Die Zinswende hat nicht nur hierzulande die Erträge der Banken aus dem Zinsgeschäft kräftig anschwellen lassen – Italien will jetzt Gewinne abschöpfen. Was dies für Schweizer Banken, die im Belpaese sowieso mit Widrigkeiten kämpfen, bedeutet.

Italien ist nicht das erste Land der EU, in dem die hohen Gewinne der Banken Begehrlichkeiten des Fiskus' wecken. Auch in Spanien und Ungarn müssen die Finanzinstitute, vorerst zeitlich, befristet einen höheren Anteil an den Staat abliefern.

Nun greift auch die Regierung von Ministerpräsidentin Georgia Meloni zu diesem Mittel, um damit Ausgaben an anderer Stelle zu finanzieren. Geplant ist eine Übergewinnsteuer von 40 Prozent für die Jahre 2022 und 2023 auf den Nettogewinn aus dem Zinsgeschäft.

Ein Zehntel der Gewinne weg?

Rom rechnet mit Einnahmen von weniger als 3 Milliarden Euro aus dieser Massnahme, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet.

Die Erwartungen mancher Analysten liegen noch höher. So haben etwa die Experten der italienischen Grossbank Intesa Sanpaolo die Gewinne aus dem Zinsdifferenzgeschäft für das gesamte laufende Jahr auf mehr als 13,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Analysten der Bank of America rechnen derweil vor, dass die neue Steuer die Banken zwischen 2 und 9 Prozent ihrer Gewinne kosten könnte.

Forderung der Rechten

Die Einnahmen aus der neuen Steuer sollen zur Unterstützung von Hypotheken-Kreditnehmern und Kreditnehmerinnen und zur Senkung von Abgaben verwendet werden, sagte Italiens Vizepremier Matteo Salvini. «Man muss sich nur die Gewinne der Banken im ersten Halbjahr 2023 ansehen, auch das Ergebnis der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank, um zu erkennen, dass wir nicht über ein paar Millionen, sondern vermutlich über Milliarden sprechen», sagte er.

Die rechtsgerichtete Regierung des Landes aus der postfaschistischen Fratelli d’Italia von Regierungschefin Meloni, Lega und Forza Italia hatte die Banken wiederholt dafür kritisiert, dass sie die höheren Kosten des Geldes nicht an die Einleger weitergeben.

Die höheren Leitzinsen der EZB haben den Banken Rekordgewinne beschert, da die Kreditgeber die Kosten für Kredite erhöhen konnten, während die Einlagenzinsen langsamer und weniger stark steigen.

Abflüsse von den Notenbanken

Auch in Deutschland hatte es bereits vor Monaten eine Diskussion darüber gegeben, dass die Höheren Einlagenzinsen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die Bilanzen der Banken stärken und gleichzeitig die Gewinne der Notenbanken schmälern.

Bei den Aktienkursen der italienischen Banken sorgte das am Dienstag für einen Kursrutsch. So notierten die Titel der Grossbank Unicredit am frühen Nachmittag mehr als 7 Prozent tiefer, und jene von Intesa Sanpaolo verloren mehr als acht Prozent. Der Mailänder Börsenindex MIB gab 2,5 Prozent nach.

Schweizer Töchter nur begrenzt betroffen

Die Tochtergesellschaften der Schweizer Banken dürften von der italienischen Sondersteuer nur sehr begrenzt betroffen sein. Ihr Schwerpunkt liegt in Italien eher in der Vermögensverwaltung oder im Investmentbanking, und nicht im Retail-, Hypothekar und Kreditbereich, wo das Zinsdifferenzgeschäft eine entscheidende Rolle spielt. Eine Anfrage von finews.ch dazu bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) blieb bisher ohne Antwort.

Die Frage ist viel eher, ob die massiv bessere Zinsmarge der hiesigen Banken auch hierzulande zum Politikum wird. Wie sich aus dem Semesterausweisen von Retailbanken ablesen lässt, legten die Erträge im Zinsgeschäft im mittleren zweistelligen Prozentbereich zu. Auch die Aufwendungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) für Zinsen für Giroguthaben erreichten im ersten Semester 3,3 Milliarden Franken.

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