Ein Weggefährte von Colm Kelleher bei Morgan Stanley erhält die wohl diffizilste Aufgabe, welche die UBS derzeit zu bieten hat. Er hat dem Bankpräsidenten schon einmal aus der Patsche geholfen.

Tom Wipf zählte einst zur ausgewählten Schar von Finanzingenieuren, die während der Finanzkrise vom Jahr 2008 im «Cash Room» von Morgan Stanley rund um die Uhr dafür sorgten, dass der amerikanischen Grossbank nicht das Geld ausging. Dass an Schlaf für sie nicht zu denken war, dafür sorgte nicht zuletzt Colm Kelleher: Als damaliger Finanzchef des Wallstreet-Instituts sass er dem Team jederzeit im Nacken.

Wipf erinnerte sich, wie Kelleher in der höchsten Notlage für die Bank flehte: «Jungs, helft mir einfach, dass wir bis Freitag durchhalten.»

Milliarden-Risiken beim Bund abgesichert

15 Jahre später hat Kelleher, nun Präsident der UBS, Wipf erneut zu Hilfe gerufen. Wie die Grossbank der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) bestätigte, ist der Veteran, der zuletzt als Vizepräsident des Wertschriftenhandels von Morgan Stanley wirkte, mit der wohl diffizilsten Aufgabe betraut worden, die das Schweizer Institut zu bieten hat: Er soll die Integration des Geschäfts der Credit Suisse (CS) in den USA leiten.

Der Job kommt dem eines Abbruchunternehmers gleich. Zuoberst auf der Agenda steht, die CS-Investmentbank zurückzubauen, ohne dass bei der UBS oder im Business Landschaden entsteht. Die Risiken dazu sind beträchtlich. Nicht von ungefähr hat die Grossbank vom Bund eine Verlustgarantie von 9 Milliarden Franken erhalten; dies in Zusammenhang mit der Abwicklung eines besonders risikoreichen Portefeuilles von Investmentbank-Aktiven der übernommenen Bank.

Hauptharst des Stellenabbaus

Ebenfalls werden voraussichtlich in Amerika die meisten der 35’000 Jobs wegfallen, welche die UBS konzernweit einsparen will. Die Hälfte der Abbauten trifft laut Medienberichten CS-Mitarbeitende. Das vorab in den Staaten tätige Investmentbanking ist bis anhin die teuerste Sparte mit den meisten Mitarbeitenden der gestrauchelten Bank gewesen. Im ersten Jahresviertel 2023 zählte die CS-Investmentbank weltweit 17’000 Angestellte und schrieb einen Verlust vor Steuern von 1,4 Milliarden Dollar.

Die UBS hat sich derweil zum Ziel gesetzt, die risikogewichteten Aktiven aus dem Investmentbanking in der Gesamtbilanz von rund 30 auf 25 Prozent zu drücken. Bis 2027 will die Bank zudem global 8 Milliarden Dollar an Kosten sparen, davon 6 Milliarden beim Personal.

wipf 1 500

(Bild: HOHW)

Kultureller Filter

Als langjähriger Investmentbanker – Wipf stiess 1986 zu Morgan Stanley – könnte er tatsächlich der richtige Mann sein, um selbst die undurchsichtigsten Strukturen bei der CS-Problemsparte zu durchleuchten und die verbleibenden Investmentbanker durch den «kulturellen Filter» zu sieben, wie es sein Präsident Kelleher einmal ausdrückte.

Wipf arbeitet dabei Seite an Seite mit der UBS-Integrationschefin Michelle Bereaux, der Zuständigen für die Abwicklungseinheit Beatriz Martin Jimenez, UBS-Investmentbank-Chef Rob Karofsky sowie Naureen Hassan als oberste Verantwortliche für das Amerikageschäft.

Rein von seiner gesetzten Erscheinung her wirkt Wipf zudem wie jemand, den nichts so schnell umwerfen kann. Dazu passt, dass er seit Jahren Gitarre (Bild oben) in einer Blues-Band spielt, die den Namen «Hell Or High Water» trägt – frei übersetzt: «Komme, was wolle.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.72%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.1%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.63%
pixel