Noch vor einem Jahr überboten sich Schwergewichte im Investmentbanking bei der Jagd nach Talenten. Spitzenwerte bei den Einstiegsgehältern und ein sich schnell drehendes Personalkarussell waren die Folge. Jetzt dreht der Wind.

Das Investmentbanking hat derzeit einen schweren Stand, wie auch an den Ergebnissen der bisher publizierten Zahlen von US-Banken abzulesen ist. In der vergangenen Woche hatten die führenden Wall-Street-Häuser J.P. Morgan, Morgan Stanley and Citigroup allesamt deutliche Einbrüche bei den Gebühreneinnahmen aus Übernahmen und Fusionen (M&A) gemeldet.

Bei Citi gingen die Gebühren in den ersten neuen Monaten um 63 Prozent zurück, bei J.P.Morgan um 47 Prozent und bei Morgan Stanley um 55 Prozent.

Personalbestand auf dem Prüfstand

Das dürfte sich auch in der Zahl der Mitarbeitenden in den Divisionen der grossen US-Geldhäuser niederschlagen, wie das britische Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt. «Natürlich schauen wir auf den Personalbestand», erklärte etwa Morgan Stanley-CEO James Gorman bei der Vorlage der Neunmonatszahlen. «Dabei muss man berücksichtigen, wie schnell wir in den letzten Jahren gewachsen sind. Und wir haben während der Coronakrise einige Dinge darüber gelernt, wie wir effizienter arbeiten können. Das ist etwas, woran das Management-Team bis zum Ende des Jahres arbeitet.»

J.P.Morgan-Chef Jamie Dimon rechnet derweil nicht damit, dass sich die Aussichten für Geschäfte im Investmentbanking in den kommenden Monaten verbessern. Während einer Telefonkonferenz sagte er den Analysten, sie sollten sich auf «niedrigere Investmentbanking-Erträge im kommenden Quartal einstellen».

Mehr Stellensuchende – weniger Jobs

Noch vor rund zwölf Monaten waren Expansion und die Personalsuche das grosse Thema im Metier. Jetzt dreht der Wind, wie auch Zahlen vom grössten europäischen Finanzplatz London deutlich machen. Laut dem Beratungsunternehmen  Morgan McKinley stieg die Zahl der Arbeitssuchenden im Londoner Finanzdienstleistungssektor im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent. Dies war der höchste Wert seit 2017 wie es ebenfalls bei «Financial News» heisst.

Dem steht jedoch eine deutlich tiefere Zahl offener Stellen gegenüber. Im Finanzdienstleistungs-Sektor waren die Jobangebote im dritten Quartal um 30 Prozent niedriger als im vorangegangenen Quartal, und um 21 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr.

Nicht nur wegen des Geldes

Laut dem Beratungsunternehmen würden viele Angestellte auch nach einem neuen Job suchen, um ein höheres Gehalt, eine bessere Work-Life-Balance oder bessere Leistungen zu erreichen.

Die durchschnittliche Gehaltsveränderung für Stellenwechsler in London lag demzufolge im dritten Quartal bei 20 Prozent und damit unter dem Allzeithoch des zweiten Quartals. Der durchschnittliche Gehaltsanstieg für Finanzfachleute betrage seit Jahresbeginn 22 Prozent.

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