Nach dem fulminanten Börsenaufschwung der vergangenen Monate gehen die Schweizer Vermögensverwalter bis Jahresmitte von eher schwächeren Märkten aus. 

Der Wahlsieg von Donald Trump in den USA hat zunächst die Börsen beflügelt und verhalf dabei auch dem Dow Jones Industrial Average (Dow Jones Index) zu einem historischen Hoch. Der nach wie vor guten Stimmung an den Märkten scheinen die Schweizer Vermögensverwalter aber immer weniger trauen. In den kommenden drei Monaten – nicht zuletzt mit Blick auf die Wahlen in Holland und Frankreich – rechnen sie mit tieferen Kursen.

Dies geht aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich 112 Personen.

Angesichts der neuen Ausgangslage rechnen mittlerweile mehr als 20 Prozent der befragten Vermögensverwalter in den kommenden drei Monaten mit sinkenden Kursen im Swiss Market Index (SMI). Ende September waren es erst 12 Prozent gewesen (vgl. Grafik).

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Eine ähnliche Stimmung offenbart sich auch mit Blick auf Europa, wo 24 Prozent (Vorquartal: 16 Prozent) der Umfrageteilnehmer tiefere Kurse im EuroStoxx50 erwarten. Beim S&P500 in den USA gehen inzwischen 28 Prozent (Vorquartal: 20 Prozent) der Befragten von tieferen Kursen aus.

Uneinheitliche Entwicklung

Mit Blick auf die Zinsentwicklung gehen noch 74 Prozent der Befragten (Vorquartal: 82 Prozent) von steigenden Zinsen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen aus.

Demgegenüber fallen die Prognosen für Deutschland uneinheitlich aus: 6 Prozent der Umfrageteilnehmer (Vorquartal: 7 Prozent) gehen von tieferen Zinsen bei den 10-jährigen Staatsobligationen aus, während 25 Prozent der Befragten (Vorquartal: 22 Prozent) eine Zinserhöhung in den nächsten drei Monaten erwarten. Klar ist einzig, dass 69 Prozent der Vermögensverwalter von einer unveränderten Zinssituation ausgehen, während es vor drei Monaten 71 Prozent gewesen waren.

Status quo bei den Schweizer Zinsen

In der Schweiz gehen jetzt 74 Prozent der Befragten (Vorquartal: 68 Prozent) von gleichbleibenden Zinsen aus. Der Anteil jener Vermögensverwalter, die tiefere Zinsen erwarten, ist auf 6 Prozent (Vorquartal: 11 Prozent) gesunken. Nur noch 20 Prozent der Vermögensverwalter erwarten höhere Zinsen, nach 21 Prozent im Vorquartal (vgl. nachfolgende Grafik).

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Stabiler Euro zum Franken

Bei den Währungen geht eine Mehrheit von 56 Prozent der befragten Vermögensverwalter (Vorquartal: 63 Prozent) von einem stabilen Euro gegenüber dem Franken aus. Im Vergleich zum Dollar dürfte sich die europäische Einheitswährung abschwächen, während das Verhältnis Dollar/Franken eher auf eine Stagnation zum «Greenback» hindeutet (vgl. nachfolgende Grafik).

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Mehr Aktien in den Portfolios

Aufgrund der eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen haben viele unabhängige Vermögensverwalter in ihren Portefeuilles die Liquidität deutlich reduziert. Gleichzeitig haben sie ihren Anteil an Obligationen (Bonds) wieder leicht erhöht, was zusätzlich die eher verhaltenen Erwartungen bestätigt.

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Konkret präsentiert sich die Zusammensetzung wie folgt: Der Anteil an Aktien beträgt nun 45 Prozent (Vorquartal: unverändert), derjenige der Obligationen 27 Prozent (Vorquartal: 25 Prozent), während die Liquidität 10 Prozent (Vorquartal: 16 Prozent) ausmacht.

Alternative Anlagen liegen unverändert bei 10 Prozent, während der Anteil an Gold und anderen Edelmetallen 5 Prozent (unverändert) beträgt, wie der AVI-Umfrage weiter zu entnehmen ist (vgl. obige Grafik, Zahlen teilweise gerundet).

Ein Blick in die nahe Zukunft

Bis in drei Monaten rechnen die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem SMI von 8'450 (aktuell: 8'671), einem stabilisierten Goldpreis um die 1'250 Dollar die Unze (Vorquartal: 1'350 Dollar), einer Parität beim Währungspaar Dollar/Franken (unverändert) sowie mit einem Wechselkurs von 1.08 Franken je Euro (Vorquartal: 1.09 Franken).

• Der nächste AVI erscheint Anfang Juli 2017.