kontakt mit mehreren Schweizer Vermögensverwaltern, die bereit sind, Lizenzen zu lösen, sobald die Lage geklärt ist», sagte die Expertin zu finews.ch.

Feilschen um Daten

Das Moratorium wurde von den Amerikanern verhängt, weil aufgrund strengerer Datenschutz-Bestimmungen in der Schweiz und in der EU – dort trat 2018 die Datenschutz-Grundverordnung (Data Protection Regulation GDPR) in Kraft – die SEC ihren Zugriff auf Daten von US-Kunden gefährdet sah.

Da die SEC aber nur in begründeten Fällen solche persönlichen Daten anfordert und höchstens anderen Behörden zugänglich macht, haben die Amerikaner mit den britischen Datenschützern vergangenen September bereits eine Übereinkunft erreicht. Damit ist Vermögensverwaltern im Königreich auch unter strengeren Datenschutz-Auflagen die Weitergabe von Kundendaten an die SEC neu erlaubt.

Treibende Kraft hinter den Anstrengungen ist der ehemalige SEC-Kader Mark Berman von der Beratungsfirma Compliglobe gewesen. Er setzt sich nun für eine Aufhebung der Moratorien gegenüber der Schweiz und der Kanalinsel Jersey ein: Das britische Vorbild soll auch hierzulande Schule machen.

Man darf gespannt sein, ob dies tatsächlich einen Run im SEC-linzensierten Business auslösen wird. Seit den Tagen des Steuerstreits zwischen der USA und der Schweiz ist eine solche Lizenz im Grunde genommen der einzige Weg, wie das Offshore-Geschäft mit US-Bürgern steuerkonform von der Schweiz aus betrieben werden kann.

Viele Wechsel, kaum Wachstum

Kenner schätzen das Volumen in dieser Nische auf 20 Milliarden Franken. Das Business gilt zwar als lukrativ, wächst aber seit Jahren kaum – stattdessen kam es in der Vergangenheit zu diversen Abwerbeschlachten und zur Konsolidierung unter den rund 40 Schweizer Mitbewerbern.

So übernahm 2018 das Zürcher Investmenthaus Vontobel den Kundenstamm der Genfer Privatbank Lombard Odier. Neues Geld von reichen Amerikanern zu gewinnen, gilt hingegen als ausserordentlich aufwändig, weil oftmals Berater und Anwälte als «Gatekeeper» zwischen Kunde und Vermögensverwalter fungieren.

Pläne der UBS?

Nichtsdestotrotz werden mit den SEC-Lizenzen immer mal wieder hohe Hoffnungen verbunden. So plante der einstige UBS-Chef Sergio Ermotti vor drei Jahren einen Ausbau des lizensierten Geschäfts und wollte gleichzeitig unter amerikanischen Expats weltweit Terrain gewinnen – ein Reservoir von geschätzt 7 Millionen Kunden weltweit. Nun muss sich zeigen, wer im Swiss Banking den Ball von Hobby-Kicker Ermotti als nächstes aufnehmen will.

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