Mit Colm Kelleher präsidiert ein Ire die grösste Bank des Landes, und UBS-Chef Sergio Ermotti hat viele Jahre im Ausland gearbeitet. Eine neue Studie relativiert jedoch das Bild vom globalen Schweizer Bankmanager.

Spätestens seit der Jahrtausendwende hat sich die Globalisierung stark beschleunigt. Eng damit verbunden ist die Diskussion um die Entstehung einer globalen Wirtschaftselite. Dabei gehen die Meinungen darüber, ob eine transnationale Wirtschaftselite Realität oder Mythos ist, zum Teil weit auseinander.

Unternehmerische Netzwerke und Kapitalbeteiligungen, aber auch die Zusammensetzung des Topmanagements und der Verwaltungsräte von Unternehmen deuten jedoch darauf hin, dass sich eine Wirtschaftselite teilweise herausgebildet hat.

Transnationale Wirtschaftselite

In einer neuen Studie der Universität Fribourg gehen die Autoren Pedro Araujo und Eric Davoine nun anhand von Führungskräften im Schweizer Bankensektor der Frage nach, wie mobil die transnationale Wirtschaftselite ist. Ihre Analysen zu den Bankmanagern fallen nicht so eindeutig aus, wie man vielleicht vermutet hätte.

Sie stützen sich auf eine Datenbank mit 186 Führungskräften der 28 grössten Schweizer Banken im Jahr 2020 sowie auf 20 Interviews mit Peronalchefs (Chief Human Resources Officers) und 15 Interviews mit Bankmanagern.

Geografische Mobilität

Die Autoren sammelten unter anderem Daten zur Ausbildung und zum beruflichen Werdegang anhand von Geschäftsberichten sowie Profilen auf dem Online-Dienst Linkedin und analysierten die geografische Mobilität der Schweizer Bankenelite im Alter zwischen 30 und 60 Jahren.

Dabei zeigte sich unter anderem, dass die Führungskräfte im Schweizer Bankensektor im Durchschnitt rund 15,5 Jahre in der Schweiz verbrachten. Rund 1,5 Jahre entfielen auf Europa (ohne Grossbritannien), ein Jahr auf die USA sowie acht Monate auf Grossbritannien oder sechs Monate auf Asien.

Nur eine Minderheit

Insgesamt stellen die Autoren fest, dass transnationale Mobilität im Schweizer Bankensektor nicht verallgemeinerbar ist. Sie findet nur bei einer Minderheit von Bankern statt, die vor allem bei Grossbanken und Vermögensverwaltern arbeiten, und zwar in Form von mehreren längeren Aufenthalten ausserhalb der Schweiz während der gesamten Karriere. Diese Banker sind häufig nicht Schweizer Bürger und arbeiten oftmals in einer globalen Stadt in ihrem Heimatland.

Die meisten Führungskräfte im Schweizer Bankensektor verbringen die Karriere im Heimatland, mit einigen wenigen Auslandsaufenthalten zu Beginn der Bankkarriere, aber selten nach dem 40. Altersjahr. Die Mobilität folgt im Wesentlichen der Geographie der Weltstädte. Die Führungskräfte waren im Laufe ihrer Karriere vor allem in den wichtigsten Finanzzentren der Welt wie New York und London.

Karriereschritt USA

Bei den Grossbanken ist die Häufigkeit der transnationalen Berufserfahrung am höchsten. Diese Banker bleiben im Durchschnitt knapp 11,6 Jahre in der Schweiz. Die Analyse unterstreicht insbesondere die Bedeutung der Berufserfahrung in den USA. Führungskräfte von Schweizer Grossbanken verbrachten rund 6,2 Jahre in den USA.

Im Vergleich dazu liegt beispielsweise Grossbritannien mit nur 1 Jahr deutlich zurück. Immerhin rund 1,8 Jahre verbrachten die «Grossbanker» in Asien und fast gleich lange in Europa.

Auch unter Schweizern weit verbreitet

Dies lässt sich zum Teil mit der Nationalität erklären, denn der höchste Anteil nicht-schweizerischer Bankmanager findet sich bei der Credit Suisse und der UBS. Diese Kader begannen ihre Karriere in der Regel ausserhalb der Schweiz, oft in ihrem Heimatland. So arbeiteten 58 Prozent der oberen Chargen vor ihrem 40. Lebensjahr ausserhalb der Schweiz.

Aber auch unter den Schweizer Führungskräften der Grossbanken ist grenzüberschreitende Erfahrung weit verbreitet. Nur vier von neun Schweizer Topmanagern waren während ihrer gesamten Karriere ausschliesslich in der Schweiz tätig.

Kantonal- und Regionalbanken stark in der Schweiz verankert

Relativ ähnliche Karriereverläufe weisen die Führungskräfte der Kantonalbanken und der Regionalbanken auf. Beide Gruppen verfügen über Führungsgremien, die sich mehrheitlich aus Schweizerinnen und Schweizern zusammensetzen (rund 97 Prozent). Ihr beruflicher Werdegang ist stark in der Schweiz verankert: Sie haben im Durchschnitt 23,6 Jahre in der Schweiz verbracht.

Rund ein Fünftel dieser Führungskräfte hat mindestens zwei Jahre im Ausland gearbeitet. Trotz der starken Verankerung in der Schweiz haben diese Manager im Vergleich zu den Spitzenkräften der anderen Bankengruppen häufiger ein Executive-Programm an international renommierten Business Schools absolviert.

Vermögensverwalter europäisch orientiert

Kader in Vermögensverwaltungsbanken weisen die zweithöchste grenzüberschreitende Mobilität auf: Mehr als drei von vier Führungskräften haben mindestens zwei Jahre ausserhalb ihres Heimatlandes gearbeitet. Im Gegensatz zu den Führungskräften der Grossbanken konzentriert sich ihre Mobilität jedoch hauptsächlich auf europäische Länder, mit durchschnittlich rund 3,2 Jahren in Europa und 1,5 Jahren in Grossbritannien.

Da die Vermögensverwaltungsbanken ihre Aktivitäten insbesondere auf das europäische Ausland ausgedehnt haben, erleichtert ihre Präsenz in anderen europäischen Finanzzentren die Rekrutierung von nicht schweizerischen Führungskräften. Diese machen rund ein Drittel ihres Kaders aus.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.62%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.08%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel