Das Ende einer Ära oder einer Institution setzt Emotionen frei. Darum klammern sich viele Menschen an die Überbleibsel der Vergangenheit. Und daraus schlagen andere wiederum Kapital, wie eine Recherche von finews.ch zeigt.

Wenn am (morgigen) Dienstag die Generalversammlung der Credit Suisse (CS) stattfindet, wird es die letzte in der 167-jährigen Geschichte der Schweizer Grossbank sein. Denn künftig wird das Finanzinstitut unter dem Dach ihrer Rivalin UBS firmieren.

Noch immer fällt es schwer, dieses jähe Ende der CS wahrzuhaben. Selbst wenn die Marke noch ein paar Jahre weiterexistieren soll, wird es nicht mehr das Gleiche sein. Fortan hat die Schweiz nur noch eine Grossbank, und die heisst UBS.

SKA-Mütze in neuem Look?

Das nahende Ende der CS sorgt in vielfacher Hinsicht für Emotionen, sei das nun in der Politik, in Wirtschaftskreisen oder auch in der Bevölkerung und natürlich unter den Tausenden von Bankmitarbeitenden der Credit Suisse, die mit einer gehörigen Portion Unsicherheit konfrontiert sind. Denn niemand weiss derzeit, wie es weitergehen respektive wie die neue «Monster-UBS» beschaffen sein wird.

Umso grösser ist die Rückbesinnung auf die Vergangenheit, als «die Welt» der CS noch in Ordnung war. Diese Epoche symbolisiert unter anderem die unverwüstliche SKA-Mütze aus den 1970er-Jahren, die im Abgesang auf die CS nun mehr denn je bemüht wird. Der «Tages-Anzeiger» erlaubte sich am vergangenen Samstag sogar einen 1.-April-Scherz, indem er ein Remake der Mütze mit witzigem UBS-Logo ankündigte.

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(UBS-Mütze, Screenshot aus dem Tages-Anzeiger)

Die SKA-Mütze ist auch das Aushängeschild für eine regelrecht über Nacht entstandene CS-Memorabilia-Industrie. Auf der Auktions-Plattform Ricardo.ch gibt es die Kappe (Vorsicht vor Fälschungen!) in unzähligen Angeboten für mittlerweile mehrere Hundert Franken sowie weitere CS-Gebrauchsgegenstände, während der US-Konkurrent eBay noch andere Erinnerungstücke feilbietet, darunter einen CS-Goldanhänger in «griechischem Stil» für umgerechnet rund 300 Franken oder zahlreiche, kleinere Goldbarren mit CS-Prägung sowie Uhren mit dem Logo der Bank.

Bereits werden auch «neue Erinnerungstücke» fabriziert, wie Baseball-Caps oder T-Shirts mit der Aufschrift «Credit Suisse Risk Management Department 2022», in Anspielung an das Versagen der entsprechenden Abteilung in den Fällen Archegos und Greensill, die der CS-Milliardenverluste eintrugen.

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(Screenshot der Website Redbubble)

Die Webseite Litquidity, spezialisiert auf «neuwertige» Memorabilia im Zusammenhang mit Firmenpleiten aller Art, offeriert ebenfalls ein Baseball-Cap sowie einen Mug mit der Aufschrift Debit Suisse. Arbitrage Andy ist eine weitere Webseite, die Kapital daraus schlägt oder es zumindest versucht.

Denn man kann sich durchaus fragen, wer Gefallen an solchen Stücken findet. Allerdings war Geschmacklosigkeit noch nie ein Hinderungsgrund, dass etwas nicht in Mode kommt. Tatsache ist indessen auch, dass Objekte «gefallener» Firmen unter Sammlerinnen und Sammlern höchst beliebt sind, wie finews.ch auch schon früher berichtete – und auch hier. Solche Stücke haben einen Unikats-Charakter, denn die Firma dahinter existiert ja nicht mehr.

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(Geschäftsbericht der CSFB aus dem Jahr 2000, oben rechts im Bild: Brady Dougan)

Erinnerungsstücke aus der Firmenwelt offenbaren aber auch, wie sich Unternehmen über die Zeit entwickeln. Ein Blick beispielsweise in die Geschäftsberichte der Investmentbank Credit Suisse First Boston (CSFB) zur Jahrtausendwende zeigt, wie amerikanisch sich die Bank damals präsentierte und unter anderem ein gewisser Brady Dougan noch Equity-Chef war. Einige Jahre später sollte er CEO werden und die Bank durch die Finanzkrise von 2008 navigieren.

Zur Jahrtausendwende hatte die CS kurze Zeit sogar eine höhere Börsenkapitalisierung als ihre Rivalin UBS, die noch am Verdauen der Fusion zwischen der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) und dem Schweizerischen Bankverein (SBV) war.

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(Physische Credit-Suisse-Aktie, Quelle: Privatbesitz)

Die CS-Aktie kostete zu jener Zeit (alle Aktien-Splits seither berücksichtigt) zwischen 70 Franken und 80 Franken, also hundertmal mehr als heute. Damals emittierte die Bank auch die letzten physischen Aktien (Bild oben). Das «Papier» hat linear an Wert verloren.