Die US-Bankenkrise führt zu Fluchtbewegungen von Kunden in grosse Geldhäuser – ein Effekt, der anfänglich sogar bei der kriselnden Credit Suisse zu spielen schien. Bei den Umschichtungen spielt eine grosse Rolle, dass einzelne Institute de facto eine Überlebensgarantie aufweisen.

Der Zusammenbruch von drei US-Banken hat das Vertrauen in die Sicherheit des Bankensystems in den USA erschüttert. Allerdings gibt es auch Profiteure der Krise, zu denen vor allem grössere Bankinstitute zählen.

So hat die Bank of America innerhalb weniger Tage mehr als 15 Milliarden Dollar an neuen Einlagen eingesammelt, wie die Agentur «Bloomberg» am Mittwoch meldet.

Credit Suisse als Krisengewinner?

Dieses Verhaltensmuster ist offenbar auch gerade bei der Credit Suisse zu beobachten. So sagte Bankchef Ulrich Körner am Rande einer von der US-Bank Morgan Stanley ausgerichteten Investorenkonferenz, die Bank habe am Montag «materiell gute Zuflüsse» gesehen.

Wenn diese Zuflüsse anhalten, könnte die aus eigenem Unvermögen in eine Krise geschlitterte Credit Suisse von einer Ausweitung der US-Bankenkrise letztlich profitieren.

Grossbanken gelten als sicherer

Die Zuflüsse beschränken sich nicht bloss auf die zweitgrösste Bank der USA. Wall-Street-Grösssen wie J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo verzeichneten ebenfalls neue Einlagen in Milliardenhöhe, heisst es.

Die Bankenkrise dreht sich in den USA derzeit vor allem um drei Banken, die nun unter Beobachtung der Aufsichtsbehörden stehen. Seit dem 12. März steht die Signature Bank unter der Konkursverwaltung der US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corporation. Es handelt sich um die grösste US-Bankenpleite seit der Finanzkrise.

Ähnlich wie während der Pandemie

Der Zusammenbruch von Signature folgte auf den Kollaps der Silvergate Capital Corp, die ebenfalls in der Kryptoindustrie tätig war, und der Silicon Valley Bank der SVB Financial Group in der vergangenen Woche.

Die Geldzuflüsse in grosse US-Banken folgen einem Muster, das schon während der Corona-Pandemie zu beobachten war. Der sprunghafte Anstieg der Einlagen ging allerdings wieder zurück, sobald die staatlichen Hilfsprogramme ausliefen und die Zinssätze anstiegen, geht aus dem Bericht hervor.

Der Staat als letzter Retter

Die Flucht zu sicheren Banken während eines sogenannten Bank runs ist kein auf die USA beschränktes Phänomen. Die grössten Banken profitieren in der Regel von der Einschätzung, dass sie im äussersten Fall vom Staat gerettet würden.

Das Argument der Systemrelevanz («Too big to fail») führt denn auch quasi zu einer Anlageregel, die Beat Wittmann auf finews.ch beschrieben hat. Die Empfehlung lautet, besonders in Krisenzeiten wesentliche Bargeldbestände bei systemrelevanten Banken zu parken.

Bisher ein Papiertiger

Systemrelevante Banken, wozu hier in der Schweiz die fünf Grossbanken CS, UBS, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank und Postfinance gehören, können zwar damit rechnen, im äussersten Fall unter einen Schutzschirm des Staates zu flüchten.

Allerdings weiss niemand, wie praxistauglich eine solche Notlösung ist. Weder in der Schweiz noch im Ausland wurde bisher eine international systemrelevante Bank mithilfe einer «Too big to fail»-Regulierung gerettet.

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