Ein Jahr nach dem Einmarsch von Wladimir Putin in der Ukraine sind noch immer zahlreiche Banken im Land vertreten. Der Rückzug ist nicht nur kompliziert, sondern teilweise auch umstritten.

Genau ein Jahr nach Beginn des Einfalls von Russland in der Ukraine sind die meisten grossen internationalen Banken noch immer im Pariastaat tätig.

So betreiben etwa Investmentbanken wie die Credit Suisse (CS), die Bank of America, Goldman Sachs und J.P. Morgan noch Niederlassungen in Moskau, wie das Londoner Branchenportal «Financial News» (Artikel kostenpflichtig) am Freitag zusammenstellte. Kurz nach dem Einmarsch am 24. Februar 2022 hatten zahlreiche Banken noch Pläne zum Abbau ihrer Stützpunkte in dem Land bekanntgegeben.

Schwieriger Rückzug aus Filialen

Weiterhin am stärksten in Russland verankert sind westliche Banken mit grossen Filialen für Klein- und Privatkunden, darunter die österreichische Bank Raiffeisen, der italienische Kreditgeber UniCredit und der Wall-Street-Riese Citigroup.

Der langjährige Kreml-Kritiker und Fondsmanager Bill Browder bezeichnete es als Schande, dass grossen Banken weiterhin in Russland tätig sind und damit indirekt einen völkermörderischen Krieg subventionieren.

Eine Gewissensfrage

Unverkäufliche Vermögenswerte müssten Browder zufolge auf Null abgeschrieben und in einen Treuhandfonds überführt werden. Alle weiterhin dem Treuhandfonds zufliessenden Einnahmen sollten dann an die Ukraine gehen. «Das wäre eine Möglichkeit, ihr Gewissen und ihren Ruf zu reinigen», liess er sich auf dem Portal zitieren.

Browder war 1995 Mitbegründer der Investmentfirma Hermitage in Moskau. In den letzten Jahren konzentrierte er sich auf Kampagnen gegen Putins Regime, nachdem sein Anwalt Sergei Magnitsky 2009 in einem russischen Gefängnis getötet worden war.

Unter der Fuchtel von Putin

Russland hat es für westliche Unternehmen schwieriger gemacht, das Land zu verlassen. Wegen eines im vergangenen Jahr eingeführten Gesetzes benötigen Banken eine Genehmigung der Regierung, um ihre Geschäfte zu verkaufen.

Die grossen vier Wirtschaftsprüfer sowie britische und amerikanische Anwaltskanzleien wie Linklaters und Latham & Watkins zogen sich seit dem Einmarsch in die Ukraine aus Russland zurück.

Unterschiedliches Tempo

Bei den grossen westlichen Banken dauert der Ausstieg aus dem Land indessen deutlich länger. Während Goldman Sachs und J.P. Morgan ankündigten, ihr Russlandgeschäft aufzugeben, verpflichteten sich andere wie die UniCredit und die Raiffeisen Bank bisher nicht, ihre Geschäfte im Land einzustellen.

Die anglo-chinesische Grossbank HSBC beteuerte, dass sie auf die Genehmigung der Regierung für den Verkauf ihres Russland-Geschäfts wartet. UniCredit-Chef Andrea Orcel gab zu bedenken, dass eine rasche Aufgabe des Russland-Geschäfts ein Segen für Putin und seine Kumpane wäre.

Stillgelegtes Geschäft der CS

Die Bank of America wiederum beschäftigte im März 2022 rund 50 Mitarbeiter in Russland, verlegte aber gemäss «Reuters» im letzten Jahr einige ihrer Mitarbeiter nach Dubai.

Ein Sprecher der Credit Suisse bestätigte, dass das Moskauer Büro der Bank noch immer geöffnet sei. Alle Onshore-Kundenbeziehungen seien aber eingestellt worden, und es würden keine neuen Geschäfte in Russland gemacht.

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