Der Marktführerein Credit Suisse wird die Führung im heimischen Investmentbanking strittig gemacht. Das Gerangel geschieht vor dem Hintergrund eines garstigen Umfelds für das Metier.

Vergangenen September hatte Jens Haas, der Chef des europäischen und Schweizer Investmentbanking bei der Credit Suisse (CS), zu finews.ch noch von einem «grossen Abstand» zur Konkurrenz gesprochen. Doch wie sich zeigt, ist der Spitzenplatz im hiesigen Investmentbanking umkämpft wie selten zuvor.

So deutete die amerikanische Grossbank J.P. Morgan die Daten des Analysehauses Dealogic von Anfang Dezember dahingehend, dass das US-Institut die Marktführerin CS im Jahr 2022 in der Schweiz überrunden konnte. Dies, wenn die so genannte «Share of wallet» betrachtet wird, also die Gebühren, welche die Investmentbanker aus ihren Geschäften mit Übernahmen, Wertpapiergeschäften, Emissionen und Börsengängen zu ihrem Institut tragen.

Wer steht zuoberst auf dem Podest?

Demnach verdiente die grösste US-Bank gut 77 Millionen Dollar, gemessen an den 70,7 Millionen Dollar, welche die CS einzuspielen vermochte. Auf den weiteren Plätzen folgen nach dieser Rechnung die Bank of America, die ebenfalls amerikanische Citigroup sowie die Lokalrivalin UBS.

Diese Auslegung der Daten von Dealogic ist allerdings umstritten. Gegenüber finews.ch erklärte die CS, dass im offiziellen Dealogic-Ranking die Eigentransaktionen, also etwa die Platzierung von Bonds, mitgezählt werden. Nach dieser Rechnung führt die CS das Schweizer Investmentbank-Ranking mit Erträgen von 153,6 Millionen Dollar weiterhin und mit Abstand an. Auf dem weiteren Podestplätzen Folgen die UBS und J.P. Morgan. Die so genannten «League Tables» von Dealogic werden im Metier stark beachtet; sie sind für das Prestige einer Investmentbank und ihrer Angestellten von hoher Bedeutung.

finews.ch hat diesen Bericht um das Dealogic-Ranking inklusive der Eigentransaktionen ergänzt.

Praktisch keine Börsengänge mehr

J.P. Morgan hat insbesondere mit Fusionen und Übernahmen (M&A) zulegen können – und dies dank der Begleitung von relativ wenigen, dafür grossen Deals. So waren die Amerikaner etwa beim Verkauf der Kiosk-Betreiberin Valora dabei, bei der Veräusserung eines Lebenspolicen-Portfolios des führenden Schweizer Versicherers Zurich, sowie dem Abverkauf des Indiengeschäfts des Zementriesen Holcim. Die US-Grossbank konnte hier offensichtlich ihr internationales Gewicht in die Waagschale werfen.

Dies alles ist in einem für das Metier garstigen Umfeld geschehen. Laut Dealogic wurden hierzulande in diesem Jahr bisher 900 Millionen Dollar verdient – so wenig wie noch nie in den letzten sechs Jahren. Besonders stark eingebrochen ist dabei das Business mit Börsengängen sowie die Vergabe von Kredithebeln. Mehr verdient als in den Vorjahren wurde einzig mit der Emission von Anleihen.

Schweiz-Business bleibt bei der Bank

Wie aus der Branche zu vernehmen ist, werden die Investmentbanker der CS im Heimmarkt respektiert als seit Jahren führende Kraft. Daran hat sich bis anhin nichts geändert.

Die Frage ist allerdings, ob der tiefgreifende Umbau des CS-Investmentbanking nicht auch die hiesigen Teams zurückwerfen wird; vergangenen Oktober wurde entschieden, dass die CS-Division Schweizer Bank ein vollständiges Investmentbank-Angebot beibehalten darf. Dies, während das globale M&A sowie das Kapitalmarktgeschäft künftig unter der Marke CS First Boston zusammengefasst und mittelfristig verkauft werden sollen.

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