Dank des Verkaufs der Rechte an ihren Songs haben Musiker lange gross Kasse gemacht. Mit der Zinswende flaute der Markt ab. Doch nun überrascht die amerikanische Hardrock-Band Kiss mit einem Megadeal.

Gene Simmons hatte schon immer ein Gespür für Geschäfte. Er gründete eine eigene Filmproduktions-Firma (Erebus Pictures), hat sein eigenes Magazin (Gene Simmons Tongue Magazine), sein eigenes Label (Simmons Records) und eine Zeichentrickserie (My Dad the Rock Star). Weiter ist der Mitbegründer amerikanischen Hardrock-Gruppe Kiss an einer Restaurant-Gruppe beteiligt (Rock & Crews) sowie des Teams der LA Kiss Arena Football League in Anaheim, Kalifornien.

Songkatalog und Namensrechts für 300 Millionen verkauft

Nun hat er zusammen seinen Bandkollegen wohl das grösste Geschäft bisher eingefädelt: Sie verkauften die Rechte an ihrer Musik, ihren Namen und ihrem Bild an die schwedische Firma Pophouse, die von Björn Ulvaeus gegründet worden ist, selber ein Mitglieder der legendären schwedischen Popgruppe Abba. Geschätzter Kostenpunkt: 300 Millionen Dollar.

Der Deal kommt, nachdem sich der Markt mit den Songrechten zuletzt merklich abgekühlt hat. Rod Stewart («Sailing», «Maggie May»), mit 250 Millionen verkauften Alben einer der erfolgreichsten britischen Musiker, bekam noch 100 Millionen Dollar für den Verkauf der Rechte an seinen Songs und einiger an seinem Namen, wie zu Beginn dieses Jahres publik wurde.

Ältere Stars erzielen höhere Preise – aus Risikogründen

Dies erstaunt. Denn normalerweise erzielen die Kataloge von älteren Stars höhere Preise, da aufgrund ihrer jährlichen Tantiemen-Einspielungen (Multiples), die Risiken besser kalkulierbar sind als bei jüngeren Musikschaffenden.

Vor der Zinswende hätte der britische Barde deshalb wohl mehr rausgeholt. Damals, als das Geld noch billig war, schien es nach oben fast keine Grenzen zu geben. Singer- und Songwriter Bob Dylan trat die Autorenrechte 2020 für geschätzte 300 Millionen Dollar an Universal Music ab, Rocker Bruce Springsteen soll gar 550 Millionen Dollar bei seinem Deal mit Sony eingestrichen haben.

Bruce Springsteen (Bild: Shutterstock)

Wer die Songrechte besitzt, macht dauernd Kasse

Songrechte versprechen einen ewigen Quell an Einnahmen. Wer sie besitzt, kassiert immer dann, wenn ein Song verwertet wird: sei dies in Filmen, in der Werbung, als Coverversion, bei Live-Auftritten oder auf Streamingportalen. «Last Christmas», der Weihnachtsklassiker schlechthin, bescherte dem britischen Musiker George Michael bis zu seinem Tod jährlich rund 9,7 Millionen Dollar; veröffentlicht wurde der Song 1984.

«Utopia Music» hat genau dies zu einem Geschäftsfeld entwickelt. Das Zuger Unternehmen entwickelt eine Softwareplattform für das Management von Urheberrechten. Diese analysiert alle Radio- und TV-Stationen und Kollaborationen mit Streamingdiensten abgeschlossen, um mehr aus den Gelder aus den Multiples rauszuholen. Innert kürzester Zeit war das Startup, an dem der Avaloq-Gründer Francisco Fernandez betiligt ist, bereits mehrere hundert Millionen wert.

Shakira und Red Hot Chili Peppers im Portfolio

All dies beflügelte zuletzt die Fantasien von immer mehr Fondsgesellschaften. Eine der grössten im Markt ist Hipgnosis Songs Fund. Der britische Investmentfonds wurde 2018 von ehemaligen Musikmanagern und Investmentbankern gegründet und umfasst nicht weniger als 65’000 Songs, darunter knapp 3’800 ehemalige Nummer 1-Songs.

In ihrem Sortiment führ der Fonds Namen wie Red Hot Chili Peppers, Mark Ronson, Shakira (Bild unten), Neil Young oder Blondie. Allerdings war der Appetit wohl ein wenig zu gross. Zuletzt mehrten sich die Meldungen, dass der börsennotierte Fonds Mühe Schulden zu bedienen und deshalb einen Teil der Rechte an die US-Finanzinvestorin Blackstone abstossen will.

Shakira

Shakira (Bild: Shutterstock)

Show mit Avataren geplant

Dies soll den neuen Eigentümerin der Kiss-Rechte nicht passieren. Pophouse will den Deal nutzen, um die legendären amerikanischen Hardrocker mit ihren bemalten Gesichtern als Avatare in einer Show auftreten zu lassen. Genau gleich wie bei «Abba Voyage» (siehe Video unten), der digitalen Reinkarnation der legendären schwedischen Popgruppe.

Vor knapp zwei Jahren feierte die Show in London Weltpremiere und spielt seither monatlich zwei Millionen ein. Ob die Rechnung auch bei Kiss aufgeht, wird sich zeigen. Aber live werden die US-Rocker nicht mehr auf der Bühne zu sehen sein. Am 3. Dezember 2023 gaben sie nach 50 Jahren in New York ihr letztes Konzert.

 

 

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