Die Untauglichkeit des Ringfencing zeigt auch, warum das einmal mehr geforderte Trennbankensystem nicht für mehr Stabilität sorgen würde: Eine Vertrauenskrise macht nicht vor Ländern, einzelnen Instituten und Geschäftsmodellen halt. Die Idee fordert etwa, das Zinsengeschäft vom Investmentbanking ganz zu separieren. Sie fand in der Schweiz nach der Finanzkrise Anklang und wurde 2014 sogar im Ständerat diskutiert. Nun wird das Trennbankensystem von der Politik neu lanciert, allerdings mit wenig Verständnis der Pläne der UBS: Diese will den Handel der CS sowieso abwickeln und dem Investmentbanking künftig nur einen Viertel der risikogewichteten Aktiven in der Bilanz zubilligen.

Fazit: Das Trennbankensystem würde UBS/CS auf dem Papier kleiner machen, aber nicht zwingend sicherer. Wichtiger ist, dass Banker im Tagesgeschäft die «Chinese walls» zwischen den Abteilungen tatsächlich befolgen. Beim Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds, für das die Finma die CS im vergangenen Februar sanktionierte, spielten die Verstrickungen zwischen mehreren Sparten eine fatale Rolle.

5. Den «Twitterati» Rechnung tragen

Es gilt als Tatsache, dass der milliardenschwere Abfluss von Kundengeldern bei der CS im vergangenen Herbst wesentlich von Social Media befeuert wurde; bei der aktuellen Bankenkrise spielen nun Twitter & Co erneut eine Rolle. Dennoch gibt es seitens der Finma kein Regelwerk, das sich mit dem Thema befasst. Social-Media-Stürme rangieren auch nicht auf dem Risikomonitor der Aufsicht. Dies in einer Zeit, wo Nachrichten nicht nur auf dem Smartphone konsumiert, sondern Finanztransaktionen von dort aus bequem mit einigen Fingerbewegungen ausgelöst werden können.

Fazit: Auf den von Sozialen Medien ausgelösten Herdentrieb an den Finanzmärkten hat die Regulierung keine Antwort. Das Risiko ist aber real, wie das Ende der CS zeigt. Entsprechend wichtig wäre eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Phänomen.

6. Leichen im Keller werden ab nächstem Jahr sichtbar

Während in der Vergangenheit Whistleblower und Recherchenetzwerke Missstände bei Schweizer Grossbanken zutage förderten, müssen dies die hiesigen Institute ab kommenden Jahr aus eigenen Antrieb tun. Dies im Rahmen der «nicht-finanziellen Berichterstattung», welche alle Schweizer Firmen ab einer bestimmten Grösse erstmals im Juni 2024 abliefern müssen.

Dabei wird die Geschäftstätigkeit insbesondere in Bezug auf die Aspekte Umwelt, Soziales und Gute Geschäftsführung sowie in Bezug auf Arbeits- und Menschrechte sowie die Korruptionsbekämpfung betrachtet – bei den Schweizer Banken lassen die Skandale um die lateinamerikanischen Ölkonzerne Petrobras und PDVSA und um den malaysischen Staatsfonds 1MDB grüssen. Eine «weisse Weste» behält dann an der Firmenspitze niemand mehr: Das Reporting muss vom Verwaltungsrat unterschrieben werden und untersteht einer strafrechtlichen Verantwortlichkeit.

Fazit: Regulierung muss nicht aus dem Sektor kommen, um für die Bankbranche relevant zu werden. Gute Geschäftsführung und die Rücksicht auf Umwelt und Gesellschaft werden für das Metier noch markant an Bedeutung gewinnen.

7. Klein ist fein

Wer nicht bei der UBS/CS ein Kunde unter Millionen sein möchte, der wechselt möglicherweise zu einer Boutiquenbank oder zu einem unabhängigen Vermögensverwalter. Tatsächlich könnten Finanz-KMU die heimlichen Gewinner der Megafusion werden, weil sie einen persönlichen Service und die Streuung von Klumpenrisiken versprechen. Mit einer lebendigen Szene an Vermögensverwaltern und Fintechs ist der Finanzplatz für einen solchen Trend glücklicherweise gut aufgestellt. Allerdings nur, wenn die Regulierung diesen Akteuren Luft zum Atmen lässt.

Fazit: Mit dem Kleinbanken-Regime und der prinzipienbasierten Regulierung für Fintechs und Kryptofirmen hat die Finma einen lobenswerten Weg eingeschlagen. Die (immer noch laufende) Lizenzierung der unabhängigen Vermögensverwalter bieten ebenfalls einen Chance, auch hier die Qualität der Dienstleistungen zu heben und das Vertrauen zu stärken. Nun geht es darum, für diese Akteure auch weiterhin gute Rahmenbedingungen zu schaffen.