Mit den jüngsten schockierenden Befunden der Finma wird definitiv klar, dass die Unternehmenskultur der Credit Suisse in den vergangenen Jahren ausser Rand und Band geraten war. Ob es der neuen Führungsriege der Bank gelingt, das Vertrauen wieder herzustellen, ist alles andere als gewiss, findet finews.ch. Und: reicht die Zeit noch?   

Vordergründig kommt die Ankündigung der Credit Suisse (CS), wonach das Greensill-Verfahren der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) nun abgeschlossen wurde, wie eine positive Nachricht daher. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die eigentliche Meldung der Finma selbst als schockierendes Dokument darüber, wie fahrlässig, verantwortungslos und raffgierig an der Spitze der Schweizer Grossbank gefuhrwerkt wurde.

Da wurden nicht nur Alarmsignale ignoriert, sondern offensichtlich auch gezielt wichtige Empfehlungen überstimmt, was sich in der Folge als milliardenschwere Fatalität herausgestellt hat.

Prekäre Firmenkultur

Kein Wunder, geht die Finma nun mit der CS hart ins Gericht und nimmt sie letztlich an die ganz kurze Leine, indem sie Kontrollauflagen erlässt, die auf einen massiven Vertrauensschwund schliessen lassen. Es ist müssig, diese hier im Detail aufzuführen – sie finden sich unter diesem Link.

Mit der scharfen Massregelung der Finma offenbart sich einmal mehr, dass mit der Firmenkultur der CS etwas ganz und gar nicht stimmt – zumindest ist es der Bank bis heute (noch) nicht gelungen, den Gegenbeweis anzutreten. Das ist Aufgabe des neu konzipierten Verwaltungsrats unter dem Vorsitz von Axel Lehmann sowie der neu zusammengesetzten Konzernleitung, angeführt von Ulrich Körner.

Ordnung im Hause

Solange diese Führungskräfte ebendiesen Gegenbeweis nicht erbracht haben, wird sich die CS weiterhin den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass «der Fisch vom Kopf her stinkt» – eine enorme Hypothek für sämtliche Mitarbeitenden der CS, die Tag für Tag ihren Job verantwortungsvoll erledigen.

Einfach wird es für Lehmann, Körner & Co. nicht sein, eine adäquate Unternehmenskultur wieder herzustellen. Denn nach wie vor schlummern Altlasten innerhalb der CS, die sich vermutlich in weiteren Gerichtsfällen manifestieren werden. Das wiederum wird vorerst das Vertrauen weiter erschüttern und unaufhörlich zur Frage führen, wieviel Methode hinter all den Verfehlungen der CS steckte – und wie weit die Bankführung tatsächlich im Stande ist, ein für allemal Ordnung im Hause zu schaffen.

Aufspaltung drängt sich auf

Die jüngsten Ankündigungen haben den Kurs der CS-Aktie erneut massiv unter Druck gebracht. Fachleute sind sich längst einig, dass ein solcher Vorgang nicht jede Woche aufs Neue geschehen kann. Denn dies dürfte den Turnaround der Bank bloss noch in weitere Entfernung rücken.

Unter diesen Prämissen und mit Blick auf die desolate Entwicklung der Bank in den vergangenen zehn Jahren drängt sich eine Aufspaltung der CS in gute und schlechte Einheiten immer mehr auf. So liesse sich auch das aktuelle Aktionariat der Bank, das nicht überall auf Akzeptanz stösst, möglicherweise segregieren.

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