In Europa würden die grossen Banken von den Behörden und der Politik daran gehindert, zu expandieren und erfolgreich zu sein, behauptet UBS-Chef Sergio Ermotti. Es sei schade, dass es immer eine Krise brauche, um Sinnvolles zu schaffen.

«Im Bankwesen finden alle Fusionen, die irgendeinen Wert schaffen, in Momenten des Stresses statt», sagte UBS-Chef Sergio Ermotti in einem Interview mit Nicolai Tangen, dem Chef des norwegischen Staatsfonds Norges Bank Investment Management (NBIM), der mit einer Beteiligung von 4,64 Prozent oder umgerechnet rund 4,35 Milliarden Franken, hinter dem US-Asset-Manager Blackrock der zweitgrösste Aktionär der Schweizer Grossbank ist.

«Schauen Sie sich die US-Banken an, und wie sie in ihre Position gekommen sind. Es geht darum, dass sie während der Finanzkrise Banken übernehmen konnten, die kurz vor dem Zusammenbruch standen oder scheiterten», so Ermotti weiter in dem Podcast, der am Mittwoch – zuerst in der «Financial Times» (Artikel hinter Paywall) publiziert wurde. «Es ist schade, dass es immer eine Krise braucht, um etwas Sinnvolles zu schaffen.»

Heftige Kritik

Vor diesem Hintergrund geht Ermotti in dem Gespräch hart mit den europäischen Politikern und Aufsichtsbehörden ins Gericht. Sie würden die (europäischen) Banken absichtlich unterdrücken und es den US-Rivalen ermöglichen, weltweite Dominanz zu erlangen. Diese Tatik stehe in krassem Gegensatz zu den US-Aufsichtsbehörden, die ihre Banken ermutigen würden, international zu expandieren, so der UBS-Chef weiter.

«Europa hat alles unternommen, um es den Banken zu verunmöglichen, grösser und erfolgreich zu sein», monierte Ermotti. In Europa gebe es den politischen Wunsch, nicht zuzulassen, dass Banken (in Europa) zu gross würden.

In «Friedenszeiten» unmöglich

Mit Blick auf die Schweiz sagte Ermotti, die UBS habe sich im März 2023 auf Geheiss der Schweizer Behörden bereit erklärt, die Credit Suisse (CS) zu retten. Der einzige Grund, warum die UBS ihren Rivalen übernahm, war, dass die CS nach Jahren des Verlusts pleite gewesen sei.

Der norwegische Staatsfonds hatte seine Beteiligung an der UBS nach der Übernahme der CS von 3,5 Prozent auf nunmehr 4,64 Prozent erhöht. Es sei die Art von Transaktionen, die man in «Friedenszeiten» nie machen könne, begründete Nicolai Tangen das Engagement. In den vergangenen vier Jahren avancierte der NBIM zum grössten Staatsfonds der Welt.  

 

 

 

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