Der Glanz der Unternehmen verblasst, die mit ihren Musikkatalogen um Anleger werben. Der bisher von Brancheninsidern und Spezialfonds dominierte Markt eröffnet neuen Musikbörsen eine Chance.

Das Geschäft mit Musikkatalogen harzt. Noch vor der Zinswende galt es als eine besonders einträgliche Investition, da die Urheberrechte von Songs einen konstanten Einnahmenstrom sicherten.

In Anlegerkreisen wurde etwa damit geworben, dass das Musik-Streaming unabhängig von der Konjunkturlage jederzeit funktioniert. Gleichwohl machen jetzt die geänderten Finanzmarkt-Bedingungen den Unternehmen zu schaffen, deren Einnahmen auf dem Besitz von Songrechten beruhen.

Von der Börse abgestraft

Bezeichnend für die derzeitigen Schwierigkeiten der Branche ist das Unternehmen Hipgnosis Songs Fund (HSF), wie ein Bericht der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) vom Mittwoch aufzeigt.

Der Aktienkurs des Unternehmens, einem Pionier im Bereich der Verbriefung von Urheberrechten an Musik, ist im vergangenen Jahr so stark gefallen, dass der Börsenwert inzwischen weniger als die Hälfte des Wertes beträgt, den das Unternehmen seinem Liedgut mit 2,2 Milliarden Dollar zuschreibt.

Grosse Play-Listen

Der Kurszerfall trifft auch die US-Gesellschaft Blackstone, eine der weltgrössten Investorinnen im Bereich Alternative Investments. Die Private-Equity-Gesellschaft tat sich mit dem Musikmogul Merck Mercuriadis zusammen, der HSF im Jahr 2018 gründete, das Unternehmen an die Londoner Börse brachte und bei Katalog-Käufen mit Grössen der Wall Street zusammenarbeitet.

Dank den Milliarden von Blackstone und anderen Investoren konnte HSF immer wieder Urheberrechte erwerben und besitzt heute 65'000 Lieder von Grössen wie Blondie, Neil Young, Nirvana, Britney Spears, Rihanna, Dua Lipa oder Harry Styles.

Der Umschwung trifft auch Musikkünstler, die ihr Werk verkaufen wollen. In der Vergangenheit haben Pop-Ikonen mit dem Verkauf Ihrer Musiktitel teilweise Hunderte Millionen eingenommen.

Andere Geldquellen angezapft

Seit letztem Sommer haben steigende Zinssätze das rasante Wachstum der Musikbewertungen jedoch gebremst. Zugleich haben der fallende Aktienkurs HSF davon abgehalten, Songrechte zu kaufen. Das Unternehmen konnte keine Barmittel für Käufe aufbringen, ohne die bestehenden Aktionäre zu verwässern, heisst es.

Weil die börsennotierte HSF faktisch keine Geschäfte tätigen konnte, suchten die Investoren gemäss der «Financial Times» einen anderen Ausweg zur Mittelbeschaffung. So gründeten Blackstone und Mercuriadis mit Hipgnosis Songs Capital einen separaten Fonds, um die Kataloge von Stars wie Justin Bieber und Justin Timberlake zu kaufen.

Langer Atem notwendig

Hierzulande investiert etwa die Union Bancaire Privée (UBP) via die firmeneigene Private Markets Group in Song-Sammlungen von Musikkünstlern. Gegenüber finews.ch lässt die Bank verlauten, dass sie ihr Investment mit einem anderen Musikmanager tätige und der Wert des Portfolios konstant steige.

Für die die familiengeführte Genfer Privatbank kann die Musikindustrie durchaus eine nützliche Quelle für defensive und langfristige Renditen sein. Es brauche aber einen langen Atem. Man müsse die Musikkataloge der Künstler sorgfältig auswählen, eine strikte Kaufpreisdisziplin beachten und kein Fremdkapital verwenden.

Chance für Musikbörsen

Der Markt für Musikinvestitionen gilt als eine rund 1 Billion schwere Anlageklasse, die bisher von Brancheninsidern und Spezialfonds dominiert wurde. Das will auch die Musikbörse Sonomo ändern, die am Mittwoch ihre Öffnung für die Öffentlichkeit bekanntgab.

Über die weltweit grösste öffentliche Börse für Musik können Anleger mit «fraktionierten Anteilen» an Tausenden von Songs und ETF-ähnlichen Produkten handeln. Sonomo bietet sowohl Zugriff auf neue, eher spekulative Lieder als auch auf zeitlose Klassiker von Künstlern wie Gloria Gaynor, Barbara Mason und Edwin Starr.

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